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1002 - Das weiße Schiff

Titel: 1002 - Das weiße Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aus. Sie könnten die Jäger gezwungen haben, zu verraten, wie sie unbemerkt an uns herankommen können."
    „Keiner von uns würde diesen Wesen unser Signal verraten!" sagte Scoutie empört.
    „Nicht absichtlich", antwortete Mallagan beschwichtigend. „Aber sie haben sicher einige Mittel zur Verfügung, mit denen sie einen solchen Verrat erzwingen könnten."
    „Ein Jäger wird sich eher in Stücke reißen lassen, als diesen Fremden derartige Geheimnisse zu offenbaren", erklärte Scoutie stolz.
    „Ich glaube nicht, daß die Fremden Gewalt anwenden werden", sagte Mallagan ernst.
    „Jedenfalls nicht in der Form, daß sie ihren Gefangenen Schmerzen zufügen. Wenn sie aber über Waffen verfügen, mit denen man über große Entfernungen hinweg Betschiden betäuben und Chircools einäschern kann, haben sie vielleicht auch etwas, was einen Gefangenen zum Reden bringt, ehe er es recht bemerkt."
    Sie erreichten den Wachtposten, ein kaum sechzehn Jahre altes Mädchen, das jedoch bereits seit einem Jahr zu den Jägern gehörte. Es hieß Ricora.
    „Nehmt das mit!" sagte es leise und drückte den Ankömmlingen dünne Zweige in die Hand, auf die dicht an dicht faustgroße, knollenförmige Pilze gespießt waren. Jedem war klar, daß Ricora diese Pilze gesammelt hatte, während sie Wache hielt. Die Knollen wuchsen auf den Atemwurzeln des Baumes, unter dem sie standen. Diese Wurzeln ragten fast einen halben Meter hoch aus dem Boden. Sie sahen aus wie überdimensionale, aus dicken Strängen geflochtene Taue und bildeten Bögen und Brücken über dem schlammigen Boden. Es war gefährlich, in tiefer Finsternis in diesem Gewirr herumzukriechen.
    Mallagan spürte, daß Doc Ming, der dicht neben ihm stand, zu einer heftigen Bemerkung ansetzte und kam dem alten Heiler zuvor.
    „Wir werden nicht verhungern", sagte er zu Ricora. „Es gibt genug Nahrung im Dschungel, und man kann sie bequem bei Tageslicht suchen. Es ist also nicht notwendig, daß du für noch mehr Pilze deine Knochen riskierst."
    „Es war so langweilig", murmelte das Mädchen verlegen. „Ich wäre eingeschlafen, wenn ich mir nicht irgendeine Beschäftigung gesucht hätte."
    Mallagan nickte.
    „Ich werde dafür sorgen, daß du abgelöst wirst", versprach er und ging weiter.
     
    *
     
    Das Versteck, von dem Surfo Mallagan gesprochen hatte, erwies sich als ein uralter Weißrindenbaum. Irgendwann vor vielen Jahren hatte er sein Längenwachstum eingestellt und ging seither in die Breite, wie es alle Bäume dieser Art taten. Da er bereits weit über die anderen Wipfel hinausragte, hätte jeder Sturm eine tödliche Bedrohung für ihn dargestellt, wenn es ihm nicht gelungen wäre, sich ein besonders hohes Maß an Stabilität zu verschaffen. Gerade darauf aber verstanden sich die Weißrindenbäume besonders gut.
    Sobald sie ihre endgültige Höhe erreicht hatten, lösten ihre Stämme sich im Kern auf, und es entstand eine Röhre. Die verbleibende Schicht wuchs dicht über dem Boden wesentlich schneller als oben in der Gipfelregion, und gleichzeitig zerfielen auch weiterhin die inneren Holzschichten. Auf diese Weise entstand im Lauf der Zeit ein spitzer, hohler Kegel mit hölzernen Wänden, und es blieb nicht aus, daß sich zahlreiche Öffnungen in der Wandung bildeten. Alte Bäume dieser Art boten unzähligen Tieren Unterschlupf, und wenn die Jäger keine andere Möglichkeit mehr sahen, an eine Beute zu kommen, dann räucherten sie einen solchen Baum aus.
    In diesem Fall allerdings hatte man keine Anstrengungen unternehmen müssen, um ungebetene Untermieter in die Flucht zu schlagen. Der Baum starb. Man sah ihm äußerlich noch nichts an, aber drinnen hausten die Scouts, und sie bohrten sich mit ihren langen Saugrüsseln ins junge Holz und tranken die Säfte, die eigentlich für die Äste und Zweige der Wipfelregion bestimmt waren.
    Die Scouts haßten Störungen durch Tiere, die in ihren Bäumen herumkletterten. Sie konnten empfindlich schmerzende Stiche austeilen und vertrieben auf diese Weise alles Raubgesindel aus ihrer Umgebung. Mit kleineren Tieren machten sie kurzen Prozeß und fraßen sie auf, denn sie besaßen unterhalb ihrer Saugrüssel noch einen Mund mit kräftigen Beißzangen.
    Wenn man im Dschungel von Chircool einen hohlen Baum fand, in dessen Innerem sich die staubfeinen, glitzernden Absonderungen der Scouts sammelten, dann konnte man sicher sein, daß es drinnen keine anderen Tiere gab.
    Der Innenraum des Baumes, in dem die Jäger sich für kurze Zeit

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