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1040 - Madonna auf dem Höllenthron

1040 - Madonna auf dem Höllenthron

Titel: 1040 - Madonna auf dem Höllenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wobei sie über den Boden kratzte. Der Türöffner zeigte sich nicht. Er blieb in der Dunkelheit des Kellers versteckt.
    »Du kannst dein Verlies verlassen, Madonna. Das Blut wartet auf dich. Frisches Blut…«
    Sie riß den Mund auf. Ein jammernder, langgezogener Laut drang daraus hervor.
    Auf einmal fühlte sie sich so glücklich und wie auf weichen Flügeln getragen. Ihre Zunge huschte durch den Mund nach vorn, die Spitze umtanzte die Lippen.
    »Komm…«
    Madonna stand auf. Sie ging auf die offenstehende Tür zu. Jetzt konnte sie niemand mehr halten…
    ***
    Ja, das Kreuz steckte im Maul dieser Blutfrau. Ich hatte es hineinrammen können, und einen Moment später kam es zu der erwarteten Reaktion. Es war schlimm. Ein gurgelnder Schrei, begleitet von einem Quell alten Blutes sprudelte mir entgegen, so daß ich zurückzuckte, um nicht getroffen zu werden.
    Auch Julia war zurückgegangen und klammerte sich mit beiden Händen an mir fest. Sie brauchte unbedingt einen Halt. Allein konnte sie gegen diese magische Übermacht nicht ankommen. So etwas hatte sie nicht einmal im Kino erlebt. Und sie mußte mit ansehen, wie das Bild, an dem sie so gehangen hatte, verging. Die mächtige Kraft meines Kreuzes sorgte für diese Zerstörung.
    Sie räumte furchtbar auf. Innerhalb einer Lichtglocke, die alles so deutlich zeigte, wurde die Leinwand zerrissen und mit ihr das Gesicht und der Körper der Frau. Zusammen mit dem Knochenthron.
    Fetzen flogen wie Blätter hoch, die der Herbstwind erfaßt hatte. Und diese Fetzen begannen zu brennen. Noch in der Luft fingen sie Feuer.
    Die kleinen Flammen schlugen hervor. Sie schimmerten in einer Farbe zwischen Blau und Rot, gaben einen stark und widerlich stinkenden Qualm ab, der glücklicherweise nicht in unsere Richtung zog, sondern den offenen Fenstern entgegenschwebte und dort seinen Weg nach draußen fand.
    Mein Kreuz hatte sich ausschließlich um die Gestalt der Blutfrau gekümmert, aber die übrige Leinwand war ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden. Nicht allein durch die Vernichtung des Höllenthrons.
    Die Hitze breitete sich aus. Sie übernahm die Ränder, färbte sie schwarz und kräuselte sie gleichzeitig zusammen, so daß sie nach allen Seiten wegkrochen wie altes und krummes Gewürm.
    Es blieb nichts zurück.
    Die Hitze leistete ganze Arbeit. Das Licht hatte sich auch nur kurz gehalten, eben für die Zeitspanne der Zerstörung. Jetzt lag es wieder normal auf dem Arbeitstisch, als wäre nichts geschehen.
    Träge wurden die letzten Qualmreste in die Höhe gedrückt und schlichen lautlos durch die Fenster nach draußen, wo sie sich verteilten.
    Ich drehte meinen Kopf nach rechts.
    Julia hatte mich losgelassen. Sie stand wie eine Statue neben mir. Vor ihrem Gesicht tanzten einige Aschefetzen wie graue Schneeflocken.
    Ich ging auf den Arbeitstisch zu. Zuerst steckte ich das Kreuz wieder ein.
    Dann kümmerte ich mich um die Reste des Bildes. Es waren tatsächlich nur Reste zurückgeblieben und nichts anderes. Weiche knisternde Asche. Keine Blutfrau mehr, kein Mönch und auch kein Höllenthron.
    Alles war vernichtet worden.
    Wind fuhr durch das offene Fenster in die Werkstatt. Er kam wie mit gierigen Händen, blies in die Aschereste hinein und wirbelte sie in die Höhe.
    Das Feuer hatte sich nicht ausgebreitet und auch nicht das Holz der Arbeitsplatte erfaßt. Nur angeschwärzt oder leicht angekohlt. Ansonsten gab es keine anderen Spuren.
    »Mein Gott!« hörte ich Julia hinter mir sagen. »Mein Gott, das kann man kaum glauben.«
    Ich drehte mich um.
    Sie stand da und hob die Schultern. In ihren Augen lag noch immer ein starrer ungläubiger Ausdruck.
    »Tut es dir leid?« fragte ich.
    Julia überlegte einen Moment. Dann entschloß sie sich zu einem Kopfschütteln. »Nein, John, es tut mir nicht leid. Es hat so sein müssen, und ich weiß jetzt, daß ich wahnsinniges Glück gehabt habe. Das hätte auch alles anders kommen können.«
    »In der Tat«, murmelte ich.
    »Sicher, sicher«, sagte sie etwas verlegen zu sich selbst. »Das stimmt alles, John. Ob ich jetzt wohl gehen kann? Oder wie geht es weiter?«
    »Du kannst gehen.«
    »Nach Hause?«
    »Sicher.«
    Sie schüttelte sich wie jemand, der friert. »Kannst du dir vorstellen, daß ich Angst habe, allein durch die Nacht zu gehen? Oder lachst du mich aus?«
    »Nein, wie käme ich dazu?«
    »Dann könntest du mich doch begleiten.« Sie schaute mich dabei bittend an.
    Ich mußte lächeln, als ich ihr Gesicht sah. Es war völlig

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