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1019 - Das Vampirfenster

1019 - Das Vampirfenster

Titel: 1019 - Das Vampirfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verfestigten sich dort immer mehr. Ihr war zum Heulen zumute, doch sie weinte nicht. Irgendwann überwandt sie sich selbst und startete.
    Ihr Ziel war der Ort Lyminge und das kleine Hotel am Rand, in dem sie während ihrer Tätigkeit wohnte.
    Das Netz war gespannt. Jetzt ging es nur darum, ob sich John Sinclair darin verfing.
    Dabei haßte sie ihn nicht einmal. Er war ihr sogar sympathisch, aber sie hatte die Falle für ihn weit aufgeklappt.
    Tränen rannen über ihr Gesicht, als sie durch die Dunkelheit nach Lyminge fuhr. Sie hörte das Rauschen des schmalen Bachs an der rechten Seite. Das Geräusch drang durch das offene Fenster, und sie schmeckte auch das Blut auf ihren Lippen, wo die Zähne kleine Wunden hinterlassen hatten.
    Blut, dachte sie.
    Es war zu einem Bestandteil ihres Lebens geworden, der sie auch weiterhin begleiten würde.
    Auf dem Platz hinter dem kleinen Hotel stellte sie den Wagen ab.
    Es war dunkel. Als Gilian ausstieg, zitterte sie. Sehr leise drückte sie die Tür ins Schloß.
    Die Innenbeleuchtung schaltete sich aus. So war auch die einzige Lichtquelle verschwunden.
    Die Frau blieb in der Dunkelheit stehen. Sie fror noch immer, sie bewegte den Kopf und schaute sich um.
    Nichts rührte sich.
    Stille.
    Dennoch flüsterte ihr eine Stimme aus irgendeinem Teil der nächtlichen Dunkelheit etwas zu. »Ich bin immer bei dir, Gilian, auch wenn du mich nicht siehst.«
    Gilian stoppte. Nur mit Mühe unterdrückte sie einen Schrei. Sie keuchte, drehte sich auf der Stelle, aber der Vampir zeigte sich nicht.
    An eine Täuschung wollte sie auch nicht glauben. Aber sie mußte weg aus der Finsternis und eilte so rasch wie möglich zum Eingang des Hotels. Dort zumindest gab es Licht. So konnte sie auch das Schloß der Tür mit zitternden Händen finden.
    Sie drückte die Glastür mit den braunen Außenbalken auf. Im Licht der Notbeleuchtung lief sie die Treppe zum ersten Stock hoch, wo ihr Zimmer lag.
    Im Zimmer warf sie sich auf das Bett und vergrub den Kopf ins Kissen. Nichts mehr sehen, hören oder fühlen.
    Sie wollte diese Nacht vergessen und am liebsten auch die gesamte Welt um sich herum…
    ***
    Obwohl ich mich schon auf dem Weg befand, wußte ich noch immer nicht, ob ich mich richtig verhalten hatte. Die Telefonnummer war korrekt gewesen. Sie gehörte zu einem kleinen Hotel, das wie der Ort hieß. Er lag auf halber Strecke zwischen Dover und London, abseits des großen Touristenstroms und dicht am Lyminge Forest, einem Waldgebiet, das sich wie ein Streifen von Süden nach Norden zog.
    Trotz meiner großen Unsicherheit war ich gespannt. So grundlos rief man einfach keinen fast fremden Menschen an. Zumindest konnte ich es mir nicht vorstellen. Gilian Kyle mußte sich schon in Schwierigkeiten befinden.
    Warum rief sie gerade mich zu Hilfe, wo wir uns kaum kannten?
    Hatte sie keine anderen Freunde, die ihr zur Seite stehen konnten?
    Okay, sie hatte herausgefunden, daß ich Polizist war. Aber wußte sie auch, welcher Aufgabe ich tatsächlich nachging?
    Das waren Fragen, mit denen ich mich auf der Fahrt beschäftigt hatte, ohne jedoch eine Antwort gefunden zu haben. Da mußte mir Gilian Kyle schon helfen.
    Es war ein wirklich schöner Maitag. Einer zum genießen. Blauer Himmel, nur wenige Wolken und wenn, dann waren sie weiß wie Schnee und aufgebläht wie Kissen. An Tagen wie diesen machte man Urlaub. Leider gehörte ich nicht zu den glücklichen Menschen.
    Die Fahrt nach Lyminge war meine reine Privatsache. Es gab keinen dienstlichen Hintergrund, obwohl ich Suko informiert hatte. Er hatte sich sehr skeptisch gezeigt wie auch Glenda.
    Aber das mußte ich hinnehmen. Daran ging kein Weg vorbei, wenn ich weiterkommen wollte.
    Lyminge war ein kleiner Ort, umgeben von Wäldern, Feldern und Weiden. Zäune und Hecken bildeten Grenzen oder schützten gegen den Wind. Ich sah Kühe auf der Weide und versuchte, bei deren Anblick den Gedanken an BSE aus dem Kopf zu vertreiben. Vögel flogen durch die klare Luft oder tobten zwitschernd durch das Astwerk der Bäume. Auch an zwei vergessenen Wahlplakaten fuhr ich vorbei. Sie zeigten den neuen Regierungschef Tony Blair in Siegerpose. Auch ich gehörte zu den Menschen, denen der Wechsel gefallen hatte.
    Saubere Häuser. Viel Grün. Bauernhöfe, auf denen Misthaufen lagen und vor sich hinstanken. Auf einem Teich schwammen Enten.
    Ein Hinweisschild auf das Hotel sah ich auch. Ich mußte nach rechts abbiegen, um das Hotel zu erreichen. Der Weg war nicht gepflastert, aber breit

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