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1021 - Ich jagte den untoten Engel

1021 - Ich jagte den untoten Engel

Titel: 1021 - Ich jagte den untoten Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war auch dunkler geworden, was nichts mit dem Einbruch der Dämmerung zu tun hatte und allein an den mächtigen Wolken lag, die sich über dem See und dabei auch relativ tief liegend zusammengeballt hatten.
    Ein unheimliches Muster, in dem es brodelte und kochte. Denn die Wolken befanden sich in ständiger Bewegung, obwohl sie ihren eigentlichen Platz kaum verließen.
    Ich hielt Jane nicht mehr fest. War allerdings darauf gefaßt, sie sofort wieder an mich zu reißen, sollte sie auch nur den Versuch einer Flucht wagen.
    McCormick hatte von den grauen oder dunklen Blitzen gesprochen. Ich sah sie noch nicht, denn keine dieser speerartigen Entladungen spaltete die Wolkenbank. Es zeichnete sich nur diese lautlose und trotzdem brodelnde Unruhe über dem Wasser ab.
    Die Oberfläche lag längst nicht mehr so glatt. Die herabfallenden Böen hatten sie aufgewühlt. Wellen wurden hochgeschleudert wie dünnes Glas, klatschten zusammen und zerbrachen wieder. Sie schlugen wuchtig gegen das Ufer und den Steg. Sie brachten die dort liegenden Boote in heftige Bewegungen, so daß sie wild auf und ab schaukelten. Schaumstreifen rannen an Land und verliefen sich dort.
    Über unseren Köpfen brauste es. Der Wind fing sich an manchen Ecken und Kanten der schlichten Häuser hier und ließ auch das Schild der Imbißbude rappeln.
    »Ich sehe deinen neuen Freund noch nicht. Jane! Ich glaube, du hast dich getäuscht.«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    Ich provozierte sie weiter. »Dann zeig ihn mir!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das brauche ich nicht. Ich spüre ihn, und ich weiß, daß er von allein kommen wird. Er bestimmt, wann seine Zeit reif ist.«
    Ich konnte ihn nicht herrufen, aber ich wollte ihn auch nicht rufen. So blieb ich mit Jane vor dem Laden der McCormicks stehen. Zum Glück hatten die Männer meinen Rat befolgt und waren aus dieser Umgebung verschwunden. Hinter mir stieg das Gelände sanft an, und an dieser Höhe standen die kleinen Wohnhäuser der Menschen so geschützt, daß ihnen auch ein Hochwasser nichts ausmachen konnte.
    Im Gegensatz zu mir zeigte Jane eine gewisse Unruhe, die sie nicht unter Kontrolle halten konnte.
    Immer wieder schaute sie sich um. Sie hielt nach etwas Ausschau. Sie hatte ihren Herrn und Meister ja gespürt. Zudem war er ihr schon körperlich sehr nahe gekommen, und sie war von seiner widerlichen Zunge liebkost worden.
    Aber jetzt?
    Ich versuchte wieder, sie zu provozieren. »Er hat sich wohl zurückgezogen - oder?«
    Sie verzog die Lippen zu einem breiten Lächeln. »Nein, das hat er nicht. Du freust dich umsonst, John. Er ist noch da, das weiß ich genau. Und er kommt näher, das kann ich dir versprechen. Ich spüre seine Kraft.« Sie bewegte beide Arme, als wollte sie damit die gesamte Gegend umfassen.
    »Alles gehört ihm!« flüsterte sie. »Es ist bereits in seinem Besitz. Die Natur wird von Doriel beherrscht!«
    Als hätte sie damit ein Stichwort gegeben, so tauchte er plötzlich auf. Nicht aus dem Boden, nein, nach Janes Jubelschrei drehte ich mich um, weil sie sich plötzlich für das Gewässer interessierte und darauf zeigte.
    Dort zeichnete er sich als düstere und zugleich auch helle Gestalt ab. Umzuckt von Blitzen, die seinen Körper umspielten und so aussahen, als kämen sie aus seinen Händen, die er ausgestreckt hatte und locker bewegte, als wollte er den Blitzen immer wieder Zeichen geben. Sie umtanzten ihn, sie schlugen in die Wasserfläche ein, wo sie beinahe verzischten oder das Wasser zum Brodeln brachten. Jedenfalls wühlte sich der See immer mehr auf. Die Wellen schlugen hoch. Auf ihren Spitzen tanzten die Schaumkronen wie helles Pulver. Mich interessierten weder die graue Blitze, die nur an den Rändern eine leichte Erhellung zeigten, noch das wilde Wasser. Etwas anderes war viel wichtiger, nämlich die Person selbst.
    Doriel brauchte kein Boot, um den Loch Fannach zu überqueren. Er schwebte auf dem Wasser oder leicht darüber.
    Erst jetzt wurde mir richtig klar, welchem Gegner ich gegenüberstand. Ich vergrub meine Hand in der Tasche, um das Kreuz zu umfassen. Selbst dessen Wärme wirkte in diesem Moment nicht einmal beruhigend auf mich…
    ***
    War er größer geworden? Oder bildete ich mir das nur ein? Er kam mir so vor, aber er hatte sich nicht verändert. Der Sturm spielte mit seinem hellen Haar, das er wie einen Fahne um seinen Kopf schleuderte, als wollte er die Pracht im nächsten Augenblick abreißen.
    Noch immer hatte er sich nichts über seinen Oberkörper

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