1038 - Der Verräter von Kran
Bildschirme und half der Erinnerung des Herzogs nach. Damals ... berichtete er anklagend, als sie beide mit jenem Tart gesprochen hatte, der ihnen Macht und Reichtum versprach, wenn sie seinen Bedingungen folgen würden.
Auch der Freund beendete seinen Auftritt mit den Worten: „Erst heute kann ich es richtig beurteilen. Stelle dich, Herzog Gu. Erspare dem Nest und deinen zwei Freunden weitere Qualen. Sage dem Orakel, daß du der Verräter sein wirst."
Stumm schüttelte Gu den Kopf und erlebte, wie ein Tart-Lehrer erschien. Dadurch, daß der Echsenkörper gleichzeitig in jedem Winkel der Kabine war und seine Worte aus zwölf verschiedenen Lautsprechern drangen, potenzierte sich der Eindruck. Hinter dieser Spukgestalt warteten andere darauf, mit schrillen, sich überschlagenden Stimmen dem Herzog zu beweisen, daß er der Verräter war.
Ununterbrochen prasselten Fragen und Vorwürfe auf Gu ein.
Der Nestcomputer hatte die Vorlagen abgetastet und erstellte im Analogverfahren die „realen" Körper. Täuschend eindringliche Gestalten verhielten sich, als wären sie lebendig und nur deswegen aus der Erinnerung und der Vergangenheit erschienen, um ihn zu zwingen, etwas zu tun, was er nicht vermochte.
Gu wich vor einer Analogprojektion zurück und stieß mit dem Rücken gegen ein Paneel.
In panischer Gereiztheit fuhr er herum - und starrte direkt in das Gesicht derselben Projektion. Es war seine erste Freundin; jahrelang hatte er um sie getrauert, als er die Nachricht vom Untergang des Raumschiffs erhielt, das sie befehligte. Jetzt lebte sie wieder, aber nur, um ihm und allen, die zusehen und zuhören konnten, seine angeblichen Verfehlungen aufzuzählen. Herzog Gu zitterte an allen Gliedern. Er machte einen Satz, als habe er sich die Haut an der Projektion versengt. Das Schott stand offen, und er lief aus der Kabine hinaus. Zehn Meter rechts und links der Öffnung standen die Roboter mit ihren Schutzschirmen. Gu sah sich gehetzt um. In seiner Kehle bebte ein Schrei, der nur noch eine winzige Emotionale Erschütterung zum Ausbruch brauchte. Der Wunsch, ziellos wegzurennen, wurde übermächtig. Aus dem offenen Schott drang die Stimme der jungen Kranin, täuschend ähnlich - nein, absolut echt! - und spülte eine riesige Woge von schmerzlichen Erinnerungen hoch.
Im breiten, in ruhigen Farben ausgestatteten Korridor flackerten noch immer die Alarmlichter. Von fern ertönten Sirenen und durchdringende Summersignale. Die Doppelkette der Maschinen stand ruhig wie eine Mauer da. Herzog Gu, noch immer den Klang der einst so vertrauten Stimme in den Ohren, machte einen Satz vorwärts. Seine Pranken packten den Griff eines Schottes. Die Metallfläche war in auffallenden Farbmustern gehalten. Der Herzog hatte nicht einmal genau hingesehen und wußte nicht, wohin dieser Eingang führte. Er merkte nur, daß das Schott sich öffnete, stolperte in einen dunklen Raum hinein und sah zwei winzige Notlichter. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse. Mit einem entschlossenen Ruck schob der Herzog das Schott in die Zuhaltungen.
Stille und Dunkelheit umgaben Herzog Gu.
Es war für ihn eine plötzliche Erleichterung, ein positiver und willkommener Schock. Das Dunkel und die Ruhe steigerten einander in ihrer Wirkung. Gu lehnte sich gegen die Wand und versuchte, seine verkrampften Muskeln zu lockern. Erholte tief Atem und sagte sich, daß er soeben einen ersten Schritt zur Änderung seiner Lage getan hatte. Nur noch ganz schwach drangen die Worte und der Lärm in dem dunklen Raum nach. Mit ausgestreckten Armen tastete sich Herzog Gu durch den leeren Raum. Es war eine große Kabine, ähnlich derjenigen, die er bis eben bewohnt hatte.
Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Raumes, befand sich eine weit geöffnete Luke oder ein Durchgang.
„So schnell wie möglich", keuchte Herzog Gu, „muß ich von diesem infernalischen Programm der Verleumdung weg."
Für ihn gab es keinen Zweifel, daß er seine Flucht einer Panne verdankte und daß man ihn in wenigen Sekunden zu suchen begann. Es mußte auffallen, wenn eines der drei Opfer verschwunden war. Der Nestcomputer oder eine andere Überwachungseinheit schien vergessen zu haben, dieses Schott zu verriegeln.
Der Herzog eilte durch die Kabine und schlüpfte durch den Rahmen des offenen Schottes. Er befand sich jetzt in einem schmalen Gang, der an mehreren geschlossenen Kabinentüren vorbei führte. Er bemühte sich, auch dieses Korridorstück so schnell
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