1.000 Euro für jeden
Erwirtschafteten etwas abgeben, haben wir heute noch. Schließlich wird uns ja Geld vom Konto abgezogen oder schlimmer noch, vom Arbeitgeber gar nicht erst ausgezahlt, sondern direkt an den Staat abgeführt. Doch nun ist es ja nicht so, dass wir das Geld wie Äpfel von den Bäumen pflücken oder wie Kartoffeln aus der Erde holen. Geld ist ein »Tauschversprechen«. Wir bekommen es, wenn wir eine Leistung erbracht haben, als Versprechen, dass wir das Geld an anderer Stelle gegen eine andere Leistung eintauschen können. Und woher kommt das Geld? Zunächst vom Unternehmen. Aber das Unternehmen hat das Geld vom Kunden, und zwar nur, wenn der Kunde die Produkte oder Dienstleistungen, die das Unternehmen anbietet, auch wirklich kauft. Am Ende werden alle Steuern also durch die, die konsumieren, getragen.
Wer etwas herstellt, das niemand haben will, hat in diesem Sinne gerade keine Werte geschaffen, sondern Geld verpulvert. Deswegen ist es besonders widersinnig, Unternehmen und Arbeitskräfte zu besteuern, bevor die Waren verkauft sind. Die derzeitigen Einkommen- und Ertragssteuern
Was zahle ich, wenn ich eine Latte Macchiato trinke? Bild aus dem Film »Grundeinkommen – ein Kulturimpuls« von Enno Schmidt und Daniel Häni, Basel, CC. Link zum Film: www.kultkino.ch/kultkino/besonderes/grundeinkommen
verzerrenobendrein die Preisbildung. Am Ende werden nämlich alle Kosten, ob Telefon, Miete oder eben Einkommensteuern in die Produkte und Dienstleistungen »eingepreist«.
Daniel Häni und Enno Schmidt haben in ihrem Film zum Grundeinkommen auf treffende Weise visualisiert, wie sich der Steueranteil in unseren Produkten tatsächlich darstellt: Auf einer Latte Macchiato liegen in der Schweiz derzeit 7,6 Prozent Mehrwertsteuer. Ansonsten setzen sich die Kosten für das Getränk grundsätzlich betrachtet aus Lohnkosten (ca. ½), Waren- und Infrastrukturkosten (je ca. ¼) zusammen.
Bei genauerem Hinsehen (Bild links) ist zu erkennen, dass auf jeden dieser drei Kostenfaktoren jeweils wieder Steuern anfallen, Einkommensteuern, Lohnnebenkosten oder irgendeine andere der vielen möglichen Steuerarten. Der sogenannte Nettopreis eines Produktes enthält in Wahrheit also einen hohen Steueranteil. Im Unternehmerjargon würde man sagen: Die Kosten (also auch die Steuern) werden verkalkuliert. Sämtliche Steuern und Abgaben, also auch Einkommensteuernund Sozialabgaben, werden von den Unternehmen auf den Verkaufspreis ihrer Produkte umgelegt, somit letztlich vom Konsumenten bezahlt. Addiert man all diese Steuern, ergibt sich ein Steueranteil von fünfzig Prozent (Bild rechts). Man könnte diese Steuern im Vorfeld also erlassen und am Ende direkt als Mehrwert- oder Konsumsteuer zusammenfassen. Die Verbraucherpreise blieben insgesamt stabil, da im Gegenzug zur steigenden Mehrwertsteuer die eingepreisten Steuern in den Produktionskosten entfallen. Die Mehrwertsteuer steigt, aber die Herstellungskosten sinken. Der Preis der Latte Macchiato bleibt in unserem Beispiel gleich, und die Befürchtung, die Preise würden sich durch Konsumsteuer einfach erhöhen, erweist sich als unbegründet.
Lüftet man den Schleier der Preise, wird offensichtlich, dass alle Kosten und Steuern, die im Laufe der Herstellung und Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen entstehen, in deren Preisen enthalten sind und somit beim Erwerb durch den Endverbraucher bezahlt werden. Die Produktpreise enthalten sowohl Unternehmensgewinn und -steuern als auch die Kosten für Rohstoffe und Maschinen sowie sämtliche Zahlungen an die Arbeitskräfte, egal ob sie in Form von Gehalt, Lohnnebenkosten oder sonstigen Arbeitgeberleistungen wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsgeld oder Betriebsrente geleistet werden. Am Ende zahlt immer der Konsument.
Im Falle einer einzigen Steuer, nämlich der Konsumsteuer, wüssten wir wenigstens, wie viel und für was genau wir bezahlen. Wobei vielleicht gerade das der Grund ist, warum die Politik gegen diese Art vereinfachter Steuerlast ist: Transparenz erhöht das Widerspruchsrisiko. Es könnte sein, dass auch die Deutschen sich fragen, was mit dem vielen Geld, das sie bezahlen, eigentlich passiert.
Konsumsteuer schafft Gerechtigkeit
Das klassische Gegenargument gegen die Konsumsteuer ist die Sorge, dass die Ärmeren einen größeren proportionalen Anteil ihres Einkommens für sie aufbringen müssten als die Reicheren. Nun könnte man einwenden, dass die derzeitige Einkommensteuer auch nicht wirklich progressiv gerecht ist,
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