100 Prozent Anders
Sunset“ und „When Will I See You Again“ sang ich in spanischer Sprache. Aus dem Song „Across the World Tonight“ wurde „Barcos de Cristal“, und ich landete in Argentinien damit einen Nr. 1-Hit. Das Lied war der Titelsong einer argentinischen Soap und wurde somit landesweit populär. Ich schaffte auch einen beachtlichen Hit mit dem Song „When Will I See You Again“ aus dem gleichnamigen Album. Hierbei handelte es sich um die Coverversion des Klassikers von The Three Degrees. Ich nahm diesen Titel auch mit den drei Damen auf, die waren herrlich! Wir machten sogar Promotion in Deutschland und hatten einige gemeinsame TV-Auftritte. Ich wohnte damals noch auf meinem Bauernhof bei Koblenz und brachte sie in einem bezaubernden Landhotel an der Mosel unter. Viel später erzählten sie mir, dass dies nun gar nicht ihr Geschmack war. Sie wollten etwas mehr „Intercontinental-Likes“, mit „international TV and Lobby and Bar“. Okay, daran war an der Mosel nicht zu denken, denn internationales Fernsehen besteht dort im Ausblick aus dem Fenster auf die wunderbare Natur.
Egal, ich hatte viel Spaß mit den Damen, und die Single hielt sich elf Wochen lang in den deutschen Charts …
Claudia und ich hatten also jedenfalls, wie gesagt, ein gemeinsames Abendessen bei Ralf und seiner Frau in Los Angeles. Wir tauschten alte Erinnerungen aus.
Zwei Tage später, als ich in unsere Hotel-Suite kam, hörte ich den Anrufbeantworter ab. Vier Nachrichten, eine davon war von Götz Kiso. Ich erinnere mich nicht mehr an den genauen Wortlaut, aber er bat um Rückruf in seinem Hotel, da er auch gerade in L. A. weilte. Die Welt ist ein Dorf!
Am nächsten Tag rief ich ihn zurück. „Hallo, Herr Kiso, hier ist Thomas Anders“, meldete ich mich. – „Hallo, Herr Anders. Ich suche Sie schon überall“, anwortete er. – „So, ist was passiert?“ – „Ich würde Sie gerne treffen. Wo wohnen Sie, und wann haben Sie Zeit?“ – „Ich bin im ‚Beverly Hilton‘. Wir könnten uns morgen gegen 20 Uhr an der Bar treffen.“ – „Ja, gern. Dann sehen wir uns morgen“, verabschiedete er sich.
Was wollte Götz Kiso von mir? Und warum war es so wichtig? Ich hatte ja noch einen Tag Zeit, mir Gedanken zu machen.
***
Ich traf Götz am kommenden Tag in der Bar, und wir plauderten. Er erzählte mir, dass er bei Ralf Stemmann gewesen sei und dass die beiden auf mich zu sprechen kamen. Götz hatte wohl schon mehrmals versucht, mich zu Hause in Deutschland zu erreichen. Aber ohne Erfolg. Wie auch, ich war ja in L. A.!
Nach einer halben Stunde kamen wir zur Sache. „Thomas, könnten Sie sich vorstellen, mit Dieter Bohlen ein Comeback von Modern Talking zu versuchen?“, fragte er mich.
„Oh“, antwortete ich, „hatte der liebe Dieter eine saftige Steuernachzahlung und braucht jetzt wieder Geld?“, antwortete ich. „Nein, nein, ich meine es ernst. Es geht hier wirklich um ein großes Comeback!“, erklärte Kiso. Ich war verblüfft: „Was soll das? Man startet doch nicht einfach so ein Comeback?“
Ich brauchte mehr Infos, und Götz Kiso gab sie mir.
Hansa/BMG plante ein großes Comeback mit uns beiden. „Wetten, dass …?“ hatte schon zugesagt, Dieter logischerweise auch. Ein Marketing-Budget von rund zwei Millionen Mark stand zur Verfügung, und man war überzeugt, dass das Projekt erfolgreich werden würde.
Ich diskutierte mit Götz Kiso darüber, dass ich mehr Mitspracherechte, Verlagsanteile, höhere Tantiemen und Vorschüsse haben wollte, falls ich mich für ein „Ja“ entscheiden sollte. Götz gab zu erkennen, dass alles Verhandlungssache sei. „Ich brauche etwas Bedenkzeit“, sagte ich zu ihm. „Es ist zu viel passiert, und einfach so ja sagen, will ich nicht.“
Götz hatte Verständnis und sagte, ich solle ihn einfach in ein paar Tagen anrufen.
Als ich in unsere Suite zurückkam, war Claudia noch wach und fragte ganz aufgeregt, was Götz Kiso von mir wolle.
„Er fragte, ob ich wieder Modern Talking machen möchte!“ „Das ist ja großartig“, sagte sie aufgeregt, „das musst du machen. Sag doch mal was.“ „Ich weiß es nicht“, war meine Antwort. „Wie, du weißt es nicht?“ Claudia sah mich ungläubig an. Mit einem nachdenklichen Blick sagte ich zu ihr: „Du hast keine Ahnung, auf was wir uns da einlassen.“
Ich lag die halbe Nacht wach. Sollte ich, oder sollte ich nicht?
Wenn ich an die vergangene Zeit mit Modern Talking und Dieter zurückdachte, drehte sich mir der Magen um. Immer
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