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1045 - Zombie-Eulen

1045 - Zombie-Eulen

Titel: 1045 - Zombie-Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Scheiben das letzte Regenwasser in Streifen herab.
    Dann kümmerte ich mich um den Mann.
    Die Bettdecke war hoch bis zu seinen Schultern gezogen worden. Wir sahen den Hals, den Kopf, aber keine Hände. Sie und die Arme wurden ebenfalls verdeckt.
    Weißgraues Haar wuchs auf Kasanus Kopf. Sein Gesicht zeigte noch die natürliche Bräune eines Menschen, der sich Zeit seines Lebens viel an der frischen Luft aufgehalten hatte. Dünne Lippen, eine kantige Nase, eine hohe Stirn - und die dunkle Augenklappe, die beide Augen verdeckte, und durch ein Gummiband an den Ohren befestigt worden war.
    Das also war Ion Kasanu, der Mann mit den blutenden Augen. Als mir der Gedanke kam, suchte ich die Umgebung der Augen ab, konnte aber keine Blutspuren entdecken.
    »Wir sind da, Mr. Kasanu«, sagte Bill.
    Er öffnete den Mund. »Ich weiß.«
    »Dürfen wir Ihnen die Augenklappe abnehmen?«
    »Nein, das mache ich.«
    Die Decke warf Falten, als sich seine Hände darunter bewegten und in die Höhe glitten. Die bleichen Finger krochen über die Brust hinweg, schlugen auch die Decke etwas zurück und näherten sich zitternd der Augenbinde.
    Ich stellte Mrs. Kasanu eine Frage. »Die Verletzung hat er nicht in seiner Heimat erhalten - oder?«
    »Nein, das nicht, Mr. Sinclair. Bis hierher ist er verfolgt worden, und ich weiß, daß seine Peiniger noch in der Nähe lauern. Sie sind nicht zurückgeflogen.«
    »Was macht Sie so sicher?«
    »Ion hat es gesagt. Er kennt den Fluch, der so alt und zugleich schrecklich ist.«
    Unser Gespräch schlief ein, denn Ion hatte die Hände so weit gedreht, daß es ihm möglich war, die Gummibänder der Augenklappe von seinen Ohren zu lösen.
    Danach ging alles sehr schnell. Fast überhastet. Wir hörten ihn stöhnen. Er schleuderte die Brille beinahe zur Seite, so daß wir auf seine Augen schauen konnten.
    Augen?
    Nein, das waren keine Augen mehr. Bill und ich wurden bleich, denn dieser Anblick war verdammt hart, auch wenn wir uns innerlich darauf eingestellt hatten.
    Die Augen gab es nicht mehr. Sie waren ausgehackt worden. Es waren nur noch die Höhlen vorhanden, aber auch nicht leer, sondern mit einer dicken, dunkelroten und puddingartigen Flüssigkeit gefüllt - mit seinem eigenen Blut…
    ***
    Ich hörte Bill Conolly schnaufen. Auch ich saugte den Atem scharf durch die Nasenlöcher ein. Der rechte Arm des Mannes war zur Seite gesunken. Mit zwei Fingern hielt er noch das Gummiband der Binde fest. Kasanus Mund zuckte. Er weinte. Es waren auch die entsprechenden Laute zu hören, aber er produzierte keine Tränen, denn das war wohl nicht mehr möglich. Es war ein leises, doch heftiges Weinen, und seine Frau mußte herantreten, ihn streicheln und versuchen, ihn zu beruhigen.
    Sie sprachen Rumänisch miteinander. Bill und ich waren für sie nicht mehr vorhanden. Es gab nur noch sie beide, die miteinander flüsterten, wobei Ion hin und wieder ein Nicken andeutete und seine Hände zu Fäusten zusammenkrampfte.
    Nach einer Weile trat sie zurück und schaute uns an. »Er schämt sich so«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Weil er sich als Schwächling sieht.«
    »Das ist doch Unsinn.«
    »Ich weiß, aber er nicht. Wenn Sie mit ihm reden, müssen Sie genau zuhören, denn er versteht diese Sprache nicht so gut. Ihm ist alles hier im Land noch fremd.«
    »Keine Sorge«, sagte Bill und beugte sich über das Bett, als wollte er sich die mit Blut gefüllten Augenhöhlen noch intensiver anschauen. Das Blut lag darin wie dicker Sirup. Es glänzte leicht auf seiner Oberfläche, spiegelte aber nicht.
    Ich wollte gar nicht daran denken, welche Schmerzen der Mann durchlitten hatte. Ich stellte es mir einfach schrecklich vor, wenn Vögel mit ihren scharfen Schnäbeln Menschen die Augen auspickten.
    Was dann mit ihnen geschah, wußte ich auch nicht. Vielleicht würde uns Ion Kasanu Aufklärung geben.
    Er lag nicht mehr ruhig, sondern zitterte in Erwartung unserer Fragen. Als er die Finger der linken Hand bewegte, verstand Bill die Geste und legte seine Hand in die des Rumänen, der kurz tief einatmete und flüsterte: »Es tut gut, einen Menschen zu spüren. Ich merke durch den Kontakt, daß du ein guter Mensch bist. Du hast eine so positive Ausstrahlung.«
    Bill wußte nicht, was er erwidern sollte. Er lächelte nur. Wenig später verschwand das Lächeln wieder, und auch mein Gesicht nahm einen harten und gespannten Ausdruck an, denn wir hörten, was uns der Mann mit flüsternder Stimme zu sagen hatte.
    »Der Fluch ist da. Er ist immer

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