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1019 - Das Vampirfenster

1019 - Das Vampirfenster

Titel: 1019 - Das Vampirfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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irgendwo versteckt halten.
    Es kam nur die Kirche infrage. Aber hatte er sich wieder in der Schnelle verwandelt? War er zu einem Menschen geworden, zumindest zu einer menschlichen Erscheinung?
    Ich sah ihn nicht. Zudem war es dunkel. Als einzige Lichtquelle diente mir die kleine Leuchte, die ich hervorholte. Der Strahl fiel in einem schrägen Winkel in die Tiefe, wo ich ihn wandern ließ. Er schwang von einer Seite zur anderen durch das Kirchenschiff, erhellte nur punktuell irgendwelche Stellen, wanderte auch über die abgedeckten Bänke hinweg, tanzte an den Wänden entlang und bewegte sich wieder zurück zum Altar, in dessen Nähe die zahlreichen Scherben und Splitter des zerstörten Fensters lagen. Sie blinkten auf, als das Licht sie erwischte, als wollten sie mir Zeichen geben.
    Ich sah meinen Gegner nicht. Ich hatte auch nicht gehört, daß er die Tür geöffnet hätte. Meiner Ansicht nach mußte er sich noch in der Kirche versteckt halten. Möglicherweise sogar unter den Tüchern. Keine Kunst für ihn, falls er sich wieder verwandelt hatte.
    Einen Sprung von hier oben in die Kirche hinein konnte ich nicht riskieren. Da würde ich mir leicht die Beine oder den Hals brechen.
    Es gab nur den einen Weg. Absteigen, außen herum laufen und dann durch den normalen Eingang gehen.
    Im Dunkeln kletterte ich nach unten. Weiterhin von der Hoffnung erfüllt, daß der Blutsauger die Kirche nicht verließ. Deshalb achtete ich stark auf fremde Geräusche, die ausgeblieben waren, als ich wieder festen Boden unter den Füßen spürte.
    Meine Vorsicht ließ nicht nach. Ich hatte mir das Kreuz offen vor die Brust gehängt. Die Beretta steckte auch nicht mehr an meinem Gürtel. Sie lag jetzt in meiner rechten Hand. Ich war gewappnet, aber es geschah nichts. Unangefochten erreichte ich die Kirchentür.
    Der Vampir war noch da, ich spürte es. Und ich richtete mich darauf ein. Sehr behutsam zog ich die Tür auf. Geräusche entstanden trotzdem. Das hatten alte Kirchentüren nun mal so an sich. Ich schlüpfte durch den Spalt, dann ließ ich die Tür hinter meinem Rücken zufallen.
    Jetzt stand ich ebenfalls in der Kirche. Daß ein Fenster fehlte, war selbst hier zu merken, denn der durch die Öffnung dringende Wind erfaßte mein Gesicht. Ich spürte ihn wie kalte, dünne Tücher auf der Haut, die immer wieder gegen mein Gesicht schlugen.
    Es hatte sich nichts verändert. Vor mir lag das wellige Meer aus Tüchern, die die Bänke verdeckten. Fremde Geräusche vernahm ich nicht, nur manchmal dieses leise Jaulen, wenn sich der Wind an irgendwelchen Ecken fing.
    Ich achtete auf mein Kreuz.
    Noch hatte es sich nicht erwärmt.
    Als matter, leicht silbriger Umriß hing es vor meiner Brust, ein sehr guter Schutz, auf den ich nicht verzichten wollte.
    Mir war es zu dunkel. Zwar brachte meine kleine Leuchte auch kein optimales Licht, aber durch ihren Schein hoffte ich, den Vampir irritieren zu können, wenn ich die Lampe schnell bewegte.
    Es war sowieso ein Anachronismus. Ich hatte eine Kirche betreten, um einen Blutsauger zu jagen. Wahnsinn. So weit waren wir also schon gekommen.
    Den Weg nach vorn nahm ich sehr langsam und bedächtig in Angriff. Auf keinen Fall wollte ich mich überraschen lassen. Je näher ich den abgedeckten Bankreihen kam, um so mulmiger wurde mir.
    Wäre ich der Vampir gewesen, hätte ich mich unter den Tüchern versteckt, um genau den Moment der Überraschung abzuwarten.
    Er tat es nicht und blieb weiterhin unsichtbar. Durch die Wucht des Aufpralls waren einige Scherben sehr weit geflogen. Dabei sicherlich noch einige Male aufgetickt, dann weitergerutscht, bis sie schließlich dort zur Ruhe gekommen waren, wo ich ging, denn unter meinen Sohlen knirschte es leise, als ich das Glas mit meinem Gewicht zerdrückte.
    Im Mittelgang zwischen den letzten drei Bänken blieb ich stehen.
    Dabei überlegte ich, ob ich die Tücher nehmen und zur Seite reißen sollte, um freie Sicht zu bekommen. Auch damit konnte ich den Blutsauger locken und nervös machen.
    Ich ließ es bleiben. Es hatte keinen Sinn. Er sollte kommen. Er wollte mich ebenso wie ich ihn. Wenn er allerdings unter den Decken steckte, dann war auch er blind, denn sie nahmen ihm die Sicht. Er würde mich und meine Aktionen nicht sehen können. So war dieses Verkriechen keine so gute Idee.
    Die Tücher bewegten sich trotzdem. Es lag nicht daran, daß sich unter ihnen jemand verborgen hielt, allein der in die Kirche hineinwehende Wind trug daran die Schuld, weil er über den

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