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1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

Titel: 1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Kern
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musste ich noch zur JVA, mir eine Haftbescheinigung holen und danach zur tunesischen Botschaft, um alles beglaubigen zu lassen. Als ich alle Papiere zusammen hatte, habe ich mir die Tickets besorgt und bin nach Djerba geflogen.
    Ich hatte mit der Familie ausgemacht, dass sie mir die Kinder zum Flughafen bringen sollen, was sie dann auch taten.
    Ich musste mich noch vier Tage mit den Kindern in einem Hotel auf Djerba aufhalten, da ich am gleichen Tag keine Rückflüge mehr bekommen habe.
    Nach sieben Monaten habe ich es geschafft, meine Kinder wieder nach Hause zu holen, aber das ist eine andere Geschichte. Mein Mann ist hier in Deutschland verurteilt worden. Wir sind mittlerweile geschieden und er lebt immer noch in unserer Stadt. Trotz aller Präventivmaßnahmen, die ich getroffen habe, die Angst vor Kindesentführung bleibt.
    *
    Anhand dieser Geschichte haben wir mit der Betroffenen einmal ausgerechnet, was so ein Fall dem Deutschen Staat und somit uns Steuerzahlern kostet. Nachzulesen im Kapitel „Was Bezness dem Deutschen Staat kostet.“
    Aber hier die nächste Entführungs-Geschichte:
    Wahre Geschichte Nr. 08 – Melanie
Ich habe meine Kinder zurück
    Ich lernte meinen Mann (ich nenne ihn hier R.) im August 2002 während eines einwöchigen Urlaubs in Tunesien kennen. Ich war 20 Jahre alt und zusammen mit meiner Mutter in das Mittelmeerland gekommen. Kurz zuvor hatte meine Mutter ihren Sohn und ich meinen Bruder durch ein Unglück verloren. Wir wollten etwas Abstand gewinnen und uns in der Trauer nah sein. Gleich am ersten Abend trat mir jemand auf den Fuß, der daraufhin schmerzhaft anschwoll. Also saß ich in der Hotellobby und kühlte meinen Fuß mit einem Eisbeutel. Ein gut aussehender Mann trat zu mir und meiner Mutter an den Tisch und erkundigte sich, ob wir einen Arabischkurs gebucht hätten. Während des Gesprächs fiel sein Blick auf meinen Fuß. Spontan bot er sich an, ihn zu massieren. So lernten wir uns kennen.
    Es war wohl Liebe auf den ersten Blick. R. erzählte mir, er sei der Chefanimateur dieses Hotels, 33 Jahre alt und stamme aus Tunis. Nach der abendlichen Vorstellung verabredeten wir uns zu einem Spaziergang im Mondschein. Danach folgte ich ihm in seine Wohnung, die er sich mit zwei anderen Hotelangestellten teilte. Wir verbrachten diese und die folgenden Nächte zusammen. Ich schwebte auf „Wolke sieben“.
    Als wir wieder nach Deutschland zurückkehren mussten – ein Woche kann sehr kurz sein – fiel mir der Abschied sehr schwer. R. fragte meine Mutter, nicht mich, ob er mich wiedersehen werde. Zu seiner Freude sagte sie „ja“.
    Wir telefonierten jeden Abend miteinander, bestätigten uns gegenseitig, wie sehr uns der jeweils andere fehle. Nach einer Woche hielt ich es nicht mehr aus und ich flog, dieses Mal allein, wieder nach Tunesien. Wie im Rausch erlebte ich vier Tage an der Seite meines Geliebten. Wir sprachen erstmals über eine gemeinsame Zukunft in seinem Land. Ich solle zu ihm kommen, er würde weiter als Animateur arbeiten, er würde mir ein Praktikum als Reiseleiterin vermitteln. Ich hatte nichts zu verlieren und willigte ein.
    Während der nächsten beiden Jahre lebten wir also in Tunesien. Da R. nahezu mittellos war, brauchten wir zunächst meine Ersparnisse auf; später fanden wir beide Arbeit, von der wir recht gut leben konnten. Die Nachricht, dass meine Mutter schwanger war, bekräftigte meinen Willen, nach Deutschland zurückzukehren. Kurze Zeit später wurde ich selbst schwanger. Weil ich unbedingt wollte, dass mein Kind in Deutschland zur Welt kam, brachen wir gegen seinen Willen unsere Zelte in Tunesien ab und zogen zurück in meine Heimat.
    Damals hätte ich besser zuhören müssen: R. sagte mir unumwunden, er würde höchstens fünf Jahre in Deutschland bleiben und dann wieder in seine Heimat zurückkehren.
    Zunächst jedoch war unser gemeinsames Leben in Ordnung. Unser Sohn kam 2004 gesund zur Welt, wir fanden eine Wohnung, R. ein paar Monate später Arbeit. R. lebte sich recht gut in seiner neuen Umgebung ein, zumindest glaubte ich dies seinerzeit. In Wirklichkeit fehlten ihm seine Familie, seine heimische Kultur und die Bestätigung durch seinen Beruf. Als Kurierfahrer war er nachts unterwegs, tagsüber fand er dennoch Zeit, sich um seinen kleinen Sohn zu kümmern. So hätte es für uns drei weitergehen können.
    Anfang 2005 zogen dunkle Wolken auf. R. las eine Nachricht auf meinem Handy, die er völlig falsch verstand. Er dachte, ich würde ihn betrügen

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