1034 - Kitas Kettenhund
Gefühl oder eine gewisse Aura.« Er schaute in das leere Glas. »Vielleicht habe ich auch übertrieben oder bin zu sensibel, was meine Tiere angeht. Denn einen derartigen Vorschlag hat mir noch niemand gemacht, da bin ich ehrlich.«
»Okay, belassen wir es dabei«, sagte ich.
»Aber Sie bleiben am Ball.«
»Worauf Sie sich verlassen können, Mr. Cortney. Sie haben uns neugierig gemacht.«
Mein Lächeln gefiel ihm nicht. »Nehmen Sie es beide bitte nicht zu leicht. Diese Frau ist gefährlich. Da steckt etwas in ihr, das ich nicht beschreiben kann. Im Gegensatz zu meinen Hunden würde ich sagen, daß sie keine Seele hat.«
»Solche Menschen gibt es«, stimmte ich ihm zu.
Danach wurde es Zeit für uns. Wir standen auf und verabschiedeten uns von Alvin Cortney. Er hielt unsere Hände dabei länger fest als gewöhnlich. In seinen Augen lag wieder ein verdächtiges Schimmern. »Bitte«, sagte er leise. »Tun Sie alles, damit dieser schreckliche Fall endlich aufgeklärt wird. Ich bekomme sonst keine Ruhe mehr. Wenn ich mir vorstelle, daß eine Bestie frei herumläuft, die große Schäferhunde zerfetzt, kann mir angst und bange werden.«
»Uns ebenfalls«, gab ich zu.
Alvin Cortney brachte uns noch bis zum Wagen. Er wartete, bis wir eingestiegen waren und winkte auch später hinter uns her.
Ich fuhr und spürte dabei Sukos Blick von der Seite her auf meinem Gesicht brennen. »Wolltest du etwas fragen?«
»Ja, John. Wer tut so etwas?«
»Keine Ahnung.«
»Ein Werwolf?«
Wir fuhren an einem Gatter vorbei, das einen Trainingsplatz umzäunte. »Es ist möglich, Suko, daß es ein Werwolf getan hat. Aber es kann auch noch schlimmer kommen, viel schlimmer…«
***
Wir hatten uns durch London gequält und waren auch in der Nähe von Kensington Palace vorbeigefahren. Noch immer stauten sich dort die Menschen, die von der verstorbenen Prinzessin Diana Abschied nehmen wollten und das Meer aus Blumen noch vergrößerten. Es war schließlich schon der Nachmittag angebrochen, als wir endlich das Vorzimmer betraten, in dem Glenda saß und uns zunickte.
»Was bedeutet das?« fragte ich.
»Sir James erwartet euch.«
»Sofort?«
»Ja.« Sie war neugierig und drehte sich auf ihrem Stuhl, um uns anschauen zu können. »Na, wie ist es gewesen?«
»Schlimm«, sagte ich.
Glenda brauchte nur in unsere Gesichter zu sehen, um zu erkennen, daß es uns ernst war. »Dann sind die Hunde tatsächlich getötet worden?«
»Nicht nur das, Glenda. Man hat sie regelrecht zerfetzt und zerbissen. Wir beide wissen allerdings nicht, wer dazu in der Lage ist. Wir haben uns schon den Kopf darüber zerbrochen. Das muß einfach ein Monster gewesen sein. Ein Wesen, wie man es sich in Alpträumen nicht schlimmer vorstellen kann.«
Glenda strich über ihre Arme, auf denen sich eine Gänsehaut gebildet hatte. »Das ist wahr?«
»Warum sollten wir lügen?«
»Wer tut denn so etwas?« hauchte sie.
»Ich denke, daß wir es herausfinden müssen.«
»Ja«, murmelte Glenda mehr zu sich selbst und meinte mit den nächsten Worten uns. »Paßt nur auf – bitte. Wenn dieser Killer schon mit Hunden so umgeht, dann wird er auf Menschen erst recht keine Rücksicht nehmen.«
»Stimmt. Aber du könntest uns einen Gefallen tun. Versuche mal herauszufinden, ob es Informationen über eine gewisse Kita Satori gibt.«
»Wie?«
Ich wiederholte den Namen.
»Hat sie denn mit dem Fall zu tun?«
»Das können wir beim besten Willen nicht sagen«, erklärte ich.
»Okay, ich fange sofort an.«
Wir gingen weiter und trafen auf einen Sir James, der sehr nachdenklich aussah. Er bot uns Plätze an und fragte zuerst: »Habe ich Sie beide grundlos losgeschickt?«
»Nein, Sir.« Suko berichtete, was wir erlebt haben. Er ließ keine Einzelheiten aus, und Sir James bekam ebenfalls eine Gänsehaut, denn damit hatte er nicht gerechnet. Einige Male fuhr er über seinen Hals, als wollte er dort die Haut kneten, wurde auch blaß und hatte Mühe, eine Frage zu formulieren. »Dann hat man irgendwo ein Monster freigelassen, denke ich.«
»Der Meinung sind wir auch.«
»Soll ich fragen, woran Sie denken? Vielleicht ein Werwolf?«
»Schlimmer, Sir.« Ich räusperte mich. »Wir kennen Spuren, die von Werwölfen hinterlassen werden. Sie sehen anders aus. Die Wölfe zerfetzen nicht. Zwar sind sie auch grausam, doch nicht so schlimm. Sie lassen die Opfer mit einem anderen Aussehen zurück.«
Der Superintendent nickte. »Dann könnte man davon ausgehen, daß wir es mit einer
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