1018 - Die Spur der irren Luna
ihm zudem noch Mut gab.
Suko war der Soldat im Feindesland. Er bekam auch die Angriffe mit, die keine körperlichen waren, sondern Attacken aus einer anderen und fremden Dimension. Er merkte sie in seinem Kopf, wo sich andere Gedanken breitmachen wollten, und er spürte die Attacken zugleich auf der Haut, über die ein nicht erklärbarer Strom floß, der sich von unten nach oben auf seinen Kopf zubewegte.
Jemand wollte ihm etwas antun. Satan gab sich nicht geschlagen. Er vertraute auf seine verfluchte Sonne. Nach wie vor stand sie als roter Ball unter der Decke. Und sie schien noch intensiver zu leuchten als zuvor. Die Hölle hatte sie mit ihrer Kraft gefüllt, die sie nun abstrahlte und auf Suko niederfließen ließ.
Er war offen.
Haut, Poren - Sickerschächte für das Licht der bösen Sonne. Sie wollte ihn verbrennen, verätzen, ohne dabei eine Hitze auszustrahlen, wie es normal gewesen wäre.
Sie griff auch das Kreuz an. Das rote Licht hatte von ihm Besitz ergriffen, blieb allerdings außen vor und schaffte es nicht, in das Innere einzudringen, um es entweder aufzuweichen oder ihm die alte Kraft des Lichts zu nehmen.
Suko erlebte den Streß. In diesen Momenten war er nicht mehr der coole Fighter. Hier konnte er sich nicht auf seine Kräfte verlassen. Er mußte den Gesetzmäßigkeiten des Kreuzes gehorchen, und er würde sie auch anwenden müssen.
Genau in der Mitte des Kreises blieb er stehen. Dann blickte er in die Höhe.
Direkt über ihm stand die Sonne. Ein rotes Auge, das bösartig in die Tiefe glotzte. Nie war Suko der Sonne Satans so nahe gewesen, und deshalb waren ihm auch nicht die Schatten aufgefallen, die sich schwach in der Sonne abzeichneten.
Er versuchte, die Schatten zu identifizieren. Vielleicht waren es eine Frau und ein Mann. John Sinclair und Luna Limetti. Suko klammerte sich jetzt an jeden Strohhalm, was im Endeffekt leider nichts brachte.
Er mußte aktiv werden.
Da gab es nur eine Möglichkeit, die gleichzeitig die letzte und große Chance war.
Die Aktivierung des Kreuzes!
Das war bisher immer eine Sache des Geisterjägers gewesen, denn er war der Sohn des Lichts. Suko stammte aus einem ganz anderen Land, einem fremden Erdteil mit ebenfalls fremden Mythologien und auch Religionen.
Jetzt aber war er auf die eine angewiesen, auf das Aktivieren des Kreuzes.
Er mußte die Formel sprechen!
Suko kannte sie auswendig. Sie würde ihm glatt über die Lippen gehen. Er hatte sie schließlich oft genug gehört. Deshalb wußte er auch, welche Macht hinter ihr steckte.
Sie sollte die Sonne Satans zerstören und den Bann der Hölle brechen.
Und John Sinclair? Würde er möglicherweise zwischen diesen so unterschiedlichen Mächten zermalmt? Die Entscheidung zu treffen, war nicht einfach. Ihm war zudem unbekannt, wie lange ihn die normalen Kräfte des Kreuzes noch vor den verdammten Verbrennungen schützen konnten. Die feindliche Umgebung war dabei, sich zu verdichten. Der andere Einfluß verstärkte sich. Suko spürte den Angriff in seinem Kopf. Er konnte die fremden Gedanken selbst nicht fassen, die da herankamen und sich einfach festbrannten.
Nicht mehr warten.
Etwas tun!
Sofort handeln.
Er öffnete den Mund. Er sammelte sich. Er wollte die Formel auf keinen Fall falsch aussprechen.
Die richtigen Worte mußten gefunden werden, sonst war alles vorbei.
Und Suko sprach die Formel. Dabei streckte er seine Hand mit dem Kreuz der roten Sonne entgegen.
»Terra pestem teneto - salus hic maneto…«
Geflüstert, geschrieen, normal gesprochen? Suko wußte es nicht: Er hatte sich auf sich selbst nicht mehr verlassen können und war sich deshalb fremd geworden.
Das Kreuz reagierte. Es ließ Suko nicht im Stich. Er kam sie wie weggetragen vor, als es seine Kraft entfaltete und urplötzlich in der blendenden Helle aufstrahlte…
***
Es gab mich, und es gab mich doch nicht!
Das gleiche mußte auch für Luna Limetti gelten, die nach wie vor so nahe bei mir war, denn wir hielten uns tatsächlich eng umschlungen wie ein Liebespaar.
Das waren wir auf keinen Fall. Luna haßte mich. Sie wollte mich vernichten und zu einem Opfer der Sonne Satans machen.
Ich sah nichts mehr. Es gab keine Höhle mehr, keinen Boden, keine Wände, erst recht nicht die Veränderten und auch nicht meinen Freund Suko. Innerhalb des Scheins hatte sich ein Tor geöffnet, durch das wir hinein in eine andere Welt oder Dimension geweht waren.
Hinein in die Sonne?
Sie schickte ihre Kraft gegen uns. Was Luna Limetti erfreute,
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