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1027 - Der Traum vom Schwarzen Tod

1027 - Der Traum vom Schwarzen Tod

Titel: 1027 - Der Traum vom Schwarzen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hineingeraten war und möglicherweise auch in die des Schwarzen Tods, denn dafür stand die Schwärze in den Augen…
    ***
    Simon hob seine rechte Hand an. Diese Bewegung irritierte Johnny, riß ihn aber zugleich aus seiner eigenen Gedankenwelt fort und wieder hinein in die Realität. Es war sehr still im Zelt. Und diese Stille wurde unterbrochen, als Simon anfing zu sprechen. Er redete langsam. Es war seine eigene Stimme, aber sie hörte sich trotzdem fremd an, als wäre noch eine andere darunter gelegt worden.
    »Atlantis… ich liebe das Land. Ich werde hinkommen. Ich weiß, daß es dich gibt. Warte auf mich. Warte immer auf mich. Ich habe dich gesehen, ich habe auch ihn, den Schwarzen Tod gesehen. Er war so unwahrscheinlich mächtig. Er war wunderbar …«
    Der Junge war ein Gefangener seiner eigenen Vorstellungskraft oder seiner Erinnerungen. Während er gesprochen hatte, hatte Johnny die Augen nicht aus seiner Kontrolle gelassen. Er suchte darin nach einer Veränderung, und er leuchtete auch das Gesicht seines Freundes weiterhin an.
    Das Licht erreichte die Augen. In beide drang es hinein, und das war wörtlich zu nehmen.
    Es drang hinein, aber es wurde nicht reflektiert, wie es bei normalen Menschen der Fall hätte sein müssen. Der Inhalt der Augen schluckte das Licht. Er saugte es auf wie ein Schwamm, er trank es weg, und Simon zeigte sich auch nicht irritiert.
    Johnny überlegte, wie er seinem Freund helfen konnte. Er war nicht verzweifelt, aber es fiel ihm verdammt schwer, eine Lösung zu finden. Simon befand sich in einem Zustand, aus dem man ihn nicht so ohne weiteres entfernen konnte, wenn dies überhaupt möglich war. Er steckte in einer Fern-Hypnose.
    Wenn er versuchte, ihn mit Gewalt zu wecken, konnte das schiefgehen und auch Schäden hinterlassen. Simon mußte von allein aus dieser Lage hervorkommen. Das würde seine Zeit dauern, aber irgendwann war auch der tiefste Schlaf beendet.
    Das Zelt kam Johnny plötzlich wie eine Falle vor. Er konnte nicht mehr länger bleiben. Er wollte raus, verschwinden. Die Luft war immer dicker und stickiger geworden. Mehr zu trinken als zu atmen.
    Johnny fühlte sich wie in einer Sauna. Es gab keine Stelle an seinem Körper, die nicht feucht war.
    Nein, hier kann ich nichts tun, dachte er, hier nicht. Ich muß weg, raus.
    Er zog seine Beine an. Simon merkte davon nichts. Er hockte auf der Stelle, der Blick seiner dunklen Augen war nach unten gerichtet.
    Manchmal wippte er mit dem Oberkörper, aber auch das änderte nichts an seinem Zustand. Er blieb ein Gefangener seiner Träume und Erinnerungen.
    Johnny kroch rückwärts aus dem Zelt. Er hatte den Eingang nicht von innen verschlossen und öffnete ihn jetzt durch den Druck seiner Füße. So kam er ins Freie.
    Dort stand er auf. Johnny merkte, daß er zitterte. Es war kühler, der Bach gurgelte in der Nähe. Johnny empfand das Geräusch als schlimm. Wie das Schmatzen eines Untiers, das bereits auf ihn, die menschliche Beute, lauerte.
    Johnny entfernte sich einige Schritte vom Zelt. Er brauchte Ruhe, um nachzudenken. Still war es nicht, denn aus anderen Zelten hörte er Geräusche, die selbst das Gurgeln des Bachs überklangen.
    Was soll ich tun?
    Diese Frage hämmerte durch seinen Kopf. Johnny fühlte sich überfordert, er konnte sie einfach nicht beantworten. Er stand allein einem schon unerklärlichen Phänomen gegenüber. Simon hatte sich verändert oder war verändert worden. Johnny konnte sich nicht mehr vorstellen, daß er so reagierte wie früher.
    Hilfe holen! Gut gedacht. Aber wer konnte ihm in dieser schwierigen Lage beistehen? Außerdem hätte ihm kaum jemand geglaubt, das war ein noch größeres Problem. Er kam sich vor wie jemand, der die Tür zu einer fremden Welt geöffnet hatte und mit deren Problemen nicht klarkam. Allein würde er es nicht schaffen, und es gab eigentlich nur eine Möglichkeit.
    Die Eltern – und sein Patenonkel John Sinclair, der Geisterjäger.
    Sie waren in der Lage, den Fall zu klären, und wenn Johnny ihnen etwas über den Schwarzen Tod erzählte, würde sie nichts mehr in London halten. Das stand fest.
    Das Handy!
    Nie zuvor war es ihm wertvoller vorgekommen. Seine Eltern würden sicherlich schon in den Betten liegen, das war dem Jungen egal.
    Er setzte sich auf dem Boden. Die eingeschaltete Taschenlampe stellte er so hin, daß er die Tastatur des Handys sehen konnte. Und trotzdem zitterten seine Finger, als er wählte und dabei inständig hoffte, seine Eltern erreichen zu

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