1015 - Das Schiff der Ahnen
die Waffe hat", bemerkte Scoutie. „Unsere Hoffnung liegt dort", und sie deutete auf das Schott.
„Und wenn wirklich ein Roboter dahinter ist?" fragte Surfo Mallagan.
„Dann haben wir Pech gehabt. Immerhin sind wir der einen Maschine entkommen."
Surfo sah sich um. Er entdeckte eine der seltsamen Nischen ganz in ihrer Nähe. Das Schott war nur wenige Schritte weit entfernt.
„Dort können wir uns verstecken", stellte er fest.
„Die Nischen erinnern mich an Kojen", murmelte Scoutie. „Ich möchte wetten, daß es Schlafplätze waren."
„Unsinn", widersprach Mallagan heftig. „Dieses Schiff ist riesengroß. Die Mannschaftsquartiere lagen mit Sicherheit viel weiter innen."
„Die Außenwände sind mit geschweißten Platten abgedichtet", bemerkte Brether Faddon. „Genau wie bei dem anderen Raum."
Surfo Mallagan stutzte, fing sich aber schnell wieder.
„Wer „weiß, was das zu bedeuten hat", sagte er. „Die Wasserversorgung funktioniert offenbar noch. Vielleicht gibt es weiter drinnen Überlebende. Ebenso gut ist es möglich, daß sie von den Königsblüten mit Beschlag belegt wurden. Aber ich glaube, daß sie die Landung überlebt haben. Sie haben sich hier eingerichtet."
„Dort oben?" fragte Brether Faddon.
Surfo Mallagan folgte seinen Blicken und erstarrte - hoch über ihnen hingen Gebilde von der Decke. Sie waren perspektivisch verfremdet, aber eindeutig in ihren Formen, deutlicher erkennbar als die, die auf dem Boden der Halle standen.
Dort oben gab es Möbel - Tische, Stühle, seltsam geformte Sessel, wie die Jäger sie aus St. Vains „Kommandozentrale" kannten.
„Und dort waren auch welche", sagte Brether Faddon und deutete auf die Stirnwand, in der sich das Schott befand. „Man sieht die Stellen, an denen sie befestigt waren."
„Ihre Überreste müßten am Fuß der Wand liegen."
„Hm", machte Brether. „Die Roboter könnten aufgeräumt haben."
„Bist du dir bewußt, was das zu bedeuten hätte?" fragte Surfo Mallagan skeptisch.
„Ich glaube schon. Diejenigen, die in diesem Schiff gewohnt haben, hatten keine Angst vor dem Vakuum. Sie haben sich nicht vor dem luftleeren Raum verschlossen, sondern ihr Schiff dem ganzen Kosmos geöffnet. Sie haben den offenen Weltraum als angenehm empfunden."
„Genau wie wir", flüsterte Scoutie schaudernd.
„Wir können nicht im Vakuum leben!" sagte Surfo Mallagan scharf.
„Ich weiß", murmelte Scoutie nüchtern. „Aber wir haben oft genug beobachten können, daß andere Wesen sich vor der Unendlichkeit fürchten. Wenn sie einen lächerlichen Sprung von einem Schiff zum anderen vollführen sollen, brauchen sie Gravitrone, Sicherheitsleinen - wer weiß, was noch. Wir benötigen das nicht. Ich glaube, die, die hier gelebt haben, brauchten es auch nicht."
Surfo Mallagan spürte, wie ein Schauder ihm über den Rücken lief.
Als sie das Wrack zum erstenmal gesehen hatten, da hätten sie es gespürt: Das war das Schiff. Die ungewöhnliche Farbe der Hülle, die gewaltige Größe...
„Es ist nicht die SOL!" sagte er ärgerlich. „Die SOL ist kein Wrack. Sie liegt nicht auf irgendeinem namenlosen Planeten herum, auf dem sich niemand um sie und ihre Bewohner kümmert."
Die anderen schwiegen. Auch sie konnten und wollten sich die SOL nicht als Wrack vorstellen. Um sich von allen unangenehmen Gedanken in diesem Zusammenhang abzulenken, konzentrierten sie sich wieder auf den Kranen, der draußen auf der Plattform sein Unwesen trieb.
„Ich versuche es", verkündete Surfo Mallagan entschlossen. „Versteckt euch in der Nische."
Während Brether und Scoutie sich in Sicherheit brachten, befaßte Mallagan sich mit der Schleuse. Zu seiner Überraschung öffnete das Schott sich sehr schnell. Er sprang entsetzt zurück und hechtete in die nächstbeste Deckung.
Sekundenlang blieb alles ruhig. Dann schoß mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit ein Roboter aus der Öffnung hervor, bremste abrupt und drehte sich langsam im Kreis.
Die drei Betschiden wurden von nackter Angst gepackt. Sie wußten, daß Roboter mitunter die Mittel hatten, lebende Wesen auch in den verborgensten Winkeln aufzuspüren, und sie fürchteten bereits, von der Maschine entdeckt worden zu sein.
Da kam ihnen der Zufall zu Hilfe.
Der Krane verlor die Geduld. Draußen war es schon fast hell - vielleicht hatte er auch unter die Plattform gesehen und festgestellt, daß seine vermeintliche Beute sich aus dem Staub gemacht hatte.
Jedenfalls begann er wüst zu schreien und um sich zu
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