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1022 - Der Lockvogel

1022 - Der Lockvogel

Titel: 1022 - Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Röcheln, aber sie gingen weiter und ließen ihn liegen.
    Es war wieder dunkel geworden. Simpson hielt sich an Eddie Sheen fest. Er dirigierte ihn in eine bestimmte Richtung, denn die Männer wollten alles sehen. Bis zur Treppe hin und sie dann hochgehen. Das hatten sie noch abgesprochen.
    Wieder sprang die Flamme hoch, tanzte leicht, schuf dieses huschende Muster aus Licht und Schatten und bewegte sich in eine Richtung, und zwar nach vorn hin.
    Da waren auch die Tröge zu sehen. Zwei nebeneinander. Drüber schwebten verrostete Wasserkräne, aus deren Öffnungen bestimmt kein Tropfen mehr dringen würde.
    Die viereckigen Tröge bestanden aus dunkelgrauen Steinen, an deren Außenseiten sich noch die Feuchtigkeit gehalten hatte. Sie waren schnell erreicht, und Eddie mußte die Flamme wieder zurückzucken lassen. Im Dunkeln fragte er Simpson: »Was liegt darin?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann sind sie leer?«
    »Nein, einer nicht.«
    »Wieso?«
    »Frag nicht so blöd. Sie sind leer und trotzdem nicht leer. Ich habe hineingeschaut, konnte aber nichts sehen. Dann habe ich meinen Arm hineingestreckt und gefühlt.«
    »Also doch.«
    »Quatsch. Da lag eine alte Decke. Mit Fingern fühlte ich den kratzigen und feuchten Stoff. Mehr war es nicht. Jetzt bist du dran.«
    Eddie überlegte. »Lag denn was unter der Decke?«
    »Keine Ahnung.«
    »Kannst du mal das Feuerzeug halten und reinleuchten?«
    »Ja, gib her.«
    Die Flamme gab wieder Licht, und Simpson beugte sich leicht nach vorn. Seine Hand tauchte mit dem Feuerzeug nach unten. Die Innenseiten des Trogs bekamen ein Muster aus Licht und Schatten, das lautlos an ihnen in die Höhe und Breite glitt.
    Eddie beugte sich nach vorn. Er dachte dabei an seinen malträtierten Schädel und bewegte sich nur sehr langsam. Er wollte nicht plötzlich einen Kollaps bekommen und in den Trog hineinfallen.
    Glenn Simpson hatte recht gehabt. Dieser Waschtrog war nicht leer. Darin lag tatsächlich eine Decke, die sich auf dem gesamten Boden ausbreitete und keinen Blick auf den Grund freiließ, als hätte sie etwas zu verbergen.
    Verbergen – das war es, worüber Eddie nachdachte. Er griff mit beiden Händen zu. Die Finger berührten die Decke, sie drückten auch dagegen, und er spürte darunter einen leichten Widerstand.
    »Scheiße!« keuchte Simpson. Dann erlosch das Licht.
    »Was ist denn?«
    »Habe mich am Daumen verbrannt.«
    »Aber hier ist was.«
    »Wo?«
    »Unter der Decke.«
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung, aber ich spüre es. Ich werde das Ding wegnehmen, dann kannst du leuchten. Okay?«
    »Abgemacht.«
    Die Decke war durch die aufgesaugte Feuchtigkeit schwer geworden, und Eddie mußte schon härter zugreifen, um sie richtig anfassen zu können. Dann endlich hob er sie hoch.
    Noch leuchtete die Flamme nicht. Auch Eddie faßte nicht nach. Er zog die Decke nur weiter und ließ sie dann zu Boden rutschen.
    »Hast du es, Eddie?«
    »Klar, du kannst leuchten.«
    Das tat Glenn Simpson auch. Seine Hand zitterte dabei, deshalb tanzte die Flamme noch stärker als gewöhnlich. Er mußte die Hand tiefer senken, damit auch der Boden des Trogs erfaßt wurde.
    Beide Männer hielten den Atem an.
    Dort lag jemand.
    Eine Gestalt mit wachsbleichem Gesicht und geschlossenen Augen. Verkrümmt war sie in den Trog regelrecht hineingedrückt worden, damit sie hineinpaßte.
    »Das gibt es nicht!« stöhnte Eddie.
    Im gleichen Augenblick erlosch das Licht…
    ***
    In der Dunkelheit blieben die beiden Gefangenen stehen. Keiner von ihnen wußte, was er sagen sollte. Sie standen nur da und atmeten schwer, wobei sie sich gegenseitig anbliesen.
    Endlich faßte sich Eddie ein Herz. »Und du hast nicht gewußt, daß da jemand liegt?«
    »Richtig, so ist es. Ich sehe den zum erstenmal.«
    »Der ist tot.«
    Glenn schnalzte mit den Lippen. »Ja, das glaube ich inzwischen auch.«
    »Schon lange tot.«
    »Kann sein.«
    Eddie mußte einfach krächzend lachen. »Wenn der schon lange tot ist, wie wir angenommen haben, verdammt noch mal, warum ist er dann nicht verwest? Kannst du mir das sagen? Der hätte schon längst stinken müssen. So ist das nun mal.«
    »Hier stinkt es sowieso genug.«
    »Aber nicht nach einer Leiche, verdammt!«
    »Kennst du dich so gut aus?«
    »Ja. Früher mal habe ich Leichen gewaschen. Ich brauchte unbedingt Kohle. So einen Job wollte kaum einer haben. Ich habe ihn dann genommen, und dieser Geruch klebt mir noch immer in der Nase. Das ist eine Erinnerung, die nicht vergeht.«
    »Dann gehört der

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