1036 - Die Psychonauten-Hexe
Kleidern beschäftigt war und sich mit einer Hand an den Stoffen festhielt, um nicht zu Boden zu fallen.
Der Mann sah die beiden und schoß.
Die Garbe fetzte aus dem Lauf. Kugeln schlugen in die Decke. Rissen dort Stücke hervor. Putz rieselte zu Boden, vermischt mit Staub.
Die beiden Männer zuckten zurück, aber die Schüsse hatten in diesem Fall für die Panik gesorgt.
Es gab jetzt niemand mehr, der die Mädchen und Helfer unter Kontrolle hielt. Plötzlich drehten sie durch. Ihre Schreie gellten uns entgegen, denn Bill und ich waren ebenfalls nicht mehr stehen geblieben. Wir mußten eingreifen, denn eine weitere Garbe konnte durchaus Menschen erwischen.
Der Zugang zur Tür war uns versperrt. Aber auch dem Mörder.
Dort herrschte ein wahnsinniges Gewimmel aus panikerfüllten Menschen. Für einen Moment tauchte innerhalb des Trubels der hohlwangige Roy Ralston auf. Er wirkte wie eine Marionette, an deren Fäden gezupft wurde, damit er es schaffte, weiterzulaufen.
Auf uns hatte der Killer nicht achten können. Seine Sorgen waren andere. Er wollte raus. Durch die Tür. Der Zugang war ihm verstopft. Seine Totenkopfmaske flog zu Boden. Dunkles Haar wuchs lang bis in den Nacken des Mannes hinein. Er schlug mit seiner Waffe um sich. Der Lauf schleuderte bei dem Treffer gleich zwei Models zu Boden, die sich darüber hinwegrollten und laut schrien.
Der Killer feuerte wieder.
Noch schoß er nicht in die Körper hinein. Aber mit der nächsten Garbe würde er sich den Weg freischießen.
Wenn es sein mußte, dann durfte ich nicht zögern, ihn mit einer Kugel in den Rücken zu stoppen.
Ich sah nicht, was sich in meiner Nähe alles abspielte. Das ganze Chaos huschte an mir vorbei wie schwache, schattige Bilder. Nur immer Momentaufnahmen, die nie lange stehen blieben, sondern ständig von neuen Bildern abgelöst wurden.
Wir hörten den Schrei und den Fluch des Mannes. Es war für uns wie ein Signal – und wir waren so nahe an ihn herangekommen, daß wir eingreifen konnten.
Er stand dicht davor, sich den Weg zur Tür rücksichtslos freizuschießen, und genau das verhinderte ich zunächst.
Ich schoß nicht. Ich stieß mich ab und sprang gegen seinen Rücken. Den Mann erwischte ich mit meinem vollen Gewicht. Er wurde davon überrascht und zog glücklicherweise nicht im Reflex den Abzug der Waffe durch.
Beide prallten wir zu Boden und rissen beim Fall den fahrbaren Ständer mit. Ihn schoben wir mit unserem Gewicht weiter. Auf seinen Gummirädern rollte er weiter, während wir von jeder Menge Kleider behindert wurden.
Er würde schießen wollen, das stand fest. Nur war er zunächst überrascht. Diesen Vorteil mußte ich nutzen. Mit der rechten Hand schlug ich zu. Dabei hielt ich die Beretta fest und zielte dorthin, wo ich den Kopf oder das Gesicht vermutete.
Ich hörte einen Schrei. Unter mir zuckte der Killer. Von rechts erschien eine Gestalt. Bill Conolly schien Krakenarme bekommen zu haben. Gebückt tauchte er in den sich wild bewegenden Kleiderhaufen ein und hebelte mit einem sicheren Griff den Arm des Mannes in die Höhe, bevor er ihn drehte.
Ein wahnsinniger Schrei erreichte meine Ohren. Dann hielt Bill die Waffe des Killers fest. Er sprang damit zurück, während ich noch einmal zuschlug. Ich bekam freie Bahn, denn für einen Moment verrutschte das auf dem Kopf des Mannes liegende Stück Stoff, und das Gesicht lag frei vor mir.
Diesmal erwischte ich den Hals des Mannes. Zugleich drückte ich seinen Körper durch mein Gewicht zu Boden. Das Gesicht des Mannes blutete, es war verzerrt, doch nach dem zweiten Hieb entspannten sich die Züge, denn dieser Treffer schickte ihn in das Reich der Bewusstlosigkeit.
Für eine Sekunde schien die Welt um mich herum einzufrieren.
Selbst meinen eigenen Herzschlag hörte ich kaum. Es war eine wahnsinnige Erleichterung, die mich überfallen hatte, denn Bill und ich hatten den Killer stoppen können, ohne daß er ein Blutbad angerichtet hatte.
Dann hatte mich die normale Welt wieder. Der Trubel, die Schreie, die Bewegungen, die Hetze, all die Angst, die regelrechte Wellen schlug. Schrilles Weinen, Hysterie. Türen schlugen zu. Aus dem Hintergrund hörte ich ebenfalls die lauten Rufe irgendwelcher Männerstimmen. Ich sah fremde Personen um Bill und mich herum, aber sie kamen mir vor wie Schatten, die sich bald wieder auflösten.
Tief holte ich Luft. Schminke, Puder, den Geruch von Essenzen, all das nahm ich deutlicher wahr, aber vor mir lag der Mörder auf dem Rücken, die
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