102 - Die Gottesanbeterin
aus dem Nichts und griff den Frauenkopf mit dem langen Zopf an. Er mußte von Tomotada ablassen.
„Diese Einmischung ist unfair!" rief der Kokuo dem Tai Pan zu. „Tomotada sollte mit Ashikaga kämpfen. Von einer Rokuro-Kubi war keine Rede."
„Dein Samurai hat verloren!" schrie Tai Pan zurück. „Ergib dich mir!"
„Niemals, du heimtückische schwarze Brut! Das hätte ich mir denken können, daß du eine Hinterlist beabsichtigst."
Der Kokuo no Tokoyo hob die Hände und rief eine Beschwörung. Ein strahlender Kreis entstand um den Samurai und den Sumotori, die bewegungslos verharrten. Eine magische Sphäre schützte sie.
Der Adler verschwand so plötzlich, wie er gekommen war.
Der Kokuo gab nun das Zeichen zum Angriff, und auch Tai Pan setzte sein Heer in Marsch.
Die Musketenschützen gingen in Stellung, und ihre Waffen krachten. Die Reiterei, Samurais und Untote auf beiden Seiten, formierte sich. Das Fußvolk marschierte. Dann trafen die beiden Heerhaufen aufeinander, und um die magische Sphäre herum entbrannte ein wilder Kampf.
Der Kokuo no Tokoyo und Tai Pan, der Drachenmann, hielten sich zurück und dirigierten das Schlachtgeschehen. Zwei Stunden lang tobte der Kampf, ohne daß eine Seite die Oberhand gewonnen hätte. Während dieser Zeit hielt Ashikaga den Samurai mit der Maske in seinem Fesselgriff. Tomotada konnte auch nicht die Eisenmaske absetzen und den Sumotori mit seiner Gesichtslosigkeit in Schrecken versetzen und vernichten.
Die Mujina, Tomotadas Mutter, kämpfte in der vordersten Reihe. Mit Naginata und Schwert mähte sie die Feinde nieder. Auf der Gegenseite wütete die Rokuro-Kubi unter den Angreifern. Vielen biß sie die Kehle durch oder das Genick. Untote nahmen fürchterliche Wunden hin und kämpften immer noch; sie konnten nur durch Enthauptung getötet werden. Musketenschützen rannten hin und her und feuerten immer wieder, Waffen klirrten, Pferde wieherten.
Da wollte die Mujina das Kampfglück für die Mannen des Kokuo no Tokoyo wenden . Sie setzte die Eisenmaske ab und wollte gerade mit dem Finger gegen ihr Frauengesicht schnippen, um es zum Verschwinden zu bringen; der Anblick der gesichtslosen Mujina würde die Angreifer ihrer Gesichter berauben, so daß sie leicht erschlagen werden konnten. Daß auch einige von Kokuos Streitern in Mitleidenschaft gezogen würden, störte die Mujina nicht.
Einen Sekundenbruchteil bevor ihr Finger das Gesicht berührte, traf sie der Kopf der Rokuro-Kubi. Pfeilschnell war der Kopf auf sie herabgestoßen, als sie die Maske absetzte. Der Rokuro-Kopf traf den der Mujina. Zwei Dämonen schrien auf, und es entstand ein Knall, als zerplatzte ein reifer Kürbis.
Dann sah man die Mujina tot vom Pferd sinken. Auch der Kopf der Rokuro-Kubi war vernichtet. Tomotada geriet in eine furchtbare Wut, als er den Tod seiner Mutter mit ansah. Er hatte sie nie besonders geliebt, aber immerhin war das der Schoß, der ihn geboren hatte; und Blut war dicker als Wasser.
In seiner Wut gelang es dem Schwarzen Samurai, Askikagas Griff zu sprengen. Er sprang auf und durchbohrte den Yokozuna mit dem Schwert. Ashikaga schrie auf. Tomotada hieb den Zweihundertzwanzig-Kilo-Koloß mit dem Tomokirimaru in Stücke. Dann durchbrach er die magische Sphäre, was von innen ohne weiteres möglich war, und pfiff sein Schlachtroß Dojikage herbei.
Das Pferd kam sofort herbeigaloppiert. Tomotada schwang sich in den Sattel und griff in wilder Wut die Reiter des Tai Pan an. Sein Heer folgte ihm. Die Mannen des Tai Pan gerieten ins Wanken. Das Tomokirimaru hieb eine blutige Gasse durch die Samurai des Tai Pan und mähte Untote nieder. Kein Schild, keine Rüstung konnten ihm widerstehen.
Der Tai Pan sah die Niederlage voraus. Er richtete sich auf seinem Schlachtroß auf, das auf einem kleinen Hügel hielt, und dann geschah etwas Grauenvolles.
Erst spie der Tai Pan eine meterlange Flamme, als ihm einer der Untoten aus Tomotadas Heer zu nahe kam. Das magische Feuer erfaßte den Kadaver des Untoten, und Flammen schlugen aus seiner Rüstung. Der Untote stürzte zu Boden und verbrannte.
Der Tai Pan aber wurde zu einem großen geflügelten Drachen. Er brüllte, daß außer dem Kokuo, Tomotada und den Untoten jeder erbebte. Dann erhob er sich in die Lüfte und flog zu dem Kokuo. Ihn wollte er töten.
Flammenspeiend landete er vor ihm. Das Feuer hüllte den Kokuo ein, aber es vermochte nicht, ihn zu verletzen. Nicht einmal seine Brauen oder seine unter dem Helm hervorfallenden eisengrauen
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