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102 - Die Gottesanbeterin

102 - Die Gottesanbeterin

Titel: 102 - Die Gottesanbeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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sich vor der Ehrentribüne, vor den vier Schiedsrichtern und vor den Zuschauern.
    Das letzte Gemurmel verstummte. Alles wartete gespannt. Die Sumotori kauerten auf allen vieren. Ihre Bäuche hingen auf den Boden. Mit ausdruckslosen Gesichtern musterten sie sich.
    Coco, Yoshi und Abi schauten genau auf die mächtige Kehrseite des Akinosuke. Er trug, wie sein Gegner lediglich einen Schamgürtel, dessen Querband seine dicken Hinterbakken teilte.
    „Mann könnte meinen, der Vollmond geht auf', flüsterte Abi mit einem Blick nach oben Coco zu. Der Gyoji wartete, bis die Spannung der Zuschauer den Höhepunkt erreicht hatte; dann bewegte er den Fächer mit der Quaste.
    Die beiden Sumotori stießen ein uriges Gebrüll aus und rasten mit gesenkten Köpfen aufeinander zu. Sie rannten mit den Schädeln gegeneinander.
    Coco griff sich an den Kopf, der ihr schon vom Zuschauen weh tat. Es krachte so gewaltig, daß es auch der letzte Zuschauer hören konnte.
    Die Zuschauer begannen zu brüllen.
    Die beiden Fleischberge packten sich, rangen, ächzten und keuchten. Jeder wollte den anderen aus dem Ring drängen oder zu Boden werfen. Das einfachste Mittel war, ihn am Gürtel zu packen, wo man den besten Halt hatte. Die beiden Fleisch- und Muskelberge versuchten, sich zu überlisten.
    Aber sie standen wie Felsen da.
    Takasago hieb dem Akinosuke die Handballen ins Gesicht und stieß ihn mit den offenen Handflächen vor sich her.
    Yoshi Hoho sprang auf und klatschte. Er war nicht der einzige. Zierliche Japanerinnen, die vielleicht ein Viertel soviel wogen wie die beiden Fleischberge, schrien sich die Kehlen heiser.
    Coco fragte sich, was die kleinen und zierlichen Japanerinnen an diesen Kolossen fanden. Sexuell konnten sie mit ihnen sicher nichts anfangen, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben.
    „Tsuppari!" schrie Yoshi Hojo. „Tsuppari!"
    „Was ist?" fragte Coco.
    „Diese Art des Angriffs heißt so", erläuterte der Japaner, ohne einen Blick von dem Geschehen im Ring abzuwenden.
    Akinosuke war ausgewichen. Er wollte Takasago von hinten aus dem Ring drängen, aber der Ozeki war kein Anfänger. Schon stand er wieder neben Akinosuke, packte ihn um den Leib und hob den Hundertsechzig-Kilo-Koloß einfach hoch. Jetzt waren alle Zuschauer auf den Beinen.
    Akinosuke packte Takasagos Kopf und drückte ihn mit seinen großen Händen nach hinten. Der Ozeki wollte ihn auf den Boden schmettern, aber Akinosuke landete federnd wie ein Gummiball auf den Füßen.
    Die Zuschauer rasten. „Akinosuke!" schrien sie. „Akinosuke!"
    Yoshi Hojo war begeistert.
    „Das bringt sonst keiner fertig", sagte er. „Jeder andere wäre gestürzt und hätte verloren."
    Die beiden Sumotori umkreisten sich.
    „Weiter, weiter!" plärrte der Ringrichter monoton und schwenkte den Fächer mit der Quaste.
    Die beiden Sumotori gingen wieder aufeinander los. Takasago versuchte es nochmals mit Tsuppari.
    Er hatte längere Arme als Akinosuke, der nicht kontern konnte, und stieß ihm die Handballen ins Gesicht, gegen Stirn und Kehle. Immer wieder. Akinosuke mußte zurück bis an den Strohrand des Rings.
    Takasago stemmte sich gegen ihn und bog ihn nach hinten.
    Coco sah die schweißüberströmten, verzerrten Gesichter der Sumotori vor sich. Akinosukes Rücken war so durchgebogen, daß Coco glaubte, seine Wirbelsäule würde jeden Moment brechen. Sein Kopf war aus dem Ring gedrückt.
    Aber sein dicker Bauch, der Schwerpunkt seines Körpers, hing im Ring. Takasago lag mit dem ganzen Gewicht auf dem kleineren und leichteren Akinosuke. Das hätte kein Weltmeister im Gewichtheben und niemand durchgehalten.
    Die Zuschauer feuerten jetzt Takasago an. Akinosuke mußte verlieren. Dem gewaltigen Druck konnte er nicht lange standhalten. Akinosuke hatte Takasago um den Oberkörper gefaßt und versuchte, sich an ihm festzuhalten.
    „Taka! Taka! Taka!" jubelten die Zuschauer.
    Da geschah das Sensationelle. Akinosuke machte eine Vierteldrehung und quetschte sich an Takasago vorbei. Der Ozeki verlor das Gleichgewicht. Er wollte sich an Akinosuke halten, aber der hieb ihm nun seinerseits einen Tsuppari ins Genick und trat ihm in die Kniekehlen.
    Takasago purzelte aus dem Ring. Die Zuschauer brüllten. Coco glaubte, in ein Tollhaus geraten zu sein oder in das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft, bei dem gerade das Siegestor gefallen war. Yoshi Hojo redete rasend schnell japanisch. Abi Flindt war sehr beeindruckt. Auch Coco ertappte sich dabei, daß sie klatschte und Akinosuke zujubelte.

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