100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten
erhofft, wird enttäuscht – es sei denn, er kennt einen Jäger, der ihn mit fernab deutscher Landesgrenzen geschossenen Wildvögeln versorgen kann.
Gezüchtet wird allein die ursprünglich aus Japan stammende Gattung Coturnix Coturnix japonica.
In Japan, Frankreich und Kanada gibt es viele Zuchtfarmen, die sich aus Renditegründen natürlich stark für die Fruchtbarkeit der Vögel und Erfolge bei der Eiablage interessieren. Doch wie bei allen Zuchttieren zählen für den guten Fleischgeschmack vor allem artgerechte Haltung und Futter. Recht gute Erfahrungen habe ich mit der französischen Wachtel aus Challans gemacht. Sie wird mindestens zu 70 Prozent mit Cerealien ernährt und verfügt über nicht weniger als 100 Quadratmeter Auslauf pro Tier. Das ist doch fast schon ein Leben in Freiheit, zumindest hat diese Wachtel weit mehr Platz als z. B. in deutschen Mietwohnungen für Kinderzimmer vorgesehen ist. Mit 30 (gemeint sind natürlich 30 Tage), darf sie dieses Gehege in Anspruch nehmen. Geschlachtet wird ab dem 42. Tag. Aber gerade mal 15 Züchter wollen ihren Wachteln diese Lebensdauer gönnen.
Solche Wachteln werden vor Ort stets als »ganzer Vogel« verkauft, mit Kopf, jedoch ohne Innereien. Sie wiegen etwa 150 bis 200 Gramm. Einige der japanischen Wachtelsorten sind übrigens wahre Sumoringer: Sie heißen im Handel Jumbo oder Royal und bringen 300 Gramm oder mehr auf die Waage.
Zumindest die Challans-Vögel schmecken zart, fest, delikat, auch wenn sie oft nicht an Wildgeflügel herankommen. Zum Ausgleich sind sie täglich in gleichbleibender Qualität lieferbar. Auch das ist halt die Küchenwelt von heute.
Walderdbeeren
In den Familiengärten meiner Kindheit wuchsen zwei Sorten Erdbeeren: Die großfruchtige »Ananas«-Erdbeere (warum die wohl so heißt?) und die viel kleinere Monatserdbeere. Die Pflanzen der Ananas-Sorte wurden sorgfältig mit Holzwolle umrahmt, damit die schweren Früchte beim Reifen nicht auf der Erde zu liegen kamen, dadurch Fressfreunde zur Mahlzeit einluden oder zu faulen anfingen. Diese »Unterfütterung« war von früh an meine Aufgabe. Ebenso die Überwachung des Reifungsvorgangs. Ich fühlte mich dabei wie ein Schiffsjunge im Ausguck.
Weder die »Ananas« noch die Monatserdbeere – die angeblich die Nachzucht der Walderdbeere ist – kamen jedoch an Duft und Geschmack der Walderdbeeren heran. Die wurden bei Wochenendausflügen erjagt. Allein die Erinnerung daran lässt den Duft von sonnenbeschienenen Waldböden und Lichtungen in meine Nase steigen, und ich meine, noch immer das Surren der Bienen und Insekten zu hören, ebenso wie das Knacken der Zweige, auf die wir traten. »Erdbeer brocken (pflücken)« war bei allen Familienmitgliedern ebenso beliebt, wie später im Herbst das Pilzesammeln. Das ging in einer stillen, genussvollen Konzentration vor sich und hatte fast etwas Feierliches an sich. Worte waren nicht nötig. Nur manchmal deutete jemand auf den blauen Himmel, wo ein lautloses Flugzeug einen Kondensstreifen gemalt hatte, oder es gab einen kurzen Schmerzenslaut, wenn sich jemand mit dem Fuß in einer Brombeerranke verfing.
Das Schälchen Walderdbeeren mit flüssiger Sahne schlug jedes andere Dessert. Was man heute auf den Märkten manchmal als »echte Walderdbeeren« angeboten bekommt, kann sich mit denen der Kindheit nicht messen. Ob es nur am Selberpflücken lag?
Ich denke nicht. Als Kind habe auch ich mit meiner Großmutter an jedem Wochenende Walderdbeeren gesucht und kann mich noch recht gut an den Geschmack erinnern. Vielleicht haben die Markterdbeeren ja unter dem Transport gelitten, vielleicht wurden sie zu früh gepflückt? Oder es handelt sich um Importware, der die lange Reise ebenfalls nicht gut getan hat. Auch für unsere Supermärkte werden z. B. »Walderdbeeren« aus Serbien geliefert – übrigens ein Land, das auch in der Himbeerproduktion weltweit führend ist. Die Waldfrüchte gibt es frisch, im 125 Gramm-Päckchen, tiefgefroren oder als Konfitüre mit ganzen Früchten. Ich habe diese Erdbeeren einmal reif vor Ort verkostet, und der Geschmack kam sehr nahe an meine Kindheitserinnerungen heran. Aber wie gesagt: Pflücken zum falschen Zeitpunkt, lange Transportwege und damit verbundene Temperaturschwankungen können den Geschmack beeinträchtigen.
Außerdem will ich mich nicht dafür verbürgen, dass jede kleine Erdbeere auch eine europäische Walderdbeere (Fragaria vesca) ist. Deutschland verfügt beispielsweise über eine schöne
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