1003 - Die Templer-Säule
ließ. Er mußte sich beherrschen, um ruhig zu bleiben.
»Ich bin soeben erst zurückgekehrt«, hörte er Bloch sprechen. »Ich war in der Schlucht.«
Suko stieß einen leichten Pfiff aus. »Bei Hector de Valois?«
»Sicher.«
»Nur so? Oder hattest du einen Grund?«
»Mehr ein Gefühl, Suko, und es hat mich nicht getäuscht. Hector de Valois hat etwas gespürt. Das Kreuz auf dem Stein reagierte, er selbst richtete sich auf. Ich habe bei ihm eine Unruhe erlebt, wie selten.«
»Aber er hat die Schlucht nicht verlassen?«
»Nein, er ist geblieben. Auf dem Rückweg hatte ich Zeit genug, um über den Grund der Unruhe nachzudenken. Mir kam in den Sinn, daß das silberne Skelett etwas gespürt haben muß. Ja, durch irgend etwas muß es erfahren haben, daß John unterwegs ist. Deshalb die Unruhe. Möglicherweise auch verbunden mit der Angst um ihn.«
»Das kann sein. Du weißt nicht, wo sich John jetzt aufhält? In welcher Zeit?«
»Leider nicht.«
»Das ist schlecht«, murmelte Suko. »Denn auch hier in Lauder ist etwas passiert. Ich bitte dich jetzt, genau zuzuhören und meine Worte aufzuzeichnen. Sie können noch einmal sehr wichtig werden.«
»Einen Moment.«
Suko hatte sich gesetzt. Er schaute jetzt in das Zimmer hinein und auch gegen das Fenster, sah jenseits der Scheibe den eingetrübten Tag und dachte daran, daß das Wetter dort seinem Zustand schon sehr nahe kam. Dann berichtete er, was er erfahren hatte, und der Abbé unterbrach ihn nicht ein einziges Mal.
»So, jetzt weißt du alles. Ich kann mir vorstellen, daß es nicht zu viele Neuigkeiten gewesen sind.«
»Kannst du dich da konkreter ausdrücken, Suko?«
»Abbé, du bist ein Kenner der Templer. Du hast sicherlich gewußt, daß sie damals in Afrika gewesen sind.«
»Man spricht davon.«
»Aha.« Suko lächelte. »Wird auch das Land Äthiopien in diesem Bericht erwähnt?«
»In alten Schriften findet man hin und wieder etwas davon.«
»Dann ist dir auch der Name Lalibela ein Begriff?«
»Ich hörte davon.«
»Hat er mit den Templern zusammengearbeitet?« Suko gefielen diese knappen Antworten nicht. Er hatte den Eindruck, als wollte ihm der Abbé etwas verschweigen.
»Nun ja, es liegt alles sehr weit zurück. Auch ich habe keine genauen Informationen, aber daß die Tempelritter in Äthiopien waren, daran glaube ich.«
»Wunderbar. Was werden sie dort gemacht haben?« Suko gab sich die Antwort selbst. »Um diese lange Reise anzutreten, muß man schon von einem besonderen Motiv getrieben worden sein. Ich kann mir vorstellen, daß die Templer damals in Äthiopien die Lade gesucht haben, nachdem man sie im Tempel von Jerusalem, von dem ja höchstens noch Ruinen standen, nicht gefunden hat.«
»Du sprichst vom Tempel des Salomo?«
»Natürlich.«
»Da kann ich dir nicht unbedingt widersprechen, Suko. Aber wir werden es wohl schlecht herausfinden können. Wir leben in einer anderen Epoche und müssen uns einzig und allein auf John Sinclair verlassen, der die Zeitreise unternommen hat. Denn er ist ein Sinclair. Und er besitzt das Kreuz, das darfst du nicht vergessen. Bisher war es ein Segen. Hoffen wir, daß es nicht zu einem Fluch wird.«
»Daran möchte ich nicht denken«, murmelte Suko. »Der Fluch der Sinclairs hat schon genug Opfer gekostet. Leider unschuldige. Jedenfalls fühle ich mich schon wie in einem Gefängnis mit Freigang.«
»Ich kann unserem Freund auch nicht helfen«, sagte Bloch.
»Das weiß ich. So können wir nur hoffen, daß er durch die Kraft des Knochensessels wieder zurückkehren kann. Schließlich ist er das Gerippe eines Templers.«
Bloch räusperte sich. »Dann bleibst du also vorerst in Lauder?«
»Ja, das werde ich, obwohl es mir nicht gefällt. Ich fühle mich auch irgendwo verpflichtet, aber das wirst du verstehen.«
»Sicher, Suko, sicher. Wir können uns allen nur das Beste wünschen.«
Und noch ein wenig mehr, dachte Suko, der davon ausging, daß das noch nicht reichte. Nachdenklich betrachtete er sein Handy. Der Mund war zu einem schiefen Lächeln verzogen, aber danach war ihm beileibe nicht zumute…
***
Ich konnte es nicht fassen und hatte den Eindruck, nicht mehr ich selbst zu sein. Ich erlebte ein Wunder, einen Traum, der sich mir noch neutral präsentierte und sich erst später entwickeln würde, wobei ich mich fragte, zu welcher Seite hin.
Ich befand mich im alten Jerusalem zu König Salomos Zeiten, und vor mir stand tatsächlich dieser weise Herrscher. Ich schaute ihn ehrfürchtig an.
Wie
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