1045 - Zombie-Eulen
ein Register. Dort schaute mein Freund nach, merkte sich das Planquadrat und den entsprechenden Buchstaben und brauchte nicht lange zu suchen, um den Ort zu finden.
»Ich habe ihn.« Er markierte ihn mit einem Strich seines Kugelschreibers.
»Und weiter?«
Sein Lachen klang nicht gut. »Es gibt ihn, aber er liegt ziemlich einsam, ich schätze, daß er von Petrila so dreißig oder vierzig Kilometer entfernt liegt.«
»Sehr schön«, sagte ich, »und das dauert. Wir haben hier leider keine Autobahn.«
»Also durch die Berge?«
»Du sagst es.«
Bill schaute auf die Uhr. »Liegen wir denn noch gut in der Zeit?«
»Ich hoffe es.«
Wir hatten die Hauptstadt verlassen und damit wenig später auch die normalen Straßen. Jetzt konnten wir froh sein, in einem Jeep zu sitzen, denn nun begann eine Fahrt, die im Sommer durchaus romantisch sein konnte, im Winter weniger, denn diesmal bekamen wir es nicht mit Schnee oder Glatteis zu tun, sondern mit dickem Dunst, der sich oft genug in den Tälern als graue Suppe zusammenballte.
Zum Glück blieb er nicht permanent, aber wir hatten schon unserer Schwierigkeiten. Durch Städte fuhren wir nicht, sie lagen einfach zu abseits, aber wir rollten durch einsame Dörfer, die noch so aussahen wie vor Jahrhunderten. Da hatte sich nichts geändert.
An einer Tankstelle kauften wir noch Sprit und erkundigten uns mit Händen und Füßen bei einem alten Tankwart nach dem Rest der Strecke. Wir erfuhren, daß wir einen Paß passieren mußten, um dann in ein Tal zu fahren, in dem Bilic lag, wobei uns der Mann alles aufzeichnete, was er recht gut konnte.
»Suko ist zu beglückwünschen, daß er in London geblieben ist«, meinte Bill, als wir wieder einstiegen.
»Er wird die anderen Rumänen dort im Auge behalten. Es ist immer noch möglich, daß wir diese verdammten Zombie-Eulen an zwei Stätten erleben. Ausschließen kannst du nichts.«
Der Paß lag relativ hoch. Hier hatte es auch geschneit. Die Bäume wirkten wir mit Puderzucker übergossen, und auf der schmalen, unebenen Straße bildete der Schnee an einigen Stellen eine ziemlich rutschige Masse.
Die Reifen packten alles. Wir überwanden auch die Höhe. Danach ging es abwärts in Richtung Bilic. Außerdem lagen wir gut in der Zeit. Selbst der Nebel hielt sich in Grenzen.
Die Höhe erlaubte uns einen ersten Blick auf Bilic. Eine Ansammlung von Häusern, die recht dicht beisammenstanden. Nur einige, waren außerhalb des Ortes errichtet worden.
Sehr viel Wald gab es hier. Gegenüber, auf halber Höhe einer Hügelflanke, ragte der Turm in die Höhe. Er war ebenso dunkel wie der ihn umgebende Wald, aber durch seine Größe gut zu erkennen.
Unser Ziel!
»Sollen wir sofort hinfahren«, fragte Bill.
»Nein, wir fragen in Bilic nach.«
»Gut. Wenn dort einer unsere Sprache spricht.«
»Wollte Marek nicht warten?«
»Hoffentlich.«
Noch eine Kurve, und wir hatten es geschafft. Bilic lag wie auf dem Präsentierteller. Die Straße war schmal, nicht gepflastert und durch den Regen aufgeweicht worden. Zu beiden Seiten wuchs das Unterholz an den Bäumen hoch.
Und aus ihm sprangen plötzlich die beiden Gestalten hervor. Sie tauchten so schnell auf, daß wir erschraken. Das war nicht schlimm. Viel weniger gefiel uns der Mann, der eine Maschinenpistole in den Händen hielt, mitten auf der Straße stand und einfach schoß…
ENDE des ersten Teils
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