1013 - Der Blut-Abt
der Beweis«, sagte Marek. »Der Hexenmeister ist unterwegs. Er hat seine Beobachter geschickt. Bald werden er und seine Wölfe auch hier sein.«
»Wie war das mit dem magischen Dreieck?« sagte ich.
»Es steht noch zur Disposition.«
»Okay, aber auch ich mache mit!« erklärte Suko.
»Wunderbar.« Die Stimme des Pfählers hatte optimistisch geklungen, allerdings konnten wir dieses Gefühl nicht teilen. Keiner von uns kannte den Hexenmeister. Er war noch immer so etwas wie ein Schatten oder ein Spuk, aber bei seinem Erscheinen mußten wir mit allem rechnen, das stand fest.
»Okay, dann sage ich noch den Mönchen Bescheid, daß keiner von ihnen die schützenden Mauern verlassen soll. Alles andere ist unsere Sache.«
»Ist Marek scharf auf einen Kampf?« fragte Suko, als uns der Pfähler allein gelassen hatte.
»Sicher, du kennst ihn doch, und ich gönne ihm jeden Sieg. Wenn er den Pfahl in den Körper des Hexenmeisters rammt.«
Suko hob die Schultern. »Aber soweit sind wir noch nicht.«
»Leider…«
***
Der Hexenmeister hatte sein Versteck verlassen, in das er sich zurückgezogen hatte. Hoch in den Bergen, an einer unwegsamen Stelle, hatte er eine Behausung für sich gefunden. Versteckt in einer alten Höhle lauerte er auf neue Opfer. Er war nie allein, denn seine fünf Wölfe umgaben ihn wie Schatten.
Nein, nicht mehr fünf. Nur noch vier. Ein Tier war vernichtet worden, noch bevor es ans Ziel gelangt war.
Der Vampir hatte es nicht gesehen, dafür gespürt. Zwischen ihm und den Tieren bestand eine intensive Verbindung. Er konnte sich auf sie verlassen, denn sie waren es, die ebenfalls nach Blut und Fleisch gierten. Er hielt sie schon seit langem unter Kontrolle, und niemand hatte je davon erfahren.
Er hatte sie zu diesen Bestien gemacht. Er hatte sie gebissen. Er hatte sich an ihrem Blut gelabt, und er hatte auch die Botschaft des Kometen gespürt, die dafür gesorgt hatte, daß er seinen verdammten Sarg verlassen konnte.
Seine Strahlung war es gewesen, und solange er noch am Himmel zu sehen war, würde auch der Vampir existieren, seine vierbeinigen Leibwächter ebenfalls.
Vögel gehorchten ihm, weil sie auch unter dem Einfluß des Boten aus dem All standen. Er hatte viel verändert, nicht nur die Menschen, auch die Tiere.
Wölfe gab es normalerweise nicht in dieser Gegend. Aber die, die auf seiner Seite standen, waren trotzdem zu ihm gekommen. Sie hatten seinen Ruf vernommen und sich dabei an das alte Blut ihrer Urahnen erinnert. So war ihnen der Ausbruch aus dem Winterlager eines Zirkusses gelungen, und keiner ihrer ehemaligen Besitzer wußte, wo sich die Tiere jetzt aufhielten.
Sie waren bei ihm, beim Hexenmeister. Bei der Person, die sich schon als Mensch mit den Mächten der Dunkelheit beschäftigt hatte.
Er kannte viele geheimnisvolle Riten. Er wußte über manchen Zauber Bescheid, und er hatte sich damals das Vertrauen der anderen Vampire erschlichen, bevor er sie in den Sumpf geschickt hatte, um bei den normalen Menschen sein Gesicht zu wahren.
Aber er war noch in derselben Nacht, vor fast hundert Jahren, zurückgekehrt. Er hatte einen der Vampire gerettet und sich zum Dank von ihm beißen lassen.
Somit war er selbst zu einem Blutsauger geworden, ohne allerdings von den Mönchen das Blut zu nehmen, denn seine Zeit sollte später, sehr viel später kommen.
Jetzt war sie da!
Die Vögel hatte er losgeschickt. Sie waren seine Helfer und heimlichen Beobachter. Dem Hexenmeister gefiel nicht, daß einer seiner Wölfe nicht mehr existierte. Er wollte durch die Botschaft der Vögel wissen, weshalb es den Wolf nicht mehr gab, aber die Tiere schwiegen. Er bekam keine Botschaft mehr. Es war wie abgeschnitten, womit sich Josh nicht anfreunden konnte.
Es mußte etwas geben, was den Fluß störte, und das gefiel ihm überhaupt nicht.
Eine gewisse Zeitspanne wartete er noch in seinem Versteck ab, dann winkte er die restlichen vier Tiere zu sich heran, freute sich, daß sie an ihm hochsprangen. Er kraulte ihr Fell und sprach mit flüsternder Stimme zu ihnen.
»Ihr werdet euren Freund rächen. Nicht nur einmal, sondern mehrmals, das verspreche ich euch…«
Als hätten ihn die Tiere verstanden, so heulten sie plötzlich auf, um ihm ihre Zustimmung zu erweisen. Sie drückten sich gegen seine Beine und scheuerten ihr Fell daran.
Der Hexenmeister legte noch eine gewisse Zeit zu, dann hatte er sich endgültig entschlossen. Bevor er die Höhle verließ, huschte ein böses Lächeln um seine
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