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1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm
Autoren: Jason Dark
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Szene hatte er nicht gerechnet, einfach nicht rechnen können.
    Diese vier Eulen hatten ihre gekrümmten, spitzen Vogelklauen in die Kleidung des Mannes so hart hineingeschlagen, daß er beinahe an ihr hing wie in einem Bügel.
    Zwei hielten ihn an seinen Schultern fest. Eine andere Eule hatte ihren Halt an Palus Rücken gefunden. Und die vierte, was am schlimmsten war, hatte es geschafft, sich in den Haaren des Mannes festzukrallen und ihm den Kopf nach hinten zu zerren. Zwei dieser Greifer waren so gespreizt, daß die von hinten her über den Kopf hinauswuchsen und sich mit ihren Spitzen in die Haut seiner Stirn gebohrt hatten wo Wunden entstanden waren, aus denen Blut sickerte.
    Palu schrie nicht mehr. Er wimmerte nur noch. Er hielt sogar seine Waffe noch fest, nur zeigte die Mündung nach unten. Palu war nicht in der Lage, die Uzi zu drehen, um in die Höhe schießen zu können.
    Bills Haß und auch seine Verzweiflung brachen sich durch einen lauten Fluch freie Bahn. Dann riß er seine rechte Hand hoch. Die Beretta war mit geweihten Silberkugeln geladen. Er wollte die Eulen verglühen sehen und…
    Sie hatten sein Vorhaben erraten. Plötzlich flatterten sie ihre Schwingen hoch. So schnell und hektisch, daß Bill sogar vom dabei entstehenden Luftzug erwischt wurde.
    Es brachte ihn für einen Moment aus dem Konzept. Diese Chance nutzten die Tiere aus, und sie bewiesen auch, welche Kräfte in ihnen steckten. Der gefangene Palu wurde in die Höhe gerissen. Sie zerrten ihn praktisch weg, so daß er in eine Schräglage geriet, und die sich immer heftiger bewegenden Schwingen irrtierten Bill. Sie ließen ihn nicht zu einem gezielten Schuß kommen.
    Er traute sich auch nicht, denn er wollte auf keinen Fall Palu treffen.
    Deshalb lief er vor. Erst aus der Nähe würde er einen gezielten Angriff starten können.
    Bill hatte das klare Denken ausgeschaltet. Es gab nur noch die Rettung des Mannes. Dennoch waren seine Nerven sensibilisiert, denn er bekam wieder den Luftzug der Schwingen mit.
    Diesmal nicht von vorn, sondern von der rechten Seite.
    Alarm!
    Bill stoppte, rutschte auf dem glatten Boden nach vorn, kippte zur rechten Seite hinweg und prallte mit der Schulter heftig gegen eine der hohen Grabsteinkanten.
    Den Schmerz ignorierte er. Er mußte ihn auch ignorieren, denn in unmittelbarer Nähe flatterte die Eule auf ihn nieder, die für ihn zu einem monströsen Tier geworden war, das bereits seine Krallen nach seinem Gesicht schlug…
    ***
    Genova also, die Nonne!
    Frantisek kannte sie. Es gab deshalb keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Auf mich wirkte sie versteinert, und sie versperrte uns ausgerechnet jetzt den Weg. Es war der ungünstigste Zeitpunkt, den sie sich hätte ausdenken können.
    Sie stand dicht an der Mauer. Hinter ihr befand sich ein rundes Fenster mit einem Gitterviereck davor, als wäre genau diese Stelle des Turms ein Gefängnis. Es fiel zwar kein Licht durch die Rundung, aber der Ausschnitt war trotzdem heller als das normale Gemäuer, so daß sich die Gestalt gut abzeichnen konnte.
    Auch Mara wußte, daß uns die Nonne gestört hatte. Sie war von dem natürlichen Drang besessen, ihr Kind zu sehen, und dem gab sie auch Ausdruck.
    »Ich will mein Kind!« brüllte sie die Nonne an. »Verdammt noch mal, ich will mein Kind! Gib den Weg frei!« Sie sah aus, als wollte sie sich auf die Gestalt stürzen, die sich nicht bewegte. Die Nonne stand da, als wäre sie tatsächlich zu Stein geworden.
    Irgend etwas ging auch von ihr aus, das seine Wirkung nicht verfehlte.
    Zumindest nicht auf Mara, denn sie setzte ihr Vorhaben nicht in die Tat um. Sie blieb einfach nur stehen und starrte die fremde Person an.
    Bisher hatte sich die Nonne nicht bewegt. Ich überlegte, ob ich mich noch an ihr vorbeidrücken konnte. Es war schwierig, aber zu schaffen.
    Da stieß mich Frantisek Marek an. »Was immer du auch denkst, John, laß es vorerst sein.«
    »Warum?«
    »Genova ist nicht schlecht.«
    Beinahe hätte ich gelacht. »Das weißt du genau?«
    »Ja, ich spüre es. Außerdem kenne ich sie. Wäre sie nicht gewesen, stünden wir nicht hier. Sie hat uns den Weg zu diesem verdammten Hexenturm gewiesen.«
    »Ist gut, ich verlasse mich auf dich!«
    Kaum hatte ich ausgesprochen, als die Nonne reagierte. Sie hob ihren rechten Arm an und kam mir dabei vor wie eine Lehrerin, die den Schülern klarmachte, daß sie jetzt nur noch auf sie zu achten und hören hatten. Ihre Stimme konnte kaum als solche bezeichnet werden. Sie erinnerte
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