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1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

Titel: 1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Jakob Weiher
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mitbenutzen. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich zog mich um und fand auch gleich das naheliegende Freibad — und Ronald. Der hatte sich hier auch schon eingefunden und unterhielt sich angeregt mit einer hübschen, jungen Spanierin, bei der er schon einen Teil ihres Handtuchs erobert hatte.
    Ich kannte diesen Typ Mann aus der Schulzeit. Da hattest Du keine Chance gegenüber den Frauen. Gut aussehend, einen etwas wehleidigen Blick mit einer unverfrorenen, unauffälligen Aufdringlichkeit. Na, mir sollte es recht sein. Mich lachte nach diesem anstrengenden Tag das leicht aufgewühlte, glitzernde, kühle Wasser an. Und das tat so gut!
    Danach bestellte ich mir am Kiosk des Schwimmbades eine Lasagne. Chris, der Besitzer des Kiosks und zugleich Schwimmmeister war Engländer und eine echte Stimmungskanone.
    Jedenfalls klingt Schlagermusik auf Spanisch genau so kacke wie auf Deutsch — aber ich hatte Hunger. Und wie man sich über eine Fertiglasagne freuen kann! Zu Hause hätte ich sie wieder zurückgegeben. Als ich mir gerade mein zweites Serveza con Limon schmecken ließ, kamen drei bekannte Gesichter um die Ecke. Es waren die drei, die ich heute Morgen am Kloster getroffen hatte. Die waren echt hart drauf. Seit fünf Uhr unterwegs, den Aufstieg zum Kloster und den Abstieg zu Fuß. Ins Wasser wollten sie und Hunger hatten sie jetzt auch.
    „Die Lasagne ist super!“ empfahl ich die einzig warme Speise hier. Und so saßen wir wieder beieinander und teilten uns das Essen.
    Irgendwie schien die Pilgerherberge nicht voll zu werden, denn auch die Drei wollten sich einen alternativen Schlafplatz suchen. Richard und Uwe waren eigentlich zu zweit gestartet. Den Holländer Juut, der sich nur mager auf Englisch verständigen konnte, hatten sie in den Pyrenäen aufgegabelt. Seitdem waren sie zu dritt unterwegs. Zwischendurch setzte sich auch Ronald zu uns. Er schaute auf die Aluschalen, in denen noch Soße und Reste von Lasagne übrig geblieben waren. Uwe sah seinen Blick und bot ihm sein Besteck und Brot an. Ich holte mir eine Cola und stellte ihm auch eine hin. Sein Blick beschämte mich ein bisschen.
    Wir unterhielten uns zwei Stunden lang über den Weg, unsere Motive, den Weg zu gehen und es war völlig egal, wer man war oder was man tat. Es ging nur um das Hier und Jetzt und um den Jakobsweg. Dann verabschiedeten sich alle. Sie wollten noch weiter ziehen und einen geeigneten Platz für die Nacht finden.
    Kaum waren sie weg und ich überlegte schon, zu gehen, da kamen die zwei Söhne der französischen Familie auf mich zu und grüßten. In sehr bröckligem Englisch verstand ich, dass sie auch in der Herberge untergekommen waren und nun den Luxus des Schwimmbades genießen wollten. Danach erzählten sie mir, dass sie ihren Urlaub immer mit der Familie zum Wandern nutzen. Und den Jakobsweg hatten sie sich nun für zwei Wochen vorgenommen. Ich freute mich darüber, diese netten Menschen kennen zu lernen und schlenderte bei Sonnenuntergang zufrieden in Richtung Refugio.
    Ich breitete meine Sachen auf dem Bett aus und rollte meinen Schlafsack aus. Die Betten in den Pilgerherbergen verfügen nur über eine Matratze und manchmal über dicke Decken, aber wenn ich schon jede Nacht in einem anderen Bett lag, wollte ich mich zumindest in etwas hygienisch einwandfreies Eigenes kuscheln. Zum Schlafen war es noch zu früh und so setzte ich das erste Mal meinen MP3-Player ein. Ich hatte mir speziell für die Reise ganz bestimmte Musikstücke aufgenommen und so war dies auch das einzige, was mich wirklich mit zuhause verband.
    Ich musste leicht weggedöst sein. Unruhe im abgedunkelten Zimmer weckte mich auf. Und wer war das wohl? Jörg und seine schweigsame Begleitung. Wieder sehr spät und wieder kichernd. Als er an mein Bett kam, tat ich so, als schlief ich tief und fest. Ich hatte einfach keine Lust mehr zu reden.
    Die beiden sollten aber an diesem Abend nicht die allerletzten sein. Zwei spanische Pilger hatten sich auch zum Kloster begeben und den Weg herunter völlig unterschätzt. Gegen dreiundzwanzig Uhr war dann endlich Ruhe und ich fiel in einen tiefen Schlaf.
     

Tag 4
     
    Santa Cilia / Arres / Artieda
     
    Nach einem kurzen Frühstück verließ ich in der Morgendämmerung Santa Cilia. Zwei Kilometer später traf ich Richard, Uwe und Ruut, die noch sehr verschlafen aussahen. Das Übernachten im Zelt in der freien Natur ohne morgendliche Dusche hinterlässt eben Spuren. Dagegen ist das Übernachten in den Herbergen ein

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