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1019 - Das Vampirfenster

1019 - Das Vampirfenster

Titel: 1019 - Das Vampirfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ja, ich will mich Ihnen anvertrauen. Glauben Sie, daß ein Mensch von irgendwelchen Schatten verfolgt werden kann? Glauben Sie das, Mr. Sinclair?«
    Ich sagte nichts. Nicht etwa, weil ich nichts sagen wollte, ich dachte über ihre Worte nach und gleichzeitig darüber, welchem Job ich nachging. Verfolgende Schatten, ein Unding im Normalfall. Nur hatte ich schon zuviel erlebt, um darüber lachen oder den Kopf schütteln zu können. Manchmal wird man eben auf Phänomene gestoßen, die nicht so einfach zu begreifen sind.
    Aber war das schon ein Phänomen?
    »Sie sagen nichts, John. Ich kann mir den Grund denken. Sie halten mich für überzogen, zickig oder verrückt.«
    »Keine der drei Eigenschaften trifft auf Sie zu, denke ich. Sonst wäre ich auch nicht gekommen.«
    »Das ist nett gesagt, trotzdem kann ich Ihnen das nicht so leicht abnehmen.«
    »Aber es ist richtig, daß Sie von einem Schatten verfolgt werden?«
    »Ja.«
    Ich räusperte mich, bevor ich weitersprach. »Manchmal haben Schatten auch Umrisse. Vor allen Dingen, wenn sie von einem bestimmten Gegenstand stammen und in der Sonne stehen.«
    Gilian schüttelte heftig den Kopf. »Da sind Sie auf dem falschen Weg, John. So habe ich diesen Schatten nicht gemeint. Er wird von keinem Gegenstand geworfen.«
    »Wie dann?«
    »Nun ja.« Sie hob die Schultern. »Er war einfach da, ob Sie es glauben oder nicht. Der Schatten war vorhanden, ohne daß er durch Sonnenlicht gezeichnet wurde.«
    »Hatte er auch eine Gestalt?«
    Gilian schien zu überlegen, aber ihr Blick war zum Himmel gerichtet. »Ja, er hatte eine Gestalt.«
    »Wie sah er aus?«
    »Ein Mensch.« Ihr Kopf ruckte herum. »Ja, ob Sie es glauben oder nicht. Er sah aus wie ein Mensch.«
    »Und wo haben Sie ihn gesehen?«
    »Moment mal, John. Haben Sie mich nicht gehört?«
    »Doch, ich habe Sie verstanden.«
    »Ein Schatten, der wie ein Mensch aussah und doch kein Mensch ist. Sie müßten aufspringen und mich für durchgedreht halten.«
    »Daß ich es nicht tue, zeigt Ihnen doch, wie sehr ich an weiteren Ausführungen interessiert bin.«
    »Das verstehe ich jetzt. Sie sind ja Polizist. Ich habe mich da kundig machen können.«
    »Eben.«
    »Nur ist das, was ich Ihnen erzählt habe, nicht normal gewesen. Wo gibt es schon Schatten, die selbständig agieren und dazu noch aussehen wie Menschen, aber keine sind.«
    »Da gebe ich Ihnen recht.«
    »Und das glauben Sie mir auch?«
    »Mir wäre sogar sehr damit gedient, wenn Sie mir den Schatten zeigen könnten.«
    »Das wird schwer sein.«
    »Warum?«
    »Er ist nicht mehr da.«
    »Daran schließt sich die nächste Frage an. Wo haben Sie ihn denn gesehen oder erlebt?«
    »In der Kirche.«
    Jetzt war ich wieder überrascht. »Tatsächlich an Ihrem Arbeitsplatz, Gilian?«
    »Ja, ich lüge nicht. Sogar direkt an meinem Arbeitsplatz. Er befand sich in dem Fenster, das ich restauriere. Es ist sehr hoch, größer als ein Mensch, und dort zeichnete er sich ab. Ein sehr dunkler Schatten, richtig unheimlich – und kalt.«
    »Konnten Sie ihn berühren?«
    »Ja und nein. Ich habe die Scheibenmosaike berührt. Sie waren so kalt wie nie zuvor.« Gilian zog frierend ihre Schultern hoch. »Damit kam ich nicht zurecht.«
    »Wann war das denn?«
    »Abgesehen davon, daß ich noch nie zuvor eine solche Kälte angefaßt oder erlebt habe, in der Nacht. Um Mitternacht ist der Schatten in dem Fenster erschienen.«
    »Da arbeiten Sie, Gilian?«
    Diese Frage brachte sie ein wenig aus dem Konzept. »Nun ja, normalerweise nicht. Aber ich schaue schon in der Nacht nach, ob noch etwas zu tun ist.«
    »Im Dunkeln?«
    »Es gibt Scheinwerfer. Ich will mir auch einen Eindruck des Fensters in der Dunkelheit verschaffen. Das habe ich an anderen Arbeitsplätzen auch so gehalten. Ich weiß nicht, wie lange ich hier noch zu tun habe, aber das Zimmer ist noch für eine Woche gemietet. Danach sehen wir dann weiter.«
    Ich schwieg zunächst und dachte darüber nach, wie weit ich dieser Frau trauen konnte. Daß ein derartiges Problem auf mich zukommen würde, damit hätte ich nicht gerechnet. Wenn alles stimmte, fiel dieser Fall in mein Gebiet.
    Mein Schweigen gefiel ihr nicht. Aus schmalen Augen blickte sie mir ins Gesicht. »Jetzt denken Sie auch nach und wissen selbst als Polizist nicht, wie es weitergehen soll.«
    »Das will ich nicht mal so unbedingt behaupten, Gilian. Ich denke schon, daß ich bleiben werde. Wir sollten uns das Fenster einmal gemeinsam anschauen.«
    »Aber Sie werden den Schatten nicht

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