1013 - Der Blut-Abt
näher anschauen.«
»Das ist eine Idee, aber keine gute.«
»Aha. Und warum nicht?«
»Ich will beileibe nicht besserwisserisch wirken, aber warum hat er dann seine beiden Helfer hier ins Kloster geschickt?«
»Stimmt auch wieder.«
»Ich gehe einfach davon aus, daß sie ihm den Weg vorbereiten sollten. Er setzt auf Angst und Panik, um dann in diese Lücke hineinschießen zu können, zusammen mit seinen Wölfen, die sich ihre Opfer ebenso holen wie er. Er will das Kloster unter seine Kontrolle bringen. Er will einen alten, neuen Stützpunkt. Das ist sein Plan. Eine Basis, von der aus er herrschen kann.«
»Das klingt aber sehr nach menschlichem Gedankengut.«
Ich mußte grinsen. »Beinahe hätte ich gesagt, daß Vampire auch Menschen sind, aber soweit sind wir noch nicht. Ich mein, daß wir ihn ruhig erwarten sollten.«
»Mit seinen Tierchen.«
»Klar.«
Marek hatte es auch nicht im Kloster ausgehalten. Er kam auf uns zu. Die Hände hatte er in die Taschen seiner Jacke geschoben. Sein Blick war finster, als er über den Himmel hinwegglitt, als wollte er die Wolken ganz besonders beobachten.
»Das war schon hart«, sagte er dann, als er uns anschaute. »Ich muß Bruder Basil wirklich bewundern. Was er getan hat, ist super. Da kann man nur gratulieren.«
»Ja, das meine ich auch. Aber wir müssen nach vorn schauen und damit rechnen, daß der Hexenmeister hier erscheint.«
»Dann werden wir ihn erwarten. Ob mit oder ohne Wölfe, das ist mir egal.«
»Und wo willst du auf ihn lauern?«
Marek wies mit dem Daumen über die Schulter hinweg. »Bestimmt nicht im Haus.« Er lächelte plötzlich, obwohl es kaum etwas zu lächeln gab. »Ich habe vor kurzem eine deutsche Zeitung gelesen.«
»Was hat das denn hier mit uns zu tun?« fragte Suko.
»Warte doch mal ab. Also, ich las die deutsche Zeitung und vor allen Dingen die Sportseite. Da wurde über einen Fußballverein geschrieben, bei dem drei Spieler ein magisches Dreieck bilden, wie ich erfahren konnte.«
»Das willst du auch hier ausprobieren?« fragte ich.
»Genau.«
Ich schaute Suko an, weil ich seine Meinung wissen wollte. Er blickte allerdings geradeaus und rührte sich nicht. »He, was ist mit dir? Hast du kein Interesse daran?«
»Doch schon…«
»Na wunderbar. Dann bauen wir das Dreieck auf.«
»Und wo?«
»Hier draußen. Wir können auch Verstecken spielen«, sagte ich ein wenig sarkastisch.
Suko hob die Schultern. »Das magische Dreieck kann ich ja akzeptieren, aber ich weiß nicht, ob es so gut ist, wenn wir hier draußen warten.«
»Willst du im Kloster auflauern?«
»Nein, das auch nicht.«
»Sondern?«
»Einer von uns könnte sich außerhalb der Mauern umschauen und ihm entgegengehen.«
»Das ist schlecht«, sagte Marek, »denn keiner von uns weiß, aus welcher Richtung er kommt.«
»Tatsächlich nicht?« Mit dieser Frage überraschte uns Suko. Er hob dann den Arm und deutete zum Himmel. »Ich sehe nicht nur Wolken, sondern auch jede Menge Vögel, die dort herumfliegen. Ist das auch normal, frage ich euch?«
Er hatte recht. Nicht mal sehr hoch über uns segelten tatsächlich die dunklen Vögel durch die Luft. Wir konnten nicht erkennen, ob es Raben oder Krähen waren. Manche wirkten auf mich sogar wie Fledermäuse, aber das war wohl nur Einbildung.
»Die haben sich dort zu einem Pulk zusammengerottet«, sagte Marek. »Das ist schon seltsam.«
»Du hast das noch nie gesehen?«
»Richtig.«
»Dann hat er nicht nur Wölfe, sondern auch Vögel als Begleiter«, stellte ich fest.
Und ich hatte mich nicht geirrt, denn plötzlich geriet Bewegung in den Pulk. Die geschlossene Formation löste sich auf. Die Tiere strebten in alle Richtungen auseinander. Sie waren plötzlich auf sich allein gestellt, zumindest erschien es uns so, aber da unterlagen wir einem Irrtum, denn die Vögel hatten sich bereits ein neues Ziel ausgesucht, dem sie in breiter Formation entgegenfächerten.
Es war das Kloster St. Patrick, das sie anflogen. Ein mittelgroßer Schwarm huschte über unsere Köpfe und über den Burghof hinweg.
Wir hörten das Schlagen der Flügel und hatten den Eindruck, von Windstößen erwischt zu werden.
Die Vögel drehten über dem Kloster ihre Kreise. Wir warteten darauf, daß sie landeten oder einen Angriff auf uns starteten, doch das passierte nicht. Sie behielten ihre Regeln bei.
Auf dem Dach ließen sie sich nieder, und kein Tier traf mehr Anstalten, sich zu erheben und zu verschwinden. Sie blieben als Aufpasser.
»Das ist
Weitere Kostenlose Bücher