103 - Das Geheimnis der Maske
„Ihr folgt mir!"
Ich lief auf die Stufen zu und mit gewaltigen Sprüngen hinunter. Einer der Hundemenschen hob den häßlichen Kopf und bellte. Er richtete sich halb auf den Hinterbeinen auf, und die anderen folgten seinem Beispiel.
Das erste Monster sprang mich an. Ich trat gelassen einen Schritt zur Seite und schlug gleichzeitig zu. Das Samuraischwert war schärfer als eine Rasierklinge. Der Hieb spaltete dem Monster den Schädel, und es fiel tot zu Boden. Nur die Beine zuckten noch einen Augenblick, dann lag es ruhig da. Ein zweites Monster schlich auf mich zu. Hinter mir hörte ich ein leises Zischen. Coco hatte einen Bolzen abgeschossen. Sie hatte gut getroffen. Das Monster bekam den Bolzen in das rechte Auge, bäumte sich auf, verkrallte sich im Boden, fiel nach rechts, wälzte sich auf den Rücken und schlug mit den Beinen im Todeskampf wild um sich. Ich lief auf die fünf noch lebenden Monster zu, sprang hin und her und schlug wie wild mit den Schwertern um mich.
Die Monster winselten kläglich, als die Schwerter ihnen Wunden zufügten. Einem der Monster schlug ich den Kopf ab. Das war anscheinend für die anderen zuviel. Sie wandten sich zur Flucht. „Ich folge ihnen, Coco! Du bleibst hier! Ich melde mich später wieder. Rufe gelegentlich im Hotel an!"
Die vier Hundemenschen rannten durch den Garten und sprangen über die niedrige Mauer. Ich folgte ihnen und kam mir irgendwie blödsinnig vor, wie ich so mit den zwei blutverschmierten Schwertern über eine Wiese rannte. Dabei kam ich ganz schön ins Schwitzen. Die Hundemenschen entwickelten ein erstaunliches Tempo. Ich hoffte, daß sie mich zur lebenden Puppe führen würden, doch die Hundemenschen rannten ziemlich wirr hin und her. Einmal kehrten wir sogar zum Haus von Hasegawa zurück. Ich ließ einen Abstand von mehr als hundert Metern zwischen den Bestien und mir. Der hochstehende Mond war mein Verbündeter.
Plötzlich lief jeder der Hundemenschen in eine andere Richtung. Ich folgte einem, verlor ihn aber bald aus den Augen, als er sein Tempo gewaltig steigerte.
Verärgert kehrte ich zu Coco zurück. Abi und Yoshi waren noch immer nicht ins Hotel zurückgekommen. Langsam fing ich an, mir Sorgen um die beiden zu machen.
Wir beschlossen, im Haus Hasegawas zu übernachten. Es war zwar unwahrscheinlich, daß die Bestien nochmals zurückkamen,. aber ganz ausschließen konnte ich die Möglichkeit nicht. Außerdem hoffte ich noch immer, daß sich vielleicht die Puppe zeigte. Doch auch diese Hoffnung erfüllte sich nicht.
Die Familie Hasegawa übernachtete im Keller, während Coco und ich in einem Bett schliefen, das wir vor die Kellertür gestellt hatten.
Ich genoß das Zusammensein mit Coco, doch ich bezweifelte, daß es für sie ebenso schön war. Für sie war es schwierig, sich an meine neuen Körper zu gewöhnen, aber ich wagte es einfach nicht, meinen Körper zu ändern; das Risiko war zu groß. So mußten wir eben aus der Situation das Beste machen. Einen Augenblick dachte ich daran, daß es wohl sehr vergnüglich sein würde, einige bestimmte Körperteile zu verändern, aber das wollte ich mir für einen anderen Zeitpunkt vorbehalten. Seltsam, dachte ich, bevor ich einschlief, wie verspielt ein erwachsener Mann in mancher Beziehung sein konnte.
Yoshi hatte einen dunkelblauen Toyota gemietet. Er steuerte den Wagen, während Abi Flindt neben ihm saß.
„Wie ich es mir gedacht habe", sagte der blondhaarige Däne. „Dieser Aki-Baka ist nicht erschienen. Der Kerl läßt uns doch glatt sitzen."
„Vielleicht hätten wir trotzdem aus Coco hören sollen", meinte Yoshi. „Sie weiß mehr, als sie zugibt. Ich bin mir nicht ganz im klaren, was ich von ihr halten soll."
„Du meinst wegen diesem Steiner, nicht wahr?"
„Das auch. Aber vor allem ist mir Ungas Rolle nicht ganz klar. Was ist mit Hermes Trismegistos? Unga ist ein Diener von ihm. Das steht eindeutig fest. Ich weiß nicht, ob wir ihm trauen dürfen." „Und was ist mit Coco? Ihr Verhältnis mit diesem Steiner will mir überhaupt nicht gefallen. Ich traue ihr nicht. Für meinen Geschmack hat sie viel zu rasch Dorian vergessen."
„Das ist ihre Angelegenheit, Abi. Ich glaube fast, daß du eifersüchtig bist. Du hast dir Hoffnungen… "
„Unsinn!" unterbrach Abi ihn scharf.
Der kleine Japaner lächelte wissend. Er schaltete die Scheinwerfer ein und fuhr langsam die Straße entlang, die zur Schloßruine führte.
„Ich möchte nur zu gern wissen, was damals wirklich geschehen ist. Ich
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