1034 - Kitas Kettenhund
zu töten? Möglicherweise würden sie zurückkehren und nachschauen, wie er sich verhielt.
Dieser Gedanke gefiel Alvin gar nicht. Er wühlte ihn auf, er machte ihn nervös, und aus den Poren sickerte der Schweiß, der sich auf seinem Gesicht und in den Achseln verteilte. Hinter der Stirn spürte er die harten Schläge. Ruhe würde er nicht bekommen. Er konnte auch nicht mehr im Sessel bleiben. Deshalb stand er auf, schnappte sich die Taschenlampe und ging nach draußen.
Es war mittlerweile dunkel geworden. Der kalte Wind drang durch die Kleidung bis auf die Haut und ließ ihn frösteln. Über ihm schaufelte der Wind die Abendwolken immer weiter. Weit hinten, wo die lange Zufahrt endete, sah er das fahle Licht einer Straßenlaterne, als wäre sie vergessen worden.
Ihn umgab die übliche abendliche Ruhe. So normal wie immer. Es gab keinen Grund, sich unzufrieden zu fühlen oder sich zu fürchten.
Trotzdem wuchs die Unruhe in ihm. Sie wurde zu einer Belastung.
Alvin überlegte, welche Waffen er im Haus liegen hatte, um sich verteidigen zu können.
Er hatte sich einen Elektroschocker zugelegt. Gegen Menschen hatte er ihn noch nie eingesetzt. Auch bei Hunden war es noch nicht nötig gewesen. Bisher war Alvin auch ohne die Waffe ausgekommen. An diesem Abend war er froh, daß er sie hatte. Deshalb ging er noch einmal zurück ins Haus und holte das Gerät, das aussah wie eine Keule und einen handlichen Griff hatte.
Cortney umrundete das Haus. Es war seine normale Runde, überhaupt nichts Besonderes. Den Weg war er unzählige Male gegangen.
Nur nicht mit diesem Gefühl. Da drückte der Magen. Da spürte er die unnatürliche Kälte auf seinem Rücken, die selbst bis hinab zu den Beinen reichte und auf den Füßen eine Gänsehaut hinterließ.
Seine Augen brannten. Er war hochkonzentriert. Auf jedes Geräusch achtete er. Nichts war mehr normal. Zumindest für ihn. Die Dinge hatten sich verdichtet. Er kam sich vor wie jemand, der von Feinden umgeben war, die sich so versteckt hielten, daß er sie nicht sehen konnte. Irgendwo in der Dunkelheit verborgen. Lauernd und darauf wartend, daß er einen Fehler machte.
Er sah nichts. Keinen Feind. Keine Augen, die in der grauen Dunkelheit leuchteten. Hinzu kam die Stille. Auch sie war normal, ihm aber kam sie unnormal vor. Sie war einfach zu dicht, als wollte sie ihn erdrücken.
Alvin lauschte seinen eigenen Schritten nach. Hin und wieder schaltete er die Taschenlampe ein. Er ließ den Strahl wandern. Der helle Arm leuchtete den Boden ab. Er verfing sich im Gras und auch im dürren Buschwerk. Vielleicht wurden einige Feldmäuse aufgeschreckt, mehr aber nicht.
Das Gefühl blieb. Irgendwas war da und lauerte. Darauf hätte Alvin seine Hütte verwettet. Dieser Abend war anders als die normalen, obwohl er nicht anders aussah.
Vor seinem kleinen Haus blieb der Trainer wieder stehen. Auf einen Fremden hätte er einen nachdenklichen Eindruck gemacht.
Das war er nicht. Er war auf der Hut, und die innere Spannung ließ ihn leicht zittern. Das übertrug sich auch auf die rechte Hand. Der helle Lichtstrahl blieb nie ruhig.
Zu sehen war nichts. Auch nichts zu hören. Allmählich schalt sich Alvin einen alten Narren. Er lachte sich sogar selbst aus, ohne allerdings seinen inneren Zustand ändern zu können. Der würde auch die ganze Nacht über bleiben. Er fürchtete sich vor den Stunden.
Auch das war ihm noch nie passiert.
Alvin ging zurück in sein Haus. Die Glotze lief noch immer. Ein bunter Stummfilm huschte über den Schirm. Der Mann stellte den Ton nicht wieder an.
Die Flasche mit dem Bier war noch halbvoll. Cortney ließ sich wieder in seinen Sessel fallen und trank die Flasche leer. Danach lehnte er sich zurück und schloß die Augen.
Konzentration. Ruhe suchen. Sich nicht mehr selbst verrückt machen lassen. Er lebte in seinem kleinen Haus schon sehr lange. Es war nie etwas passiert. Er war immer gut mit seinen Tieren und sich selbst zurechtgekommen. Warum hätte sich das jetzt ändern sollen?
Cortney wußte es nicht. Doch, er wußte es schon. Es hatte vier tote Hunde gegeben.
Er stöhnte. Sein Herz schlug wieder schneller. Kälte und Wärme wechselten sich bei ihm ab. Die Lider wurden ihm schwer, trotzdem konnte er nicht schlafen.
Er blieb nur ruhig sitzen, schreckte plötzlich hoch. Im ersten Augenblick wußte er keinen Grund für sein Verhalten zu nennen. Er war einfach wieder voll da und merkte zugleich, daß sich die Kälte in ihm ausbreitete und auch Hitzewellen
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