100 Clevere Tipps - Digitalfotografie
Fall eine etwas andere Bedeutung verbunden ist.)
87. Richtig scharfzeichnen
Digitale Bilder sind wegen der heute üblichen Aufnahmetechnik gleichsam von Haus aus etwas unscharf. Bei der Umwandlung zum JPEG wird deshalb das Bild meist schon in der Kamera geschärft. Und auch viel RAW-Konverter können das Bild während der Umwandlung schärfen. Diese Grundschärfung sollte (in milder Form) für jedes Bild erfolgen.
Doch im weiteren Verlauf der Bildbearbeitung können erneut Unschärfen auftreten, z. B. durch Größenveränderungen oder weil das Foto gedreht wird. Dann muss erneut scharfgezeichnet werden. Während die kamerainterne Scharfzeichnung nur grob in der Stärke beeinflusst werden kann und auch die Schärfung im RAW-Konverter meist nur wenige Optionen zulässt, gibt es in der Bildbearbeitung verschiedene Wege mit vielen Variationsmöglichkeiten.
Bevor ich jetzt auf konkrete Verfahren eingehe, möchte ich kurz erklären, was beim Schärfen eigentlich passiert: Dem Bild werden keine neuen Details hinzugefügt – woher soll die Kamera wissen, was sich in der unscharfen Partie versteckt! (In den Spionagethrillern sind zwar immer irgendwelche Computerfreaks zu sehen, die aus drei unscharfen Bildpunkten ein leserliches
Autokennzeichen schaffen, aber bis in die handelsüblichen Programme sind diese revolutionären Hollywoodtechniken noch nicht vorgedrungen.) Anstatt fehlende Details hinzuzufügen, wird lediglich der Eindruck der Schärfe erhöht, indem die Kanten im Bild verstärkt werden.
In der stark vergrößerten Abbildung ist links ein unscharfer Übergang, der rechts zur Verdeutlichung des Verfahrens extrem stark unscharf maskiert wurde. Der (hier für normale Anwendun gen zu sehr (übertriebene) Effekt zeigt sich in einer sehr starken Kontrast anhebung, die zu einer zu hellen und zu einer zu dunklen Linie führt („Halo“).
Erscheint etwa an einer unscharfen Kante zwischen Weiß und Dunkelgrau ein fließender Übergang von Dunkelgrau über Grau zu Weiß, werden durch das Scharfzeichnen die dunklen Bereiche des Übergangs abgedunkelt, die hellen Bereiche aufgehellt, um möglichst wieder eine optimale Kante zu erhalten.
Für dieses Scharfzeichnen gibt es verschieden Verfahren, auf die ich in den folgenden Tipps eingehen werde. An erster Stelle gilt es aber drei Punkte zu beachten:
1) Die Schärfung muss auf das Wiedergabeverfahren abgestimmt sein, Monitorbilder benötigen eine andere (schwächere) Schärfung als Bilder für den Ausdruck.
2) Bilder sollten, wenn möglich, abgesehen von der Grundschärfung (bei der Umwandlung der Sensordaten) immer nur einmal geschärft werden. (Das kann dann aber in mehreren Schritten erfolgen.)
3) Sie sollten immer erst zum Schluss der Bildbearbeitung schärfen.
Ein Bild, dass für den Tintenstrahler auf optimale Schärfe getrimmt wurde, ist für den Monitor leider meist überschärft. Und jedes erneute Schärfen führt dazu, dass die künstlichen Kanten des vorherigen Schärfens betont werden, was zu hässlichen Fehlern führen kann. Deshalb sollte man (nach der RAW-Konvertierung oder kamerainternen Schärfung) möglichst immer nur wohlüberlegt ein einziges Mal schärfen. Das muss zum Ende der Bearbeitung sein, denn erst zum Abschluss der Bildbearbeitung ist sicher, dass die Bilder nicht weiter transformiert werden, dass also keine neue Unschärfe ins Bild kommt, die dann erneutes Schärfen nötig macht. Und erst zum Ende kann man womöglich eine Version des Bildes für den Monitor und ein weitere für den Ausdruck schärfen.
Zum Schärfen gibt es verschiedene Methoden. Die erste Empfehlung lautet: „unscharf maskieren“ (USM) . Dahinter verbirgt sich eine alte Technik, die einem Verfahren aus der analogen Dunkelkammer nachempfunden ist. Wenn aus dem Dialog Filter „Unscharf maskieren“ ausgewählt wurde, öffnet sich ein Fenster mit mehreren Reglern. Hier kann festgelegt werden, wie das Bild geschärft wird. Mit dem Schwellenenwert legt man fest, wie stark sich zwei Bereiche unterscheiden müssen, um berücksichtigt zu werden. Mit Radius wird eingestellt, wie weit die Aufhellung bzw. Abdunklung vom Mittelbereich des Grauverlaufs aus gehen soll, um den Eindruck einer Kante zu erzeugen. Schließlich wird mit Stärke festgelegt, wie intensiv die Veränderung in dem Bereich ist. Übliche Werte für Digitalfotos spielen sich in folgenden Bereich ab: Stärke 60 (bis 100, maximal 200); Radius 0,4 (bis 1, maximal 2); Schwellenwert 0 (bis 2). Aber das sind nur
Weitere Kostenlose Bücher