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1006 - Das Palladium

1006 - Das Palladium

Titel: 1006 - Das Palladium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wird ihn als Feind ansehen. Er ist nicht würdig, sie zu berühren.«
    »Wer ist überhaupt würdig?«
    Das silberne Skelett schwieg, und dieses Schweigen machte mir nicht eben Mut. Ich war nahe daran, Hector zur Seite zu schieben, um besser sehen zu können, aber ich hielt meinen Drang im Zaum, denn ich konnte die Templer ziemlich gut sehen und deren Reaktionen entnehmen, was ihr Vorposten tat.
    Er mußte die Lade erreicht haben. Die anderen duckten sich plötzlich. Sie schwiegen und hielten den Atem an. Einen Moment später schraken sie beinahe synchron zusammen. Sie selbst machten den Eindruck von Schauspielern, die auf einer Bühne standen und den Anweisungen eines Regisseurs Folge leisteten.
    Jetzt hätte ich gern mehr Licht gehabt, um alles besser erkennen zu können.
    Ich bekam das Licht – und hörte den furchtbaren Schrei.
    Er zerriß die Stille. Er klang so überraschend und unmenschlich zugleich. Das Licht war ein tanzender und zuckender heller Kranz, der sich um die Gestalt des zurücklaufenden Mannes gelegt hatte.
    Der Templer brannte!
    Aber er brannte auf eine bestimmte Art und Weise. Es war kein Feuer, das ihn vernichtete oder verkohlte. Um ihn herum stoben Funken. Elektrische Ladungen, die einen regelrechten Funkensturm bildeten.
    Der Mann mußte die Lade berührt haben. Oder er war zu sehr in ihre Nähe gelangt. So hatte das Palladium zurückgeschlagen. Es dauerte nur wenige Sekunden. Der Schrei war noch als Echo zu hören, als der Mann bereits sein Leben ausgehaucht hatte.
    In der Lücke zwischen zwei Kerzenständern brach er zusammen.
    Er wurde zu einem durchsichtigen Etwas. Die Energie war so groß, daß sie alles an ihm vernichtete. Die Kleidung, die Haut, das Fleisch, Muskeln, Sehnen und Knochen, selbst die Waffe blieb nicht mehr normal zurück. Die übergroße Hitze und Energie hatten das Metall geschmolzen und vom Körper des Menschen nur Asche übriggelassen.
    Asche, die auf dem Boden lag. Feiner Staub. Sehr wenig. Er hätte gerade mal den Boden einer Urne bedeckt.
    Das große Schweigen breitete sich aus. Die Templer waren entsetzt und fassungslos. Für sie mußte eine Welt zusammengebrochen sein.
    Sie, die von einem politischen Umsturz träumten, die soviel eingesetzt hatten, um das Ziel zu erreichen, hatten erlebt, wie schwierig der letzte Schritt war. Manchmal sogar tödlich.
    Auch ich mußte meine Pläne zurückstellen. Und ich dachte im nachhinein daran, welches Glück ich doch gehabt hatte, nicht auch verbrannt zu sein. Immerhin hatte ich die Lade schon berührt. Allerdings hatte sich das Schwert zwischen ihr und mir befunden und wohl einen Großteil der Energien aufgesaugt.
    Ich wartete auf eine Bemerkung meines Begleiters, aber Hector de Valois blieb stumm.
    War auch er überrascht oder entsetzt? Ich traute es ihm zu, aber ich war mir nicht sicher.
    Die Templer hatten ihren ersten Schock überwunden. Reden konnten sie trotzdem nicht. Sie lösten ihre Versammlung auf und näherten sich von verschiedenen Seiten genau dem Ort, wo die Asche als blasser Schleier auf dem Boden lag.
    Einer bückte sich. Bestimmt würde er die Asche untersuchen wollen. Alser sich wieder aufrichtete, rieb er eine Probe zwischen Finger und Daumen. Dabei wehte ein feiner Aschefilm zu Boden.
    Ein Templer sprach sehr hektisch. Auch wenn ich ihn nicht verstand, wußte ich doch, was er wollte, denn er deutete immer wieder mit zuckenden Armbewegungen auf die Tür.
    Er wollte weg.
    Die anderen aber nicht. Zwei von ihnen redeten auf ihn ein, konnten den Mann aber nicht zur Vernunft bringen, bis ein dritter seine Waffe zog und ihn bedrohte.
    Dann trat er zurück, verstummte und nickte. Er war also wieder in den Kreis aufgenommen.
    Bei mir meldete sich Hector de Valois. »Sie werden es auch jetzt wieder versuchen.«
    »Wollen sie alle sterben?«
    »Ich weiß es nicht. Aber sie haben lange dafür gekämpft, die Lade zu finden. Sie werden sie nicht in Ruhe lassen. Sie werden sie vielleicht nicht öffnen, aber herausholen wollen, und dabei könnten sie alle umkommen, glaube ich.«
    Von mir erhielt das silberne Skelett keinen Widerspruch. Wenn das alles so eintraf, was ich im tiefsten Innern nicht hoffte, weil es ja Menschen waren, die starben, aber was würde dann mit uns geschehen, wenn wir es versuchten?
    Einmal hatte ich den Kontakt gehabt. Und ich fragte mich, ob ich das wiederholen wollte. Gut, ich war nicht gestorben, aber ein Spaß war es auch nicht gewesen. Möglicherweise eine erste Warnung. Die zweite konnte dann

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