Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

Titel: 1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Jakob Weiher
Vom Netzwerk:
drei Kilometer“.
    „Super!“ dachte ich und wunderte mich über die Leichtigkeit, dreiunddreißig Kilometer an einem Tag gehen zu können. Mein Ziel vor Augen füllte ich an einem Brunnen meine Wasserflasche auf und marschierte dem vermeintlich nahen Ziel entgegen. Ich musste aber feststellen, dass „Castiello de Jaca“ eine Art Vorort war und ich bis zu meinem Ziel Jaca noch mal sieben Kilometer zurücklegen durfte.

    Das fand ich gar nicht lustig, denn diese restliche Strecke tat meinen Füssen dann richtig weh — mein Reiseführer hatte es gewusst.
    Wo sich die Pilgerherberge in Jaca befand, wusste ich ja schon vom Vortag. Die freundliche Dame, die Jörg und mir geholfen hatte, noch gestern Abend nach Somport zu gelangen, stempelte mir meinen Ausweis und zeigte mir die Schlafkammern. Dachte ich zumindest, aber ich wurde angenehm überrascht. Nicht zu vergleichen mit dem Zimmer in Somport war der Schlafsaal hier ohne Stockbetten in eine Art Zweierbettkammern aufgeteilt. Und da der ganze Raum noch fast leer schien, reservierte ich mir mal gleich zwei Betten in einer Ecke.
    „So“ dachte ich. Das waren jetzt deine ersten dreiunddreißig Kilometer. Jetzt, wo ich hier bequem auf meinem Bett saß, erschien es mir nicht so schwer gewesen, wie noch auf den letzten Kilometern. Meine Füße taten noch weh und ich war verschwitzt, aber nach einer ausgiebigen Dusche ging es mir besser. Ich legte mich eine halbe Stunde hin und ging dann zum Essen.
    Ich begab mich in die schöne Altstadt des recht lebendigen Städtchen Jaca, das hauptsächlich vom Ski-Tourismus lebt und hatte ein gutes, typisch spanisches Abendessen mit Fisch, Pasta und Wein. Zum Bummeln durch die Stadt hatte ich dann aber keine Lust mehr. Ich war müde und meine Füße wollten nicht mehr laufen. Der lange Weg und der Wein führten mich dann schnurstracks in Richtung Refugio, wie die Pilgerherbergen genannt werden.
    Kurz davor liefen mir Jörg und die wortkarge Frau um eine Hausecke fast in die Arme.
    „Hey, Werner.“ sagte er überrascht, und es war beiden anzumerken, dass sie es sehr eilig hatten.
    „Wir haben einen riesen Hunger und wollen so schnell wie möglich etwas essen. Wir sehen uns ja später noch.“ Ohne eigentlich angehalten zu haben, waren die beiden auch schon hinter der nächsten Ecke verschwunden. Sie hatte wieder nichts gesagt und mich nur kurz angesehen. Sollte mir auch egal sein. Ich wollte eigentlich nur meine Ruhe haben und alleine sein.
    So richtete ich mich für die Nacht ein. Mein zweites Bett war frei geblieben und so konnte ich mich richtig schön ausbreiten. Ich legte mich hin und hörte meine Füße einen Seufzer ausstoßen.
    Um Punkt zehn Uhr ging das Licht aus. Mit mir waren nur etwa zehn Pilger in der Herberge. Jörg und die Schweigsame waren noch nicht da. Schliefen sie vielleicht in einem anderen Raum? Ach — egal. Ich wollte jetzt schlafen.
    Hatte ich dann auch fast. Aber Unruhe im Raum weckte mich wieder auf. Ich erkannte Jörg und Begleitung, deren Abendessen wohl etwas länger gedauert hatte. Und — es machte den Eindruck, dass auch der Wein seine Wirkung tat. Jedenfalls hörte ich den ersten Ton, den die Schweigsame von sich gab — es war ein Kichern. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis endlich Ruhe einkehrte.
     

Tag 3
     
    Jaca / Kloster San Juan de la Pena / Santa Cilia
     
    Mein Schlaf war tief und fest gewesen. Gegen sieben Uhr wachte ich auf. Einige Pilger waren schon weg. Die beiden Kanadier waren dabei, ihre Sachen zu packen. Und das wollte ich auch. Wollte. Als ich mich aufrichtete, fühlten sich meine Waden an wie Beton. Der Abstieg von gestern hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
    Mein erster Blick in meinen Reiseführer beim Frühstück lenkte mich dann aber von den Schmerzen etwas ab. Heute sollte ich das Kloster San Juan de la Pena besuchen. Das Kloster lag nicht auf der Strecke des Jakobsweges. Insgesamt hätte der Umweg fünfundzwanzig Kilometer ausgemacht. Zudem warnte mich mein Reiseführer, dass der anspruchsvolle Aufstieg eher nur etwas für ambitionierte Wanderer sei.
    „Schon verrückt.“ dachte ich, „da nimmt man sich eine Strecke von fast eintausend Kilometer vor und schon am zweiten Tag macht man einen solchen Umweg“. Aber ich wollte mir dieses Kloster unbedingt ansehen. Ich entschied mich, den Hinweisen meines Reiseführers anzuschließen und ließ mich zum fast eintausenddreihundert Metern hoch gelegenen Kloster fahren. Und wurde dafür mit strahlendem

Weitere Kostenlose Bücher