1006 - Die Falle von Cratcan
wuchs seine Unruhe, was seine eigenen geheimen Pläne betraf. Er besaß noch immer keine zuverlässigen Verbündeten, die sich ihm anschlossen. Sein Mißtrauen den anderen Kranen gegenüber war zu groß, als daß er sich ihnen offen anvertraut hätte. Die wenigen Bemerkungen, die er in dieser Richtung mit einigen Schiffskommandanten gewechselt hatte, genügten nicht.
Schriftliche Unterlagen, die seine Pläne verraten hätten, lagen sicher in einem Safe mit positronischem Zeitschloß. Der Kode, mit dem es zu öffnen war, war derart kompliziert, daß kein Unbefugter an die wichtigen Daten heran konnte. Um ihn nicht zu vergessen, hatte Certhaytlin ihn aufgeschrieben. Die entsprechende Notiz lag in seinem Schreibtisch, aber niemand würde wissen, was die Zahlen und Buchstaben bedeuteten.
Ihm kam der Gedanke, seine Flucht schon jetzt zu bewerkstelligen. Er besaß genügend Einfluß, den Flug eines Schweren Kreuzers als streng geheime Mission erscheinen zu lassen und damit jeden Verdacht im Keim zu ersticken. Aber er würde unterwegs die Mannschaft und die Offiziere auf seine Seite bringen müssen, wenn sie seine Absicht bemerkten.
Das würde nicht einfach sein, und darum zögerte er noch.
Alle diese vielseitigen Probleme waren dazu angetan, ihm schlaflose Nächte zu bereiten, und da er ungerechterweise den drei Betschiden die Schuld für seine Schwierigkeiten gab, wuchs sein Zorn auf sie von Stunde zu Stunde.
Er erschrak, als sich ein höherer Offizier bei ihm anmeldete. „Was gibt es?" fuhr er ihn an, um seine innere Unsicherheit zu verbergen.
Der Offizier war befremdet, aber er ließ sich nichts anmerken. „Bei Abfragen der Kontrollanlage auf, Symulor hat sich ergeben, daß vor einigen Wochen ein Fremdkörper in das System eingedrungen und wahrscheinlich auf Cratcan gelandet ist. Man hat diesem Ereignis weiter keine Bedeutung beigemessen und eine Alarmmeldung unterlassen."
Certhaytlin war froh, von seinen ursprünglichen Sorgen abgelenkt zu werden. „Das ist ungeheuerlich! Wer ist dafür verantwortlich?"
„Die Station auf dem Mond. Ich habe bereits entsprechende Maßnahmen eingeleitet."
„Gut so! Hat man herausgefunden, um was für einen Fremdkörper es sich handelte?"
„Leider nicht. Aber wäre es ein Schiff der Kanimooren gewesen, wüßten wir es. Vielleicht war es nur ein größerer Meteorit, der irgendwo in der Wüste niederging."
„Das ist schon oft genug geschehen. Trotzdem halte ich es für richtig, der Besatzung von Symulor einen Verweis zu erteilen. Derartige Vorkommnisse müssen gemeldet werden!"
„Ich werde das veranlassen", versprach der Offizier und verließ den Raum.
Certhaytlin hätte jetzt sofort die gesamte Planetenoberfläche nach einem Meteoriteneinschlag absuchen lassen müssen, um sicherzugehen, daß nicht doch heimlich ein Schiff der Kanimooren gelandet war, aber das hätte seine eigenen Pläne gefährden können. Statt des Meteoriten wäre wahrscheinlich Lordos gefunden worden.
Das aber hatte noch Zeit.
Wie viel Zeit noch? fragte Certhaytlin sich bang...
*
Sie brachen kurz nach Sonnenaufgang wieder auf und schlugen die Richtung nach Südwesten ein.
Mallagan stellte fest, daß sich die Landschaft gegenüber dem Vortag stark verändert hatte. Es sah ganz so aus, als wären die Dünen über Nacht gewandert, und zwar über erstaunliche Entfernungen hinweg. Die Sandrillen, die sonst die Windrichtung verrieten, gaben keinen Aufschluß, denn sie verliefen bei jeder Düne anders.
Es war also kaum der Wind gewesen, der sie vorangetrieben hatte.
Was aber dann?
War diese seltsame Wanderlust der Dünen der Grund gewesen, daß Lordos ihnen gestern so geflissentlich ausgewichen war? Mallagan konnte sich das nicht vorstellen, denn jetzt, bei Tageslicht, ruhten sie unbeweglich in der Wüste und wirkten harmlos.
Er verzichtete darauf, Lordos zu fragen, solange sich dieser nicht wieder verdächtig benahm. Schweigend folgten er und seine beiden Freunde den vorangehenden Tarts, die erneut die Dünen mieden und dafür die notwendigen Umwege in Kauf nahmen.
Scoutie saß noch der Schrecken der vergangenen Nacht in den Knochen. Die Dünen kümmerten sie nicht, dafür achtete sie darauf, daß man stets in die Spuren der Tarts trat, um nicht in einen der gefährlichen Spiegelseen zu geraten.
Mallagan erfuhr nie, was es mit den Dünen auf sich hatte, denn noch vor Mittag erreichten sie wieder offenes Gelände. Es war eben und kaum mit Vegetation bedeckt.
Die Sonne stand hoch am
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