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1002 - Das weiße Schiff

Titel: 1002 - Das weiße Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Wir wissen nicht, wie sie es machen, aber es scheint dort unsichtbare Wände zu geben. Die Bestien sitzen unten in der Schlucht und können nicht heraus. Bei Einbruch der Dunkelheit begannen sie, auf dem Grund der Schlucht nach Norden zu ziehen."
    „Die Fremden könnten die Tiere mit ihren furchtbaren Waffen töten", murmelte Mallagan nachdenklich. „Warum tun sie es nicht? Was haben sie überhaupt mit den Chircools vor?"
    „Sie haben keinen Grund, sie umzubringen", sagte Doc Ming nüchtern. „Sie wollen nur verhindern, daß die Chircools unser Dorf überrennen."
    „Vielleicht sind sie gar nicht schlimm, wie wir im ersten Augenblick dachten", überlegte Ysabel.
    „Du hast nicht gesehen, was im Dorf passiert ist", entgegnete der Heiler. „Sie haben mittlerweile alle Betschiden gefangengenommen, die in den Hütten geblieben sind. Nur die, die sich in die Wilder geflüchtet haben, sind noch frei, aber dabei wird es nicht lange bleiben. Ich fürchte, daß sie schon morgen Jagd auf uns machen werden."
    „Es wird ihnen nicht leichtfallen, uns im Dschungel zu erwischen", meinte Surfo Mallagan. „Es sei denn, sie haben Maschinen, die innen dabei helfen. Thana behauptet, daß St. Vain ebenfalls geflohen ist und du dich seiner angenommen hast. Hast du etwas aus ihm herausbekommen?"
    Doc Ming schüttelte sich.
    „Leider", murmelte er. „Die Fremden haben offenbar die Absicht, uns Betschiden mit Parasiten auszustatten."
    „Parasiten?" wiederholte Ysabel ungläubig. „Was soll das? Und woher will St. Vain das wissen?"
    „Der Fremde, dessen Kopf unser Kapitän so eingehend bestaunen durfte, hatte ein kleines Tier unter seiner Kopfhaut. Die beiden Pelzwesen, die St. Vain schließlich zur Flucht brachten, wollten den Kapitän ebenfalls mit so einem Quälgeist ausstatten."
    „Das verstehe ich nicht", sagte Scoutie. „Wenn sie selbst von so einem Parasiten geplagt werden - warum sehen sie nicht zu, daß sie die Biester loswerden? Ich finde, daß das alles keinen Sinn ergibt!"
    „Ich kann es dir nicht genau erklären", seufzte Doc Ming, „aber es ist eine Tatsache, daß manche Parasiten fähig sind, ihre Wirte zu steuern."
    „Mit anderen Worten: Die Fremden werden von diesen winzigen Tieren beherrscht."
    Surfo Mallagan schüttelte unwillkürlich den Kopf. „Ich muß Scoutie recht geben, Doc.
    Irgend etwas stimmt da nicht."
    Doc Ming zuckte die Schultern.
    „Ihr braucht es nicht zu glauben. Aber wenn meine Vermutung stimmt, dann wäre es für uns alle besser gewesen, die Chircools hätten uns zerrissen. Das wäre dann wenigstens ein schnelles Ende gewesen."
    Die anderen schwiegen bedrückt. Auch wenn sie gewisse Zweifel daran hegten, daß Doc Ming wirklich die Wahrheit erraten hatte - die bloße Möglichkeit reichte bereits aus, um ihnen Furcht einzujagen. Jeder von ihnen hatte mehr als genug Tiere gesehen, die von Parasiten befallen waren, und sie wußten, wie das Endstadium aussah.
    Sie waren weitergegangen, und das lauter werdende Heulen der Chircools zeigte an, daß sie sich der Schlucht näherten. Mallagan bedeutete ihnen mit einem leisen Zischen, daß sie stehen bleiben und warten sollten. Sie waren dem Versteck der Jäger bereits ganz nahe, und man mußte damit rechnen, auf Wachen zu stoßen, die in dieser Nacht aus begreiflichen Gründen nervöser als in normalen Zeiten reagieren mochten.
    Mallagan gab das vereinbarte Zeichen und pfiff wie jenes Tier, das die Betschiden als einen „Hasen" bezeichneten, obwohl sie nicht einmal mehr annähernd wußten, wie ein wirklicher Hase aussah. Die Jäger hatten dieses Zeichen in dem Bewußtsein gewählt, daß alle größeren Tiere die Flucht ergriffen hatten. Außerdem waren die „Hasen" in der Zeit kurz nach dem großen Regen außerordentlich schweigsam, denn sie waren in diesen Tagen ausreichend damit beschäftigt, ihre burgähnlichen Nester zu bauen. Als Mallagan ein gleichartiges Pfeifen hörte, wußte er daher, daß er einen Jäger vor sich haben mußte.
    „Warum habt ihr das Zeichen gewechselt?" fragte Scoutie flüsternd. „Wenn Ysabel und ich euch nicht zufällig getroffen hätten..."
    „Dann wärt ihr einem anderen Jäger über den Weg gelaufen", murmelte Mallagan beruhigend. „Glaubst du wirklich, daß ich so unvorsichtig wäre, das Leben von Betschiden aufs Spiel zu setzen? Was das Signal betrifft: Die Fremden haben auch ein paar von uns erwischt. Wir sind zwar nicht imstande, ihre Sprache zu verstehen, aber umgekehrt sieht es vielleicht ganz anders

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