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1040 - Unheil über Kran

Titel: 1040 - Unheil über Kran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen finsteren Raum, in dem es nach Schimmel und feuchtem Moos roch. Der Lichtstrahl der Lampe glitt an den Wänden entlang und fand schließlich die Treppe, die steil in die Tiefe führte. Ihre Stufen entsprachen kranischer Schrittlänge. Für die zierlich gebauten Prodheimer-Fenken, die im Durchschnitt nur wenig mehr als die Hälfte der kranischen Körpergröße besaßen, würde es eine Menge zu turnen geben.
     
    *
     
    Vornesch war mit der Entwicklung der Dinge zufrieden. Er führte einen Auftrag Klaques aus und stand unter dem Schutz seines Auftraggebers. Klaque hatte ihm zu verstehen gegeben, daß er die Bruderschaft nicht zu fürchten brauche; Herzog Carnuum halte seine mächtige Hand über ihn. Wußte der Herzog davon, daß Gu umgebracht werden sollte, hatte Vornesch gefragt, aber keine Antwort erhalten.
    Später war ihm die Frage einfältig erschienen. Klaque würde es nicht auf sich nehmen, die Ermordung eines kranischen Herzogs zu betreiben, wenn er dazu nicht angewiesen worden wäre. Natürlich wußte Carnuum von diesem neuerlichen Attentat. Er selbst hatte dazu den Befehl gegeben!
    Die ethischen Aspekte seines Vorhabens störten Vornesch nicht. Er hatte schon vor geraumer Zeit seinen letzten Skrupel über Bord geworfen. Wichtig war nur, daß er sich bei der Sache nicht die Finger verbrannte. Klaque hatte ihm zu verstehen gegeben, daß der Auftrag auf dem schnellsten Wege auszuführen sei, aber Vornesch ließ sich dadurch nicht einschüchtern. Er suchte von neuem eines seiner Verstecke auf und machte dort Maske, Mit der äußeren Erscheinung, in der er eine halbe Stunde später wieder zum Vorschein kam, hätte er zwar keinen Spezialisten der Bruderschaft getäuscht, aber die Geschöpfe, mit denen er es in dieser Nacht zu tun haben würde, besaßen in solchen Dingen weniger Erfahrung. Ihnen ging es in der Hauptsache um das Geld, das sie bei der Sache verdienten, und das war dank Klaques Großzügigkeit reichlich ausgefallen. So reichlich, daß Vornesch immer wieder Fragen von Seiten seiner in der Unterwelt angeworbenen Helfershelfer abwehren mußte, worum es denn eigentlich ginge.
    Sie wußten es bis jetzt noch nicht, aber der Anblick des Tärtras hatte sie bedenklich gestimmt, daran war kein Zweifel. Sie beobachteten ihn. Indem er sich selbstbewußt und forsch gab, vermittelte er ihnen den Eindruck, es sei hier nichts zu befürchten. Er kannte diese Sorte von Wesen. Ließ er auch nur das geringste Zeichen von Unsicherheit erkennen, dann konnte er sich nicht mehr auf sie verlassen. Sie würden zu fliehen versuchen oder, falls ihnen das ausweglos erschien, sich gegen ihn wenden.
    Im übrigen war er nicht sicher, daß es für ihn hier überhaupt etwas zu tun gebe.
    Während er seine Mannschaft sammelte, hatte er sich ein paar Dinge durch den Kopf gehen lassen. Die grandiose Rede, die Herzog Carnuum auf dem Dallos gehalten hatte, ergab plötzlich Sinn. Ein derart unverfrorener Angriff auf das Orakel mußte den Widerstand des verbleibenden Herzogs herausfordern. Aber den brauchte Carnuum ja nicht mehr zu fürchten. Er hatte dafür gesorgt, daß Gu sein Krankenlager nur als Leiche verlassen würde.
    Das alles lag so offen auf der Hand, daß die Gegenpartei auf denselben Gedanken hatte kommen müssen. Wenn Vornesch sein Instinkt nicht trog, dann war er hier auf dem falschen Weg. Gus Gefolge würde den schwerverwundeten Herzog längst in Sicherheit gebracht haben.
    Klaque hatte er von seinen Bedenken nichts gesagt. Von ihm - oder vielmehr von seinem Gehilfen - hatte er sich ausführlich den Weg erklären lassen, der zu den geheimen Kellergeschossen unter dem Ostflügel des Tärtras führte, in denen Herzog Gu angeblich versteckt war. Woher Klaque seine Kenntnisse bezog, das war ihm gleichgültig. Sie mochten richtig gewesen sein, in den ersten Stunden nach dem Attentat. Jetzt entsprachen sie fast mit Sicherheit nicht mehr den wahren Umständen. Darauf hätte Vornesch einen Teil des Geldes verwettet, das Klaque ihm versprochen hatte.
    Um dieses Geld ging es ihm. Er würde den Herzog Gu hier nicht finden - nur seine Spur.
    Und von dieser Spur würde er nicht mehr ablassen, bis sein Auftrag erfüllt war.
     
    *
     
    Sie brauchten eine Stunde, um das untere Ende der Treppe zu erreichen. Die Prodheimer-Fenken beklagten sich über die ungewohnte Mühe. Einer der beiden jammerte: „Wie sollen wir hier je wieder herauskommen?"
    „Auf dieselbe Weise, wie ihr hereingekommen seid", antwortete Vornesch

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