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1007 - Totenwache

1007 - Totenwache

Titel: 1007 - Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geworden. Normal laufen konnte ich nicht mehr. Ich war davon überzeugt, daß dieser Don Crady eine Überraschung parat hatte, unter der ich schwer leiden würde.
    Die anderen Männer hielten sich dicht bei uns. Wir blieben vor der Tür stehen, und es war Crady, der sie öffnete. »Sie gestatten, daß ich dieses Haus als erster betrete?«
    »Bitte. Ich habe nichts dagegen.«
    »Wunderbar.« Er öffnete die Tür. Der Fackelschein wies ihm den Weg. Er drängte sich ebenso in die Leichenhalle hinein, wie ich in das Haus hineingeschoben wurde.
    Alles war unverändert, aber doch irgendwie anders. Ich konnte es nicht beschreiben, ich mußte mich da einfach auf mein Gefühl verlassen.
    Crady ging vor. Er nahm mir deshalb den Blick auf meine toten Eltern. So war noch nicht erkennbar, welche Überraschungen er für mich parat hatte.
    Mit einem sicheren Instinkt wußte ich allerdings, daß dieser Mensch nicht gelogen hatte. Es mußte hier eine Veränderung geben.
    Mit den Äußerlichkeiten hing sie nicht zusammen, sondern mit den Personen, die in den beiden offenen Särgen lagen.
    Vater und Mutter…
    Meine Mutter sah ich zuerst. Die starre Frau, die noch so viele Jahre hätte leben können, ebenso wie mein Vater.
    Er lag neben ihr.
    Crady trat jetzt zur Seite. Ich hätte gern sein Gesicht gesehen, aber die Kapuze nahm er nicht ab.
    Dafür sah ich ein anderes Gesicht.
    Es gehörte meinem Vater!
    Und diesmal schrie ich. So hatte ich einfach handeln müssen. Ich konnte da nichts unterdrücken. Es war eine Aufwallung, der natürliche Schock – wie auch immer.
    Es war mein Vater, aber er war es trotzdem nicht. Ich starrte auf den Körper, und ich starrte gegen das helle Leichentuch, mit dem er eingewickelt worden war.
    Aber ich weigerte mich, den Blick auf das Gesicht und damit den Kopf zugleiten zu lassen.
    Das war er nicht mehr, das konnte er nicht mehr sein. Das war nicht möglich.
    Es gab kein normales, menschliches Totengesicht mehr. An dessen Stelle sah ich einen völlig hautlosen, skelettierten Schädel. Allerdings mit nicht mehr leeren Augenhöhlen, wie es normal gewesen wäre. Sie wurden auch weiterhin ausgefüllt vom Blick des alten Königs Lalibela…
    ***
    Suko nahm sich für seine Aktion Zeit. Er wußte deshalb auch, daß sich keine weiteren Gegner mehr in der Nähe aufhielten, denn die anderen mußten sich in der Leichenhalle befinden. Suko hatte auch die hochliegenden Fenster sehen können, und hinter den Scheiben bewegte sich der zuckende Schein der Fackeln.
    Was taten die Mitglieder dieser Bande dort, wo die beiden Toten aufgebahrt waren?
    Des Rätsels Lösung würden ihm die beiden Aufpasser geben, die von der Gefahr noch nichts bemerkt hatten, die da in ihrer Nähe lauerte. Sie schauten nach wie vor in eine andere Richtung. Nur manchmal bewegten sie sich, da schauten sie dann in Sukos Richtung, wobei der Inspektor durch den Bottich gut geschützt wurde.
    Die beiden Männer waren nicht sehr flexibel. Sie bewegten ihre Köpfe immer im selben Rhythmus, wie Menschen, die eine Warterei langweilig fanden.
    Suko war nicht in eine Trance oder eine Meditation verfallen. Aber er hatte sich mit den Stichen und Schmerzen in seinem Kopf arrangiert. Sie störten ihn nicht so sehr.
    Er schob sich um die Ecke des Bottichs, wo er die Längsseite erreichte. Der Boden war leider nicht glatt und sauber. Unter seinen Füßen knirschte noch das Laub.
    Die Männer hörten es nicht. Genau in dem Augenblick, als sie die Fackeln wieder wechselten, griff Suko an. Er schoß aus seiner Deckung hoch. Für andere mußte es aussehen, als wäre er aus der Tiefe des Bodens gekommen, wie eine Schattengestalt aus Erde, Blättern und Gestrüpp.
    Drei lange Schritte brachten ihn an die Wächter heran. Er war dabei so schnell, daß sie ihn erst sahen, als er den körperlichen Kontakt erreicht hatte.
    Mit der rechten, handschellenfreien Hand schlug er zu, und er hatte sein Ziel zuvor in Sekundenschnelle anvisiert. Die Wucht des Schlags beulte den Stoff nach innen, dann spürte Suko den Widerstand an der Kehle. Er glaubte noch, einen gurgelnden Laut zu hören, aber das kümmerte ihn nicht, denn wichtig war der zweite Typ.
    Suko wirbelte dabei herum und wollte aus der Bewegung heraus wieder hochschnellen, aber daraus wurde nichts. Der zweite Typ hatte schneller reagiert. Er war zurückgewichen und schlug aus dieser Entfernung mit der Fackel zu.
    Suko schaffte es nicht mehr, rechtzeitig genug auszuweichen. Das heißt, er wurde nicht getroffen, der

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