1032 - Der Experimentalplanet
seine Zeit. Quiupu weiß, was er tut, aber auch er befindet sich noch an den Anfängen."
„Willst du mir nichts sagen, oder weißt du nichts?" Der Biochemiker zog unwillig seine Augenbrauen hoch.
„Es ist wohl eher so", antwortete Adelaie wahrheitsgemäß, „daß ich dir nichts sagen kann, weil ich nicht genügend verstehe."
„Quiupu kapselt sich immer mehr ab. Gestern gab er meines Gruppe den Auftrag, eine Kältemaschine zusammenzubauen. Er erklärte jedoch nicht, wofür er sie braucht. Er befand es nicht einmal für notwendig, den Auftrag persönlich zu übermitteln. Statt dessen sprach er über Interkom mit uns. Es ist alles zusammenhanglos und unsinnig."
„Ich sehe die Sache etwas anders", sagte Adelaie kühl. „Die Aufgabe, die Quiupu übernommen hat, ist zu komplex, als daß sie ein einzelner Mensch außer ihm verstehen könnte. Also schweigt er sich lieber aus. Du mußt dir alles wie ein Mosaik vorstellen. Noch befinden wir uns in der Phase, in der die Einzelsteine gebaut werden. Das gesamte Bild folgt erst viel später."
Kirt Dorell-Ehkesh runzelte die Stirn. „Und wie soll dieses Gesamtbild aussehen?"
„Ich weiß es auch nicht." Adelaie seufzte. „Er will aus Viren, die er als Maschinchen bezeichnet, einen maschinellen Komplex erzeugen. Hierfür entwickelt er eine Apparatur, die das Zusammenfügen letztlich bewirken soll. Das ist etwa alles, was ich weiß."
„Ein solcher Unsinn." Der Biochemiker zeigte deutlich seinen Unwillen und seine Erregung. „Viren sind zwar nicht mein Spezialgebiet, aber jedes Kind weiß, daß es sich um halborganische Kleinstlebewesen handelt. Wenn Quiupu daraus eine Maschine bauen will, dann ist er ein Verrückter."
„Es ist schon oft in der Geschichte der Menschheit vorgekommen, daß Genies als Verrückte bezeichnet wurden."
„Pah! Erstens ist Quiupu kein Mensch. Und zweitens ist er kein Genie."
Kirt Dorell-Ehkesh wandte sich grußlos ab und ging.
Adelaie starrte dem jungen Mann nachdenklich hinterher. Vielleicht hatte sie zuviel gesagt und die brodelnde Unruhe nur noch mehr angeheizt.
In den letzten Tagen waren ihre Zweifel stärker geworden. Sie hatte sich die Arbeit hier auch etwas anders vorgestellt. Quiupu kapselte sich fast vollständig von allen anderen ab.
Auch Adelaie wußte nicht mehr als die übrigen Wissenschaftler.
Das Alarmsignal an ihrem Armbandgerät schreckte sie aus ihren Gedanken. Sarga Ehkesh verlangte dringend nach ihr.
Die meisten Gebäude waren in der Zwischenzeit durch Tunnels miteinander verbunden worden, so daß man von einem Block zum anderen gehen konnte, ohne einen Schutzanzug anzuziehen.
Sie traf die Wissenschaftlerin im Kreis ihrer engsten Mitarbeiter an.
Sarga kam sofort auf das eigentliche Thema zu sprechen.
„Adelaie, du kommst noch am besten mit Quiupu klar. Du mußt zu ihm gehen. Seine geheimnisvollen Arbeiten gehen uns allen auf die Nerven. Aus der Hauptkuppel kommen seltsame Geräusche. Dazu verbreiten sich eigenartige Gerüche. Auf Anrufe reagiert er entweder gar nicht, oder er sagt, man solle ihn in Ruhe lassen. Perry Rhodan habe ihm alle Vollmachten eingeräumt."
„Und warum laßt ihr ihn nicht in Ruhe?" Adelaie nahm rein gefühlsmäßig die Partei des kosmischen Findelkinds ein.
„Wir haben genug Ärger. Ein Klimaschacht hat versagt. Es sind in Gebäude Cwieder Mordsamen eingedrungen. Es gibt eine Reihe von neuen und schweren Krankheitsfällen.
Das ist aber noch nicht alles. Messungen haben ergeben, daß der Boden erschüttert wird.
Die Fachleute sind der Ansicht, daß ein Erdbeben bevorsteht."
„Was hat das mit Quiupu zu tun?"
„Adelaie", sagte Sarga eindringlich, und Demos Yoorn, der neben ihr stand, nickte bekräftigend. „Er nimmt von all diesen Dingen keine Notiz. Draußen zieht ein Unwetter hoch. Es sieht nach einem der Wolkenbrüche aus. Die Robotstation und die Leute auf der LUZFRIG haben uns schon gewarnt. Wenn der Virenstrom über die Ufer tritt, sind wir alle gefährdet."
„Also gut, Sarga. Was erwartet ihr von mir?"
„Du mußt mit Quiupu reden und ihm die Gefahren aufzeigen, in denen wir schweben."
Adelaie überlegte nicht lange. „Ich werde es zumindest versuchen. Wartet hier."
Sie verließ das Gebäude und begab sich durch das Röhrensystem zu dem Tunnel, der zu der Hauptkuppel führte. Am Eingang hatte Quiupu ein halbes Dutzend Wachroboter aufgestellt, die sie jedoch anstandslos passieren ließen.
Als sie den Kuppelbau betrat, spürte auch sie ein leises Zittern zu ihren
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