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1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg

Titel: 1000 Kilometer auf dem 1000-jährigen Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Jakob Weiher
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ich meinen Rucksack wieder aufsetzen wollte, kullerte mir mein MP3-Player aus einer der Seitentaschen. Auf ihm hatte ich mir, wie schon erwähnt, für die Reise ganz ausgesuchte Musik kopiert. Bisher hatte ich ihn aber nicht oft eingesetzt. Und da ich den fremden Krach gerade losgeworden war, wollte ich über den Folgenden wenigstens selbst bestimmen.
    Während ich nun bei merklich gestiegenen Temperaturen weiterging in eine Landschaft, die auch eine Steppe hätte sein können, drückte ich auf die Playtaste und in der nächsten Sekunde standen mir alle Nackenhaare hoch. Der Player gab mir den original Soundtrack zu einem John Wayne Western aus einer Wild-West CD auf die Ohren. „The Sons of Katie Elder“ fuhr mir in Verbindung mit der Umgebung und meiner Stimmung durch meinen ganzen Körper.
    Wenn der gute John Wayne auf seinem Braunen mich im Galopp überholt hätte, es hätte mich nicht im Geringsten gewundert. Ich sang und pfiff den Song wieder und wieder mit und ich kann mich nicht erinnern, einmal so lange an einem Stück eine Gänsehaut gehabt zu haben.
    Energiegeladen wie sonst was wanderte ich weiter und am frühen Nachmittag wurden die Temperaturen sehr warm. Mit schätzungsweise um die dreiunddreißig Grad erlebte ich heute meinen wärmsten Tag. Wie hatte es mein Reiseführer beschrieben: In der baumlosen Gegend wird es im Sommer sehr heiß. Ich war nass geschwitzt und langsam merkte ich, wie mir leicht schwindelig wurde.
    Ich hielt Ausschau nach einem schattigen Plätzchen, aber da gab es keines. Nun dachte ich darüber nach, was ich bisher so alles zu mir genommen hatte und merkte, dass ich heute wohl meinen süßen Tag hatte. Außer dem Frühstück in Grañón hatte es lediglich Mars Riegel, Eis am Stiel und Cola Light gegeben. Klar, davon kann einem dann nach fast zwanzig Kilometer bei hohen Temperaturen und Rucksack schleppen schon mal schummrig werden. Zum Glück erreichte ich bei stark gedrosseltem Tempo den Ort Villamayor del Rio und fand schnell ein Fernfahrer-Restaurant. Draußen saß eine Gruppe Schweden, die mir die letzten Tage immer mal wieder begegnet war. Sie versuchten einen Plausch auf Englisch, aber darüber, aus welchen Ländern und Städten wir stammten, kamen wir nicht hinaus.
    Trotzdem ich nun im Schatten saß, ging es mir nicht besser. Also beschloss ich, mir drinnen etwas zu essen zu besorgen. Ich öffnete die Türe zum Gästeraum und erhielt einen Schlag. Der Raum war klimatisiert, aber so was von! Das fand mein Kreislauf jetzt nicht wirklich witzig und ich machte auf dem Absatz kehrt.
    Wieder draußen suchte ich Rat in meinem Reiseführer. Der nächste Ort, mein eigentliches Ziel für heute war noch etwa sechs Kilometer entfernt — bei meinem Zustand und der Hitze nicht zu machen. Bei diesem Gedanken fuhr ein Bus vor und ich brauche nicht zu sagen, welcher Ort sein Ziel war.
    „Nix da!“ hörte ich die Stimme von John Wayne in mir sagen.
    Im Ort, etwas abgelegen, gab es eine Herberge. Ich wollte in meinem Zustand nur noch aus der Sonne und mich hinlegen. Dass die angekündigte Herberge nur eine Bewertung von eineinhalb Muscheln hatte, störte mich jetzt gar nicht. Fünfhundert Meter kriechenden Ganges später kam ich an der wirklich abgelegenen Herberge an, wo mich drei kleine, spielende Katzen begrüßten. Die Herbergsfamilie wohnte mit im Gebäude.
    Die Tochter empfing mich freundlich, zeigte mir ein freies Zimmer mit vier Einzelbetten und stempelte mir den Pilgerpass. Ihre Mutter sei beim Einkaufen, ich solle es mir schon mal gemütlich machen. Das musste ich nicht zweimal hören. Ich legte mich auf mein Bett und schlief sofort ein.
    Zwei Stunden später wachte ich auf und begab mich nach einer Dusche in den Garten der Herberge. Mittlerweile waren andere Pilger eingetroffen, die sich an einem großen Gartentisch im Schatten unterhielten. Ich grüßte kurz, hatte aber keine Lust mich zu unterhalten. Ich entdeckte eine Waschstelle und entschloss mich, meine Klamotten wieder einmal einer Handwäsche zu unterziehen. Es war sehr windig geworden und hier auf dem freien Feld sorgte diese Brise dafür, dass die Wäschestücke auf der Leine fast so schnell getrocknet wurden, wie in einem Wäschetrockner.
    Die Leiterin der Herberge kam heraus mit einem Zettel in der Hand. Sie unterhielt sich mit den Pilgern am Tisch und kam dann auch zu mir.
    „Möchten sie heute Abend an unserem gemeinsamen Essen teilnehmen?“ fragte sie mich auf Englisch, „es gibt eine Suppe, Kartoffeln,

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