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1038 - Der Verräter von Kran

Titel: 1038 - Der Verräter von Kran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und so leise wie möglich hinter sich zu lassen. Hinter sich schloß er sorgfältig jedes Schott, und jedesmal hörte er noch weniger von dem Lärm, den er weit hinter sich gelassen hatte. Er legte etwa hundert Schritte zurück, bis wieder ein geschlossenes Schott seinen Weg versperrte.
    „Wo bin ich jetzt?" fragte er sich leise.
    Nach den langen Tagen des pausenlosen Bombardements mit psychischen und physischen Belastungen war Gu kaum mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Ihm fehlte die Ruhe dazu, obwohl sein Körper sich ziemlich schnell zu erholen schien, kämpften in seinem Innern die wildesten Emotionen miteinander. Er mißtraute jedem und schließlich auch sich selbst, verstand voller Trauer, daß es keine gemeinsame Bindung mit den anderen Herzögen gab, verfluchte das Orakel und die Kommandantin des Nestes, fürchtete sich vor dem Lärm und all dem, was noch folgen würde, wenn er nicht einen Winkel fand, in dem er sich verstecken konnte.
    Herzog Gu packte die Griffe und öffnete vorsichtig auch dieses Schott. Schweigend schob er den Kopf durch den Spalt und sah sich um. Vor ihm lagen eine schwach beleuchtete Rampe, die aufwärts führte, ein Quergang und die Öffnung eines Antigravschachts. Kein Roboter war zu sehen, kein Tart, kein Prodheimer-Fenke. Nur die Alarmlichter zuckten und flackerten. Die Geräusche des Alarms waren ungewöhnlich leise.
    „Wohin?"
    Der Herzog schüttelte sich und rannte in weiten Sprüngen los. Er stob keuchend die Rampe hinauf und begriff, daß er nicht einmal bewaffnet war. Nicht nur das: er hatte Durst, Hunger, war erschöpft und müde. Er war in diesem Nest weniger als ein Flüchtling. Als er hustend und schwitzend am oberen Ende der Rampe anhielt, sicherte er wieder nach allen Seiten. Noch immer war er allein. Hier waren nicht einmal die Linsen der Überwachungsanlage eingeschaltet. Die Kontrollampen glühten nicht.
    Er hastete mit aller Kraft, die ihm noch geblieben war, auf dem anschließenden Ringkorridor weiter. Er kannte diesen Teil der Anlage nicht, aber seine Angst trieb den großen Kranen weiter.
    Er flüchtete blind und stolpernd, so schnell er konnte, geradeaus, aufwärts und abwärts, wandte sich hierhin und dorthin und suchte nichts anderes als einen Winkel, in dem ihn niemand finden würde.
    Nicht einmal die Stimmen aus der Vergangenheit.
     
    *
     
    Die schwarzbepelzten Wesen rotteten sich mit aufgeregt schlängelnden Tentakeln zusammen. Es waren etwa vierzig Lysker, düstere und mit Atemmasken vor den Gesichtern. Als sich die Lysker in Bewegung setzten, schaukelten ihre ovalen Hauptkörper auf den vier beinartigen Auswüchsen hin und her. Kein einziges Wort fiel, als einer der Lysker nach dem anderen sein Quartier verließ und sich auf den niedrigen Korridor hinaus bewegte. In den Enden der vier Tentakel, mit denen die Lysker außerordentlich geschickt alle denkbaren Wartungsarbeiten ausführten, trugen die, Wesen mit den unaussprechlich langen und schwierigen Eigennamen eine Sammlung der, unterschiedlichsten Werkzeuge.
    Einer von ihnen zischte einige Worte im Idiom von Cordos-Lysk.
    Die anderen antworteten in einem düsteren, dumpfen Chor.
    Auf den Bildschirmen war deutlich zu sehen, daß zwei Herzöge in ihren Kabinen standen und von ständig wechselnden Gestalten umgeben waren. Die Gestalten auf den Monitoren beziehungsweise scheinbar im Projektionsfeld vor den Bildschirmen schrieen vielstimmig auf die Kranen ein. Beide Herzöge waren fast in derselben Haltung erstarrt.
    Sie standen schwankend in der Mitte des Raumes.
    Instinktiv hielten sie genau den gleichen Abstand von allen Bildschirmen. Beide Männer versuchten, sich gleichzeitig die Ohren zuzuhalten und die Pranken vor die Augen zu legen. Hin und wieder schüttelte sich einer der großen, breiten Kranenkörper wie in einem schweren Fieber. Selbst die Lysker erkannten, daß beide Männer am Ende waren und sich nur noch mit größter Mühe auf den Beinen halten konnten.
    Die dritte Kabine war leer. Das Schott stand offen. Soeben war von der Zentrale die Anordnung gekommen, Herzog Gu zu suchen.
    Sämtliche Roboter waren aktiviert worden und suchten in dem riesigen Nest nach dem flüchtigen Herzog.
    Von den Tarts-Kommandos war im Moment nichts zu sehen. Auch die Lysker gehorchten den Befehlen. Als sich die ständig anwachsende Gruppe in Bewegung setzte und in die Richtung flutete, in der der Nestcomputer den neuen Aufenthaltsort des Herzogs vermutete, bebte wieder einmal der Boden unter den

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