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1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm
Autoren: Jason Dark
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griffbereit, ich wartete nur auf die verdammten Eulen, die sich überhaupt noch nicht gezeigt hatten, seit wir die Ruine betreten hatten.
    Ich lauschte nach oben. Es weinte kein Kind mehr. Ich hörte so gut wie keine Geräusche, nur ein leichtes Singen. Das allerdings entstand durch den Wind, der den Turm in dieser Höhe umwehte und durch die lukenhaften Fenster drang.
    Ich nahm Stufe für Stufe. Das Licht der Leuchte bildete einen kleinen Kegel, der wie ein lautloser Springball vortanzte, über Treppe und Mauerwerk huschte, es für einen Moment nachzeichnete und dann wieder verschwinden ließ.
    Das Ende der Treppe war sichtbar. Fünf Stufen über mir ging es nicht mehr weiter. Dort befand sich das obere Ende des Turms, ebenso groß wie der Grundriß.
    Wenn die Kinder sich hier im Turm aufhielten, dann würde ich sie da oben finden.
    Mein Herz klopfte schneller. Innerlich war ich aufgeheizt. Schweiß sickerte aus den Poren. Ich war ungemein wachsam. Wenn plötzlich eine dieser Hexen-Eulen erschien, mußte ich blitzschnell handeln.
    Sie ließen sich nicht blicken. Ich wünschte sie mir nicht herbei, aber diese ungewöhnliche Stille konnte mir auch nicht so recht gefallen. Ich gelangte noch höher. Mein Blick fiel bereits über die letzte Stufe hinweg, über die auch der Lampenstrahl geglitten war und jetzt das obere Ende des Turms teilweise ausleuchtete.
    Ein schmutziger Boden. Federn klebten dort fest. Das war der erste Eindruck.
    Es blieb nicht dabei. Ich erreichte die letzte Stufe und blieb darauf stehen, denn dieser Blick durch den oberen Raum des viereckigen Turms war optimal.
    Zunächst einmal überraschte mich die Größe, die auch von der Düsternis nicht genommen werden konnte. Sie umwehte diesen Raum wie ein dunkelgraues Gespinst. Und nur dort, wo sich die Fenster in den Wänden abzeichneten, war es heller.
    Vier Fenster zählte ich. An jeder Seite eines. Wenn die Eulen den Turm besetzen wollten, dann konnten sie ihn von vier verschiedenen Seiten anfliegen.
    Wo befanden sich die geraubten Kinder?
    Ich senkte den Arm mit der Lampe. Hinter mir standen Marek und die junge Mutter. Mara flüsterte dem Pfähler etwas zu. Ich achtete dabei nicht auf den Klang der Worte. Bisher hatte ich einfach zu wenig gesehen, das allerdings änderte sich, als ich die Hand mit der Leuchte senkte und den Strahl kreisen ließ.
    Er fand seine Ziele. Ich sah die Nester - und ich sah die Kinder…
    ***
    Es war der Moment des Schocks und der Überraschung. Ich hatte mir zuvor keinerlei Vorstellungen davon gemacht, wie und in welchem Zustand ich die Kinder finden würde. Deshalb war ich auf alles gefaßt gewesen, sogar den Tod hatte ich in Betracht gezogen. Was ich allerdings hier zu sehen bekam, das war schon mehr als überraschend.
    Die Kinder lagen an den Seiten des Turms verteilt. Zumindest an drei von ihnen. Und sie hielten sich dicht an den Wänden auf. Ihre Köpfe jedenfalls berührten die Innenwände des Turms beinahe. Man hatte sie nicht auf den kalten Boden gelegt, und der Begriff »Nest« bekam so etwas wie eine Berechtigung.
    Nest oder Krippe?
    Mehr Nest, wie ich fand, denn die kleinen Würmer waren auf Stroh gebettet worden. Sie trugen noch ihre Babykleidung, sie sahen schmutzig aus, doch das alles interessierte in diesem Augenblick nicht.
    Es war völlig unwichtig, weil die Kinder lebten. Nur diese Tatsache konnte mich beruhigen.
    Zwar blieben sie ruhig. Sie schrien nicht, sie zuckten auch nicht mit den kleinen Armen und Beinen, sie sahen auch nicht ausgehungert aus, sie waren nur so starr und apathisch.
    Aber sie atmeten!
    Immer wenn eines der Kinder vom Kegel der Lampe gestreift wurde, konnte ich es sehen. Sie atmeten ein und aus. Wenn ich mich konzentrierte, hörte ich auch das leise, manchmal etwas schnaufende Geräusch. Erst jetzt durchflutete mich dieses Gefühl der Erleichterung.
    Ich dachte nicht darüber nach, wer ihnen zu essen und zu trinken gegeben hatte, so etwas war unwichtig. Es ging mir nur um die Kinder und darum, daß sich ein Alptraum nicht erfüllt hatte.
    Bevor ich für meine Begleiter den nötigen Platz schuf, drehte ich mich zu ihnen um.
    »Und?« flüsterte Marek. Ich lächelte nur.
    Damit war er nicht zufrieden. »Verdammt noch mal, John, was ist denn? Sag es!«
    »Sie leben…«
    Er schloß für einen Moment die Augen. War unheimlich erleichtert. Er schwankte auch auf der kantigen Stufe stehend, aber er fiel nicht, weil er sich an der Wand abstützte.
    Mara wußte noch nichts. Sie sprach auf Marek
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