1042 - Gefahr aus M 19
ganz behutsam zu.
Anschließend schaute er den Ilt etwas ratlos an. „Du interessierst dich also für unsere Arbeit, Gucky. Na, ja, wir befassen uns mit einer Fülle interessanter Erscheinungen. Aber darf ich dir etwas anbieten? Frische Karotten zum Beispiel? Wir ziehen sie selbst. Was, da staunst du? Kein Wunder, das geschieht bei uns genauso wie auf einem Raumschiff - und über Raumschiffe kann ich dir ja nichts erzählen. Aber ich lasse gern ein paar Karotten für dich holen."
„Vielleicht ein andermal, Dugnez", erwiderte Gucky. „Diesmal komme ich auch nicht wegen der Station - oder jedenfalls nicht direkt wegen eurer Arbeit. Ich interessiere mich für die Eisblumensäule des Nordens."
„Ach, das meinst du", sagte Dugnez Komman ein wenig enttäuscht. „Ja, das Wunderding steht ganz in der Nähe von Eisbär. Aber es ist eigentlich nur Schnickschnack, eine teure Spielerei."
„Grigor Umbardjan hat es geschaffen, ja?" erkundigte sich der Ilt. „Ja, so heißt der Gravigestalter", antwortete Komman. „Hast du schon einmal mit ihm gesprochen, Dugnez?"
„Ja, kurz nachdem er angekommen war. Ich mußte ja wissen, warum er sich mit seiner Hauskugel in unserer Nähe niedergelassen hatte. Nun, er ist eigentlich ein sympathischer Bursche, aber mit einem Tick, eine Art Genius am Rand des Ausflippens."
„Das dachte ich mir", erklärte Gucky. „Würdest du mich zu ihm bringen, Dugnez?"
Das Gesicht des Stationsleiters strahlte plötzlich wieder. „Für dich tue ich alles, Gucky!" versicherte er.
Eine Viertelstunde später waren sie unterwegs...
*
Das Wetter hatte umgeschlagen, kurz nachdem sie die Station mit einem schildkrötenförmigen Gleiskettenfahrzeug verlassen hatten. Ein warmer Südwind hatte die Temperatur auf minus 23 Grad Celsius ansteigen lassen, und es schneite heftig.
Komman steuerte das Fahrzeug gelassen und sicher mit Hilfe des Rundsichtradars und eines Peilgeräts, das die Dauerfunksignale der Station und eines stationären Satelliten auffing und den Kurs des Fahrzeugs auf einem elektronischen Kartenbild einzeichnete.
Mit bloßem Auge wäre eine Orientierung unmöglich gewesen. Komman hatte es dem Ilt demonstriert, indem er die starken Bugscheinwerfer kurz einschaltete.
Ihre Lichtkegel reichten nicht einmal fünf Meter weit, und sie enthüllten nichts als dichten wirbelnden Schnee. „Die Eisblumensäule ist nur knapp vier Kilometer von der Station entfernt", erklärte Komman dem Mausbiber. „Wir werden gleich dort sein."
Er aktivierte einen Telekom und sagte: „Dugnez ruft Grigor! Hallo, Dugnez von Eisbär ruft Grigor! Grigor, bitte melden!"
Der Bildschirm des Telekoms wurde hell. Er zeigte das Abbild eines hageren Mannes von ungefähr achtzig Jahren, mit einem langen und schmalen Gesicht, in dem die Augen gleich Anthrazitkugeln schimmerten. „Hier Grigor!" sagte eine tiefe Stimme. „Bringst du Touristen, Dugnez?"
„Bedaure", erwiderte Dugnez Komman. Er lächelte verschmitzt. „Aber mein Gast wiegt tausend Touristen auf. Er heißt Gucky."
Umbardjans Gesicht verriet Erstaunen. „Gucky? Er interessiert sich für meine Eisblumensäule?"
Der Mausbiber erriet, daß Umbardjan erwartete, ihn sprechen zu hören. Deswegen schwieg er. „Warum nicht?" sagte Komman nach einigen Sekunden, als er merkte, daß sein Fahrgast nicht sprechen wollte. „Ganz Terra spricht von diesem Monument, wenn sich die Leute nicht gerade über Affen aufregen, die wieder mal alles Mögliche gestohlen haben."
Umbardjans Gesicht verriet eine Spur von Betroffenheit, doch dann lächelte der Künstler wieder. „Ihr seid jedenfalls willkommen. Ich werde schon mal Kaffee kochen. Einen Kuchen habe ich gerade gebacken. Bis gleich!"
Er unterbrach die Verbindung.
Gucky saß schweigsam neben Dugnez Komman, bis das Fahrzeug knirschend hielt und bis durch die geheizten Scheiben etwas zu sehen war, das noch viel unglaublicher aussah, als der Ilt es sich nach den Beschreibungen in TERRA TELEVISION vorgestellt hatte.
Mitten in einem zylindrischen Gebiet von zirka zwanzig Metern Durchmesser und scheinbar unendlicher Höhe, das völlig frei war von Schnee und Eiskristallen und Sturm, ragte eine Art Obelisk auf, ein energetisches Gebilde, das in allen Farben des Spektrums schillerte und von den unergründlichen Tiefen des Alls und seinen zahllosen ungelösten Rätseln und Geheimnissen sang.
Der Gesang war keine akustische Darbietung, sondern vielmehr so etwas wie eine pulsierende Aura aus psionischer Energie als
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