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1006 - Das Palladium

1006 - Das Palladium

Titel: 1006 - Das Palladium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keine Gestalt, sondern etwas Gestaltloses. Ich nahm diesen Begleiter auch nicht direkt wahr, sondern immer nur dann, wenn die Flammen in meiner Nähe für einen Moment dunkel wurden. Eine, höchstens zwei Sekunden verschwanden sie in der Schwärze. Dann aber waren sie plötzlich wieder vorhanden und flackerten auf.
    So ging das nicht nur bei einer Kerze, sondern bei allen in meiner Nähe, und selbst bei der letzten Kerze passierte dies. Danach sah ich wieder die hintere Wand der Kapelle, über die der seichte Flammenhauch hinwegstrich.
    Ich blieb stehen und drehte mich um.
    Die Flammen brannten ruhig weiter. Nichts mehr störte sie. Aber ich war verdammt mißtrauisch geworden und wußte jetzt, daß mich Schatten begleiteten. Lichtlose, amorphe Extrakte aus einer geheimnisvollen Totenwelt.
    Erklärungen?
    Ich hatte sie nicht. Aber ich dachte an die völlig finstere Welt des Spuks, die sich aus den Seelen der getöteten Dämonen zusammensetzte. War es möglich, daß er die Schatten geschickthatte und ebenfalls in diesem Spiel mitmischte?
    Aber der Begriff der Schatten brachte mich noch auf einen anderen Gedanken. Ich sah mich wieder auf dem Rad der Zeit. Ich erlebte diese Horror-Tour verkürzt. Ich dachte wieder daran, wie meine Eltern so brutal ermordet worden waren und sie der Fluch der Sinclairs getroffen hatte. Und mir ging es dabei schlecht.
    Waren es dieselben Schatten gewesen?
    Ich schloß für einen Moment die Augen, auch wenn ich mich dadurch selbst in eine gewisse Wehrlosigkeit begab, aus der mich zwei Dinge wieder hervorholten.
    Der kühle Hauch streifte an meinem Gesicht entlang, und zugleich hörte ich die Stimme.
    »Du mußt weiter nach vorn gehen…«
    Ich öffnete die Augen wieder.
    Nichts war da.
    Kein Schatten.
    Nur die Wand, auf die ich einen Schritt zuging. Die letzte Kerze blieb hinter mir zurück, und trotzdem fiel mir der Umriß in der Wand auf. Viereckig, schmal, auch nicht eben hoch, aber es war der Umriß einer Tür.
    Dahinter lag das neue Ziel.
    Es brauchte mir niemand mehr eine Aufforderung zu erteilen. Ich wußte selbst, was ich zu tun hatte. Das Metall war kalt und klebrig.
    Die Tür war aus schlichten Holzbohlen zusammengeschustert worden. Sie kratzte über den rauhen Boden, als ich sie aufzerrte. Sie ächzte auch in den verrosteten Angeln. Diese Tür war lange nicht geöffnet worden, und ich war froh, als sie endlich offen war.
    Es wehte mir etwas entgegen, das ich wie einen kalten, feuchten und auch alten Atem empfand. Vor mir mußte eine Höhle oder ein Gang liegen, in dem sich die alte Luft angesammelt hatte, die nach irgendwelchen Dingen roch, die für mich nicht zu identifizieren waren: Moder, Staub, auch altem Gestein.
    Eine Gruft, ein Grab…
    Mir fiel ein, daß die normale Umgebung hügelig war, und die kleine Kapelle in einen Hang gebaut war. Wenn ich die Tür überwand, würde ich in diesen Hang hineingehen, in einen Stollen. Ich blieb zunächst noch stehen, weil ich nicht gern ins Ungewisse lief.
    Wieder trat meine Lampe in Aktion. Ob sich die Schatten noch in meiner Nähe aufhielten, war nicht herauszufinden, denn die mir entgegenströmende Kühle war von der der Schatten nicht zu unterscheiden.
    Der Strahl brachte mir Gewißheit. Er lichtete einen Teil des Dunkels. Er wurde nicht gefressen. Ich sah vor mir tatsächlich einen Stollen oder einen Gang. Er führte allerdings nicht sehr tief in den Hügel hinein. Das Licht machte sein Ende sichtbar.
    Er wäre also nichts Außergewöhnliches gewesen, wenn es nicht doch eine Besonderheit gegeben hätte.
    Dieser Stollen war gleichzeitig ein Massengrab!
    ***
    Ich taumelte von einer Überraschung in die nächste, denn damit hatte ich auch bei aller Phantasie nicht gerechnet. Ein Massengrab, dessen Gräber rechts und links in die Wände eingelassen worden waren. Schmale, in den Felsen gehauene Nischen, gerade so hoch, daß ein Körper hineingeschoben werden konnte. Es war deshalb so genau zu sehen, weil der Lampenstrahl mal an der rechten, dann wieder an der linken Seite entlangstrich, in manche Gräber für einen Moment eintauchte und das alte Gestein dort sichtbar wurde.
    Jetzt kam ich auch mit dem Geruch zurecht, denn in der Luft schwebte noch immer der Hauch von Moder. Er war entstanden, als die Leichen hier verwesten, und er hatte sich kaum verflüchtigen können.
    Mit dem linken Ellbogen drückte ich die Tür noch weiter auf und schuf mir Platz. Die Schatten hatten mich nicht grundlos hergeführt.
    Ich wollte endlich sehen, was

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