1034 - Kitas Kettenhund
Zunge lagen.
»Sie hätten sich nicht gegen mich stellen dürfen, Mr. Cortney«, sagte sie. Es klang wie ein Abschluß. Es war so endgültig. Zudem endeten die Worte in einem schrillen Pfiff.
Alvin schrak zusammen. Er kannte sich aus. Der Pfiff war ein Signal gewesen.
Noch einmal hörte er von draußen das schlimme Geräusch. Sekundenlang schwebte es in der Luft, und dann war plötzlich alles anders. Eine mörderische Kraft hämmerte von außen her gegen die Tür. Sie konnte dem Ansturm nicht standhalten und brach zusammen, als bestünde sie aus Pappe. Teile flogen in den Raum. Dicke Splitter verteilten sich auf dem Boden, wobei die gesamte Tür sich nicht mehr halten konnte und nach innen kippte, weil sie aus den Angeln gerissen worden war.
Alvin sah nicht, daß sie einen Sessel umriß und auch eine Stehlampe zu Boden schleuderte. Er hatte nur Augen für die Gestalt, die der Tür folgte.
Kita Satori hatte von einem Kettenhund gesprochen. Von diesem blutgierigen und mordlüsternen Monstrum. Er hätte bisher nie für möglich gehalten, daß es so etwas gab. Nun wurde er eines Besseren belehrt. Er sah ihn. Und was er sah, war unwahrscheinlich…
***
»Gütiger Gott, das darf es nicht geben«, brach es aus ihm hervor.
»Das ist unmöglich. Ich bin hier nicht im Kino. Das ist ein verfluchtes Monster…«
Ob Monster oder nicht. Es war ein Lebewesen, eine mutierte Kreatur, die auf der umgekippten Tür stand und vier kräftige Pfoten auf das Holz gedrückt hatte.
Ein menschliches Gesicht glotzte in das Haus. Ein haarloser Schädel. Eine dicke Haut, wo sich eine Nase, zwei Augen und ein breites Maul abzeichneten. Es war das bläulich schimmernde Gesicht eines Menschen, was Alvin nicht akzeptieren konnte, da dieses Wesen mehr Ähnlichkeit mit einem Hund besaß. Besonders, was den Körper anging. Er war so fest und so kompakt gebaut, allerdings glatt, denn es wuchs kein Fell. Nur diese glatte und ebenfalls bläuliche Haut.
Um den Hals trug diese mörderische Kreatur tatsächlich eine Kette. Allerdings eine besondere. Ein normaler Ring umschloß den kräftigen Hals. Von ihm aber ragten Eisenspitzen in alle Richtungen hin weg. An ihren oberen Enden sahen sie verklebt aus, als hätte jemand sie mit rotbrauner Farbe bestrichen, was bestimmt nicht der Fall gewesen war. Denn dort klebte noch das Blut der Opfer.
Der Lärm hatte sich gelegt. Eine nahezu tödliche Stille breitete sich innerhalb des Hauses aus, und sie war für Alvin eine schreckliche Belastung.
Er kannte sich mit Hunden aus. Er hatte sie stets als Freunde betrachtet. Für ihn waren sie wichtiger als Menschen gewesen, und er war auch nie von ihnen enttäuscht worden.
Was jetzt vor ihm stand und ihn aus Augen anglotzte, die für ihn keine Augen waren, das konnte er nicht nachvollziehen. Das brachte er nicht mit seinem Verstand in Einklang. Wer ihn da anglotzte, der konnte kein Mensch und auch kein Tier sein. Das war ein Geschöpf, wie es nur der Teufel persönlich erzeugte.
Er hatte den Eindruck, überhaupt nicht mehr atmen zu können.
Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er war auch nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen.
Dafür sprach Kita. Sie sagte mit eiskalter Stimme: »Das ist dein Killer, Alvin!«
Natürlich hatte Cortney die Worte verstanden. Er war nur nicht in der Lage, sie so aufzunehmen, wie es sich gehört hätte. Irgendwo baute sich in seinem Kopf eine Blockade auf. So wie er mußte sich ein Mensch fühlen, der in einem Vakuum schwebte. Die körperlichen Funktionen waren bei ihm reduziert. Zwar schlug sein Herz noch, nur spürte er es nicht mehr.
Der Kettenhund zitterte plötzlich. Ein Eisschauer schien ihn erfaßt zu haben. Er schüttelte seinen menschlichen Kopf. Dabei öffnete sich auch das Maul. Der Unterkiefer sackte für einen Moment nach unten. So sah Alvin zum erstenmal einen Teil des Gebisses.
Beinahe wäre ihm schlecht geworden. Obwohl er saß, erfaßte ihn Schwindel. Jetzt wußte er, wie seine vier Hunde umgebracht worden waren. Nur eine Hälfte der Zähne hatte er gesehen, doch das waren keine normalen Zähne mehr. Was dieses Maul füllte, war etwas anderes. Nägel, Messer, wie auch immer, diese Zähne wiesen eine große Ähnlichkeit mit den Pfeilen des Halsbands auf.
Hauer – Reißer, da kam einiges zusammen. Sie schimmerten ebenfalls in einem kalten Blau, als wären sie aus Stahl gefertigt worden.
Der Kettenhund schüttelte seinen Kopf. Das Knurren klang so, wie Alvin es bei einem Hund noch nie zuvor gehört hatte. Es war
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