1023 - Monster-Queen
Gesicht öffnete sich das Maul so weit wie möglich. Geifer schäumte an der Unterlippe und drang darüber hinweg. In hellen, langen Tropfen fiel er nach unten und klatschte auf den Boden.
Seine Arme waren durch die Stange und durch die Kette gefesselt.
Sie aber rammte er nach unten, und es sah so aus, als sollte die Stange den Kopf der Frau zerschmettern.
Dancer schrie. Er sprang vor, obwohl es kaum Platz für ihn gab. Er trommelt mit den Fäusten gegen die Wand. Er wollte nicht sehen, wie seine Cynthia zerschmettert wurde, und trotzdem gab es da eine Kraft, die ihn zwang, die Augen zu öffnen.
Er schaute hin.
Sie war weg.
Keine Cynthia mehr, auch kein Monster. Es gab nur die normale Wand, gegen die er schaute und gegen die er am liebsten seinen Kopf gerammt hätte, denn dieser Anblick machte ihn beinahe verrückt.
Mit einem weichen Gefühl in den Knien trat er zurück. Sein Atmen hörte sich an wie das Jaulen eines Hundes. Dancer begriff die Welt nicht mehr. Für ihn war alles auf den Kopf gestellt worden. Er gab sich selbst die Schuld an den Dingen. Die Bilder konnten nicht normal gewesen sein. Sie mußten den Grund in seiner krankhaften Phantasie gehabt haben. Das wiederum hing nur mit der Frau zusammen, denn Cynthia hatte ihn völlig durcheinandergebracht.
Er hockte auf ihrem Bett und wußte nicht, wie er dort hingekommen war. Nur allmählich fand er wieder in die Realität zurück. Sehr vorsichtig drehte er den Kopf und blickte auf die Wand.
Eine normale Tapete. Nicht mehr die neueste. Sie hätte mal überstrichen oder gewechselt werden müssen. Aber sie war nicht der Eintritt in eine andere Welt. Es gab dort auch kein Motiv abzulesen.
Kein Monster, keine Cynthia Carinelli – nichts.
Dancer schlug die Hände gegen sein Gesicht. Er schüttelte den Kopf und sprach in seine Handflächen hinein. »Ich werde noch verrückt, ich drehe noch durch. Das gibt es nicht. Das ist nicht wahr. Ich hänge durch. Ich kann nichts fassen.«
Plötzlich kam er sich wie ein Einbrecher vor. In einer fremden Wohnung sitzend.
Sein Magen war aufgewühlt. Er schluckte einige Male. Er hatte einen bitteren Geschmack im Mund.
Schließlich stand er auf.
Nicht normal, zittrig. Schweißgebadet. Wie eine Puppe, die jemand in die Höhe gezogen hatte.
In seinem Kopf herrschte noch immer Durcheinander. Er mußte Klarheit hineinbringen, nickte vor sich hin und gab sich selbst durch sein Flüstern Mut. »Ich werde die Wohnung verlassen. Ich werde wieder zurück in mein Zimmer gehen, mich dort hinsetzen und versuchen darüber nachzudenken, wie es weitergehen soll.«
Einige Male wiederholte er die Sätze, um sich innerlich zu stärken.
Dann setzte er den Vorsatz in die Tat um. Dancer haßte dieses Zimmer plötzlich, aber er ließ den Haß nicht an Cynthia aus. Sie stand außen vor. Bei ihr war alles anders. So sehr er das Monster haßte, so sehr liebte er die Frau. Joel wollte einfach nicht daran denken, daß die Eisenstange ihren Kopf getroffen und sie zerschmettert hatte.
Das Geräusch war da. Joel hörte es auch. Allerdings erst, als es nicht mehr weit von ihm entfernt war. Direkt hinter der Tür des Schlafzimmers. Schritte, das Klingeln von Metall auf Metall, als sich Schlüssel berührten.
Himmel, da kam jemand. Und dieser Jemand hatte die Wohnung bereits betreten.
Er war schon an der Tür.
Jetzt stieß er sie auf.
Joel Dancer fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er erstarrte.
Vor ihm stand Cynthia!
Und sie war völlig normal…
***
Zeugenaussagen, die sich gehäuft hatten. Worte und Sätze, die unsere Kollegen genervt hatten. Ein Monstrum war nächtens gesichtet worden. Ein gewaltiger, urwelthafter Schatten, der durch die Straßen dieses Viertels geisterte und auf der Suche nach Opfern gewesen war.
Es hatte noch keine gegeben. Die Menschen waren durch das Erscheinen der Gestalt nur erschreckt worden. Alles andere konnte man vergessen. Es war nicht existent.
Ausgerechnet wir sollten herausfinden, was an diesen Aussagen stimmte und was nicht.
Mir kam es vor wie eine Strafexpedition. Suko erging es ähnlich.
Wir hatten den Rover an einer sicheren Stelle abgestellt und durchwanderten zu Fuß das Viertel.
Es gab eine recht wichtige Straße, auf die sich einiges konzentrierte. Denn dort sollte das unheilvolle Monstrum des öfteren erschienen sein. Da gab es auch die entsprechenden Zeugen, von denen wir weder Namen noch Wohnort kannten.
Nicht so tragisch, denn in jedem Viertel und sei es noch so arm, existierten gewisse
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