1030 - Das Ende einer Hexe
rechts.«
Ich bedankte mich und fuhr los. Zumindest die Menschen hier waren freundlich.
Der Junge hatte mir die Strecke perfekt beschrieben. Ich bog in die entsprechende Straße ein, die zu Beginn noch von Häusern flankiert wurde. Sie alle waren von Gärten umfriedet. Über einigen schwebten dünne Rauchwolken, die von irgendwelchen Grillöfen in die Höhe stiegen.
Staub wehte ebenfalls durch die Luft. Die Reifen meines Autos hatten ihn aufgewühlt.
Der Weg führte in eine gewisse Leere hinein. Man hatte das Gelände sich selbst überlassen. Unkraut und dürres Buschwerk wuchsen auf dem staubigen Boden. Ein alter Wohnwagen gammelte vor sich hin. Nicht weit davon entfernt stand eine Bretterbude, die ebenfalls aussah, als stünde sie dicht vor dem Zusammenbruch. Auf mich wirkte der Platz, als wollte niemand mit ihm etwas zu tun haben.
Die Bewohner von Passing Bridge hatten ihn einfach vergessen.
Hier lebte Mona sicherlich nicht. Wenn sie Forellen züchtete, dann mußte sie auch in die Nähe des Wassers gezogen sein. Alles andere wäre Unsinn gewesen.
Den Bach sah ich nicht. Staubige Sträucher verwehrten mir den Blick. Doch links von mir stand ein normales Wohnmobil, und ich sah auch ein Holzhaus.
Aus einem Gefühl hervor lenkte ich den Rover in den seitlichen Schutz des alten Wohnmobils und ließ ihn dort stehen. Die Hitze erwischte mich wie ein Schlag. Kein Lüftchen wehte. Nicht einmal der Grillgeruch bewegte sich in meine Richtung.
Ich ging mit langsamen Schritten dem Ziel entgegen. Obwohl sich äußerlich nichts verändert hatte, stand ich unter einem gewissen Druck. Es konnte an der inneren Spannung liegen, die auch mich in ihren Fesseln hielt.
Es gibt eben Momente, da fühlt man sich seinem Ziel nahe. Das Haus ließ ich nicht aus den Augen, den Wohnwagen ebenfalls nicht, und ich hörte sehr bald die Geräusche des schnell dahinfließenden Wassers. Nach einigen weiteren Schritten blieb ich stehen, weil mir der parkende Wagen aufgefallen war.
Da stand ein flaschengrüner Toyota wie bestellt und nicht abgeholt. Die Sonne spiegelte sich in seinen dunklen Scheiben. Im Wagen hielt sich niemand auf, und ich wußte sofort, wem dieses Fahrzeug nur gehören konnte.
Meinem alten »Schulfreund« Rodney Quiller!
Als ich an ihn dachte, verhärtete sich in meinem Magen etwas. Ich machte ihn für die drei Morde verantwortlich. Wenn er sich tatsächlich bei Mona aufhielt, dann nur, um einen vierten Zeugen zu beseitigen. Sie hatte ihn ebenfalls gesehen.
Das Haus zog mich an. Zugleich wußte ich, daß ich jede Vorsicht walten lassen mußte. Es gab keine gute Deckung. Ich würde über eine freie Fläche gehen müssen.
Zu risikoreich. Deshalb entschied ich mich für eine andere Lösung. Ich konnte mich dem Haus auch von der Wasserseite her nähern. Das war wesentlich günstiger, kostete allerdings auch Zeit. Aber dort erhielt ich mehr Deckung. Da waren die Forellenteiche angelegt worden, und ich sah auch das Wehr, mit dem das Wasser des Bachs gelenkt werden konnte.
Quiller bei Mona!
Daran dachte ich immer wieder. Das trieb mir auch den Schweiß noch stärker aus den Poren. Die Hitze war beinahe unerträglich. Vom Wasser her wehte mir die feuchte Luft entgegen. Ich spürte sie im Gesicht wie einen dünnen Schwamm.
Gesehen worden war ich nicht. Zumindest hatte niemand von der Hütte her auf mein Anschleichen reagiert. Ich sah auch das Räucherhaus, dessen Tür an der Seite offenstand. Es hingen keine Forellen an den Stangen. Im Sommer war Pause, aber der Geruch nach geräuchertem Fisch wollte einfach nicht weichen.
Zwischen Räucherkammer und Haus blieb ich stehen. Jetzt nahe genug am Ziel, um Stimmen hören zu können. Nichts - leider. Ein schmales Fenster durchbrach die Rückseite. Es lag ziemlich hoch.
Um hindurchschauen zu können, mußte ich mich auf die Zehenspitzen stellen.
Das wollte ich, als ich etwas hörte. Ein schrilles Geräusch. Im ersten Moment war es für mich nicht einsortierbar. Aber es wiederholte sich, und dann wußte ich, was es war.
Das schrille Lachen einer Frau!
***
Mona Drake atmete schwer. Sie hielt das Fischmesser mit der breiten Klinge fest. Sie blickte auf ihre Knöchel, die hart unter der straff gespannten Haut hervortraten. Sie kniete vor der Toten. Neben ihr hatte Quiller die gleiche Haltung angenommen. Allerdings wirkte er nicht so schwerfällig wie die junge Frau.
Er glich eher einem Mann, der bis zum Äußersten angespannt war.
Das Messer! Ich habe das Messer! Immer wieder
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