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100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Brown
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brachten. Als endlich auch der letzte
Streit zwischen den Schwestern ausgetragen war, wer die coolere Zahnbürste habe, und beide im Bett lagen, gingen auch wir ins Bett und ignorierten eine Weile den Sex, der noch zu absolvieren war. Wir fuhren unsere Laptops hoch, surften ein bisschen im Internet, lasen die neuesten Meldungen, sahen uns den Wetterbericht an, schrieben E-Mails, so Zeug eben. Wir blätterten in Zeitschriften. Wir tauschten ein wenig Smalltalk aus. Wir blickten auf die Uhr. In etwa einer Stunde wäre der Tag vorbei.
    Annie legte ihre Yogazeitschrift zur Seite. »Ich bin müde und geschafft. Es wäre so verlockend, einfach das Licht auszumachen und wegzudämmern. Wieder mal. Genau wie neulich.«
    »Wie neulich, als du sagtest, tägliche Orgasmen sollten vorgeschrieben sein?«
    »Genau«, antwortete sie. »Da sprachen nur die Endorphine aus mir. Ich war einfach high vom Sex. Heute dagegen bin ich nur kaputt.«
    Zwanzig Minuten später lagen wir Seite an Seite und starrten an die kerzenbeschienene Decke. Wir hatten mit leichtem Schmusen und sanften Küssen begonnen, den erotischen Eröffnungszügen, die normalerweise schnell zu wilder Lust und Vollzug führten. Doch an diesem Abend streikte unsere Libido. Wir brachen das Standardvorspiel ab und plauderten eine Zeit lang über dies und jenes, wobei wir uns beide über die Unterbrechung des normalen Ablaufs ausschwiegen. Nach fünf, sechs Minuten küsste ich zärtlich Annies Lippen. Wir schmusten. Doch erst nach einer gefühlten Ewigkeit (in Wirklichkeit vielleicht vier Minuten) kamen die Dinge auf gewünschte Weise in Schwung: Die ersten Funken flogen, dann bildete
sich Rauch. Bald stand mein Bademantel offen, unsere Hände befummelten den Körper des anderen, Annies Negligé lag achtlos auf den Boden geworfen und wir waren mittendrin. Ein paar Minuten und zwei Orgasmen später schliefen wir beide.
     
    »Viel Glück heute«, verabschiedete sich die Redakteurin für das Ressort Nahrung und Genuss, als ich am nächsten Abend das Büro verließ. Sie war ein geistreicher Mensch mit einem listigen Grinsen und einem durchtriebenen Lachen. Viele meiner Kollegen nahmen an unserem Projekt Anteil, die Genuss-Redakteurin besonders rege. Eine weitere Kollegin, der ich vergangene Woche von unserem Vorhaben erzählt hatte, gestand, sie und ihr Mann seien von unserem Abenteuer so inspiriert worden, dass auch sie beschlossen, es öfter zu tun. Was ich ihr raten könne?
    Per E-Mail schrieb sie: »Wie schafft ihr es, jeden Tag miteinander zu schlafen? Was habt ihr gelernt?«
    Der Marathon lief jetzt fast zwei Wochen. Was hatte ich gelernt?
    Da erst fiel mir auf, dass jemand mich um Sextipps bat. Das stellte fraglos eine Premiere dar. Ich genoss das Hochgefühl ein wenig, dann antwortete ich: »Verlass dich nicht darauf, dass die ›Chemie‹ schon zum Sex führt«, schrieb ich schließlich. »Es ist toll, wenn alle Elemente zusammenspielen und man sich plötzlich im Bett wälzt. Aber wenn du dich auf die Chemie allein verlässt, kommt es nur alle Jubeljahre zum Sex, wenn überhaupt. Plant den Sex. Verständigt euch schon am Morgen darauf, dass ihr den Abend nicht mit Fernsehen, Internetsurfen oder Telefonieren
verbringen werdet. Sondern mit Sex.« (Eine Nebenbemerkung: In dieser Phase der Sexeskalation mit ihrem Mann wurde meine Kollegin mit ihrem vierten Kind schwanger.)
    Eines vergaß ich aber zu erwähnen: Nach zwei Wochen täglichem Sex braucht man abends gelegentlich einen Espresso. Als ich mir gegen jede Gewohnheit noch spät einen braute, hob Annie die Augenbrauen. Sie blickte zwischen Espressotasse und meinem Schritt hin und her.
    »Keine Angst«, sagte ich und konzentrierte meinen Blick auf ihre Brüste.
    Als die Kinder gebadet und ins Bett gebracht waren, begannen wir unsere Vorbereitungen. Da hörten wir das verhängnisvolle »Klick«, und Joni kam ins Zimmer. Sie fragte, ob sie bei Ginger schlafen dürfe. Eigentlich ist es ja bezaubernd, wenn Schwestern nachts im selben Bett lümmeln. In der Praxis funktionierte das aber nur selten, zumindest in unserem Haushalt. Die Mädchen würden flüstern und kichern und spielen, von Schlaf würde keine Rede sein. Und irgendwann mündete der Tanz der Glücklichen Schwestern dann unweigerlich in einem Zusammenprall der Brüllenden Schwestern.
    Aber Joni brachte ihre Bitte so zuckersüß vor, so Shirley-Temple-unwiderstehlich, dass wir nachgaben. Denn ja, wir hatten als Paar eine Mission zu erfüllen, aber gleichzeitig

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