101 - Der Seelensauger
entwaffnen, und seine magischen Tricks machte Haggas mit seiner Gegenmagie zunichte.
Das Duell war wieder völlig offen. Loxagon verlor die Geduld. Der Kampf dauerte ihm schon zu lange. Er wollte die Niederlage des Gegners erzwingen, schleuderte ihm das erbeutete Schwert entgegen, doch Haggas wich geschickt aus, und das blinkende Schwert flog an ihm vorbei.
Haggas lachte höhnisch auf. Er wandte sich um und holte sich sein Schwert. Nun war er besser bewaffnet als Loxagon, und diesen Vorteil versuchte er sogleich in einen Sieg umzuwandeln.
Immer wilder wurden seine Attacken. Er trieb Loxagon vor sich her. Seine Krieger johlten vor Vergnügen. Das war ihr Haggas! So kannten sie ihn! Der stärkste und souveränste Kämpfer von ihnen allen!
Loxagon hatte sich übernommen. Plötzlich fand auch Haggas' Magie Ansatzpunkte. Der Sohn des Teufels geriet in Bedrängnis. Haggas gelang es, ihn zu entwaffnen, und in der nächsten Sekunde stolperte Loxagon über ein magisches Hindernis, das Haggas blitzschnell hinter ihm errichtet hatte.
Ein Jubelschrei stieg ringsum hoch, als Loxagon auf dem Boden landete. Shibba kreischte vor Vergnügen. Sie war stolz darauf, dem Duell diese Wendung gegeben zu haben.
Haggas hob den Speer und zielte auf Loxagons Brust…
***
»Geh!« befahl Yappoo.
Marya starrte zitternd vor Angst auf den Zugang zur Eishöhle. Bläuliches Licht schimmerte durch die Öffnung. Marya sah breite, flache Stufen, die nach unten führten.
Der Seelensauger stieß sie darauf zu. Heiße Tränen rannen über ihre blassen Wangen. Wenn sie schon sterben mußte, dann sollte es wenigstens schnell gehen.
Warum quälte Yappoo sie noch? Warum machte er nicht endlich Schluß? Würde er sie töten, wenn sie ihn angriff? Sie blickte auf ihre kleinen Fäuste. Wenn sie damit auf den grauenerregenden Alten einschlug, lachte er bestimmt nur.
Ein schrecklich kalter Atem wehte sie an, als sie auf die Stufen zustolperte.
Yappoo folgte ihr. Das blonde Mädchen betrat eine unwirkliche Welt. Aber war nicht alles unwirklich, was Marya erlebte? Dieser starke Greis, der innerhalb weniger Sekunden eine Entfernung von Hunderten von Kilometern zurücklegen konnte. Die Kristallwölfe. Das geheimnisvolle blaue Licht in dieser unterirdischen Eishöhle.
Der Dämon war dicht hinter ihr. Wieder bekam das Mädchen von ihm einen Stoß. Sie schluchzte auf und tappste die restlichen Stufen hinunter, und plötzlich fing sie an zu laufen. Sie sprang hinter einen Eiszapfen, der fast bis zum Boden reichte, hastete von diesem hinter einen andern. Die Höhle war so groß, daß man sich verirren konnte. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, sich zu verstecken.
Eissäulen versperrten ihr den Weg. Marya schlüpfte zwischen ihnen hindurch. Sie standen so eng beisammen, daß das Mädchen beinahe steckengeblieben wäre.
Sie zwängte sich durch den schmalen Zwischenraum und machte sich so dünn wie möglich. Ihr Herz trommelte heftig gegen die Rippen. Vielleicht würde sie sich tatsächlich in der Höhle verirren. Vielleicht würde Yappoo sie nicht finden. Was war dann gewonnen?
Wenn sie keinen Weg aus der Höhle fand, würde sie erfrieren. Aber selbst wenn es ihr gelingen sollte, die Höhle zu verlassen, war sie nicht gerettet.
Sie befand sich inmitten von Schnee und Eis - und da waren noch die schrecklichen Kristallwölfe. Ach, es war alles so aussichtslos!
Dennoch gab Marya nicht auf. Nachdem sie sich zwischen den Eissäulen hindurchgezwängt hatte, kroch sie durch einen kurzen Stollen, der einen Querschnitt von nicht einmal einem Meter hatte.
Dahinter war es etwas dunkler. Konnte sie sich hier vorübergehend verstecken?
Yappoo rief sie. Seine Stimme schien von überallher zu kommen. Marya wußte nicht, wo er sich befand.
Sie überkletterte Eisklötze, die schmal und länglich waren, Himmel, nein, das war kein Eis!
Das waren Särge!
Särge für Yappoos Opfer!
***
Ich wartete, bis es Abend geworden war. Mein Rover stand in der Garage, und La Cava hatte mir einen Wagen geschickt, der garantiert auf keiner Polizeifahndungsliste stand, so daß ich ihn gefahrlos benutzen konnte.
Es juckte mich, Tucker Peckinpah meine Meinung zu sagen und ihn auf eine falsche Fährte zu locken.
Ich rief ihn kurzerhand an. Cruv meldete sich. Als er meine Stimme erkannte, konnte ich fast hören, wie er aus allen Wolken fiel.
»Tony, wo bist du?« wollte er wissen.
Ich grinste. »In London.«
»London ist groß«, sagte der Gnom.
»Genauer kriegst du's nicht von
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