100 Tage Sex
ersten Woche nachhelfen. Bereits auf dem Weg zum Zimmer spürte ich, wie das Blut in mir pulsierte.
»Diese Chinakräuter bringen’s!«, sagte ich zu Annie.
Natürlich bestand auch die vage Möglichkeit, dass zwei Tage Beinahe-Tuchfühlung mit nackten Pornodarstellerinnen meine Libido in Schwung gebracht hatten.
Während Annie duschte, trank ich im Zimmer ein Bier, und als sie mit gerötetem Gesicht, nass und warm ins Bett gekrabbelt kam, wurde meine Lust drängender. Wir fielen fast übereinander her. Nach dem stürmischen Beginn bremste ich mich, um das Vergnügen auszudehnen. Ich brachte sie an den Rand eines Orgasmus, zog mich dann ein weinig zurück, machte sie wieder richtig heiß, brachte sie aber nicht zum Höhepunkt. Als ich sie schließlich erlöste, zuckte sie nur noch vor Lust, und schnell glitt ich in sie hinein.
»Yeah!«, stöhnte sie lächelnd. Dabei klang sie aber nicht wie eine aufgedrehte Pornodarstellerin, sondern einfach wie Annie. Authentisch.
»Ich schwebe wie auf Wolken«, erklärte sie, als wir uns zum Weggehen fertig machten. »Jetzt freue ich mich auf ein gutes Essen und einen Cocktail - oder zwei.«
Nach einem ausgiebigen Abendessen und einer spritzigen Margarita trennte ich mich von den beiden anderen. Nur ich als Reporter hatte von den Veranstaltern eine Freikarte für die anstehende Preisverleihung bekommen. Annie hätte sich eine Karte kaufen müssen - für knapp 500 Dollar. Es versteht sich von selbst, dass unsere Finanzministerin überhaupt nicht daran dachte, eine solche Summe für die Preisverleihung einer Branche auszugeben, die ihr trotz allem nicht besonders am Herzen lag. Eine große Gala der Feinschmeckerbranche? Dafür hätte sie vielleicht größere Summen hingelegt.
»Viel Spaß, Schatz«, sagte sie. »Nimm mich heute Nacht in den Arm, wenn du ins Bett kommst, ja?«
Wir gaben uns einen Abschiedskuss, Shave ging in sein Hotel, und ich folgte einem langen roten Teppich, der mehrere Hundert Meter an Blackjack-Tischen und Roulettekesseln und einarmigen Banditen vorbeilief, bis er den riesigen Festsaal erreichte, in dem die Zeremonie stattfand. Rechts und links vom Teppich drängten sich kameraschwenkende Männer so dicht und nah, so massiv, dass man glauben konnte, durch eine Schlucht zu wandern. Unablässig blitzte es. Männer mit Videokameras baten Pornostars, stehen zu bleiben und zu posieren, was viele auch taten. Mich bat niemand, mich vorzubeugen. Stattdessen schlug mir von den Zaungästen Ehrfurcht und Neid entgegen. Sie glaubten, ich gehörte zur Branche! Das ist stark, dachte ich. Die glauben, ich bin im Pornogeschäft!
Noch heute zählt die Zeremonie zu den seltsamsten und versautesten Veranstaltungen, die ich je besucht habe. Die »Starlets« paradierten meist in Begleitung ihrer Mentoren -
Produzenten und Regisseure der Videos - durch die internationale Meute von Presseleuten. Sie posierten, beantworteten die Fragen der Reporter und zeigten ihre Reize.
»Belladonna!«, rief ein italienischer Journalist. »Gibt es irgendwelche Grenzen, die du nicht überschreiten würdest?«
Punk Belladonna mit ihren Tätowierungen und ihren offensichtlich naturbelassenen Brüsten antwortete: »Ich hatte mal Gruppensex mit zwölf Kerlen. Das war nicht so mein Ding.« Sie erklärte auch, sie stehe nicht besonders auf Frauen, die zu Männern geworden waren, und würde es »nicht wirklich gerne« mit Tieren treiben wollen.
Ein befrackter Kerl mit zurückgeklatschtem Haar und aufgedunsenem Gesicht, der aussah wie ein besonders fieser Mafioso - der miese Typ Gangster, den Tony Soprano persönlich ermorden würde -, schlenderte mit einer ganzen Ansammlung von Starlets in die Pressetraube hinein.
»Ich bin schön und versaut«, sagte eine gelockte Rothaarige, die später am Abend den begehrten »Best Starlet«-Preis einheimste.
Die Pornolegende Ron Jeremy - alberner Schnauzer, Übergewicht, gedrungener Körper und Elefantenpenis - stand neben dem hünenhaften, billardkugelkahlen Eigentümer des Bunny-Ranch-Bordells in Nevada und erklärte, sein Penis befinde sich noch »im Dienst«.
»Noch haben sich um ihn keine Spinnweben gebildet«, erzählte der Zweiundfünfzigjährige. »Jenna Jameson holt mich vielleicht mal ein, aber noch ist es nicht so weit.«
Die »Schauspielerin« Britney Foster wurde sogar gefragt, wo sie ihr Kleid herhabe - wie bei den Oscars! Sie knickste leicht, lächelte und antwortete: »Von Neiman’s.«
Also aus dem Kaufhaus. Vielleicht doch nicht ganz
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