Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

Titel: 1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Jakob Weiher
Vom Netzwerk:
führte. Wie sensationell einfaches, kaltes Wasser schmecken kann. Ich fing laut zu lachen an.
    „Na, die Bestellung wurde schnell erfüllt.“
    Nach diesem erfrischenden Wunder zog ich weiter und freute mich schon auf die Herberge. Die wollte aber nicht so richtig in Sicht kommen. Immer wieder entdeckte ich an einem Berghügel gelegene kleine Orte, aber der Weg wollte einfach nicht in deren Richtung führen. Am späten Nachmittag dann kam Artieda endlich in Sicht. Der Ort lag auf einem Hügel und der Anblick des kurzen, aber steilen Aufstiegs entmutigte mich.
    „Warum bauen die bloß die Pilgerherbergen auf einen Berg?“ moserte ich in mich rein. Nach dreißig Kilometern ist so was wirklich kein Vergnügen. Ich musste immer wieder kurz stehen bleiben und verschnaufen. Dabei blickte ich auf die Mauern der alten Häuser und überlegte, welches davon wohl die Herberge sein würde.
    „Na, das höchst Gelegene natürlich“ hörte ich mich sagen und das wurde dann sofort bestätigt durch eine Art Rapunzelimitation. Aus einem Fenster des obersten Gebäudes winkte mir eine Frau zu und schrie:
    „Huhuh, hier her. Du hast es gleich geschafft.“
    Ich konnte sie nicht erkennen, aber die Stimme kam mir bekannt vor.
    Als ich nassgeschwitzt die Herberge erreichte, empfand ich es als sehr angenehm, dass ich mich zum Anmelden für meinen Schlafplatz in einer Art Kneipe befand. Ein großes Glas Cerveza con Limón, ein Schuss Bier mit Limonade, musste auf dem schnellsten Weg meinen Durst löschen.
    Die Dame, die für die Vergabe der Betten zuständig war, ließ sich bei ihrem angeregten Gespräch mit einem jungen Mann nur sehr widerwillig stören. Aber nach zwei Aufforderungen meinerseits zeigte sie mir dann meinen Schlafraum, in dem ich von einer Frau, die in einem der Betten lag, freundlich begrüßt wurde.
    „Na? Hast du es geschafft?“ sagte sie freudestrahlend und ich erkannte die Stimme von Rapunzel, die aus Wien hierher gekommen war.
    „Ach, du hast mich hierher gelotst und mich ermutigt. Vielen Dank.“ Ich dachte nach, woher ich sie kannte, aber ich war erschöpft und wollte erst mal mein Bett erobern und mich sortieren. Das Zimmer hatte zwei Stockbetten, war also für vier Personen. Ich hatte das letzte, obere Bett in der Ecke bekommen. Ich war froh, dass die anderen Mitbewohner gerade nicht hier waren, denn es war so eng hier, dass sich zwei schon gegenseitig gestört hätten. Aber es gab eine Balkontüre nach draußen, wo ich auf einer kleinen Terrasse an einem alten Wäschereck meine nassen Klamotten zum Trocknen aufhing.
    Als ich wieder ins Zimmer kam, war einer der Mitbewohner, der mich nett begrüßte, im Gespräch mit Rapunzel. Er war groß und sprach mit einem für meine Ohren russischen Akzent mit der Österreicherin. Nachdem ich mich geduscht und umgezogen hatte, ging ich hinaus in den kleinen Garten des Refugios und genoss die schöne Aussicht. Aber nur kurz, bis mich ein leichter Windstoß traf und mir einen furchtbaren Schüttelfrost durch den ganzen Körper jagte.
    „Was war das denn jetzt?“ schoss es mir mit ein wenig Panik durch den Kopf. So etwas kannte ich nur von mir, wenn ich krank war, mir den Magen verdorben hatte. War etwa das wundersame Wasser aus dem Plastikschlauch kein Trinkwasser gewesen? Hatte ich mir jetzt etwa schon die erste Zwangspause eingehandelt?
    „Oh, bitte nicht“, flehte ich, während ich mich unter weiteren Schüttelfrostattacken schleunigst in Richtung meines Bettes aufmachte. Mir schoss die Erinnerung an meinen ersten Aufenthalt in Mexiko City in den Kopf. Ich hatte damals eine Rundreise organisiert und wollte einige Hotels und Sehenswürdigkeiten erkunden. Dabei hatte ich nicht darauf geachtet, dass man in dieser Region kein Leitungswasser zum Zähneputzen benutzt. So hatte ich mir die heftigste Magen- und Darmverstimmung eingeheimst, die ich je gehabt hatte.
    Ich pendelte zwei Tage zwischen Bett und Toilette und den Zimmerservice brauchte ich nur noch anzuklingeln, er brachte dann von sich aus kannenweise den Tee auf mein Zimmer. Das Furchtbarste war aber für mich dieser Schüttelfrost. Ich lag nur mit einem ganz leichten Laken zugedeckt im Bett und bei jeder kleinsten Bewegung lief mir wieder und wieder ein Schauer durch den ganzen Körper. Nie in meinem Leben habe ich mich einsamer und verlassener gefühlt.
    Und das sollte mir jetzt hier bevorstehen? Ich betrat fröstelnd wieder das Zimmer und legte mich sofort schweigend in meinen Schlafsack.
    „Was ist denn

Weitere Kostenlose Bücher