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1047 - Madame Medusa

1047 - Madame Medusa

Titel: 1047 - Madame Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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über die Lippen geflossen, aber Joker hatte ihn genau gehört. Wie auch der Hund, denn ihm hatte das akustisches Zeichen gegolten.
    Er gehorchte.
    Bisher hatte er still auf dem Fleck gestanden. Es änderte sich in der nächsten Sekunde, denn der am Boden liegende Joker bekam die entsprechenden Geräusche mit.
    Tapp - tapp - tapp…
    Er ging, und er kam näher. Von der linken Seite her näherte er sich dem Opfer. Joker konnte sich ausrechnen, wann ihn der Rottweiler erreicht hatte, der auf den Menschen dressiert worden war. Er fragte sich, was schlimmer war. Zu Stein zu werden oder durch die Reißzähne des Hundes den Tod zu erleiden?
    Mit beidem konnte er sich nicht anfreunden, aber eine Chance ließ ihm Madame Medusa nicht.
    So blieb er liegen, die Augen weiterhin fest zugedrückt. Nicht einmal blinzeln wollte er. Irgendwo hatte er sich bereits aufgegeben. Ausgerechnet ich, dachte Joker. Er war stets ein knallharter und auch gnadenloser Typ gewesen, beileibe kein Looser, und auf andere Menschen hatte er nie Rücksicht genommen. Das galt für sein privates und auch für sein berufliches Leben. Wobei eine Grenze zwischen beiden kaum zu ziehen war.
    Jetzt war alles anders geworden. Kein Gewinner mehr. Nur noch der Looser. Hier mußte er bitten und betteln, wie viele seiner Feinde vor ihm es bei ihm getan hatten. Er hatte sich über die Schwächlinge stets amüsiert. Jetzt war er dazu geworden, und so unternahm Joker einen letzten Versuch.
    »Bitte…« röchelte er.
    Madame lachte nur. Der einzige Kommentar. Da wußte Joker, daß sich die Dinge nicht verändert hatten. Er hörte auch den Pfiff. Leise ausgestoßen, genau richtig für den Hund, der nicht mehr auf seinem Platz blieb und nach vorn trat.
    Der Rottweiler drückte seine beiden Vorderpfoten auf Jokers Brust. Das Tier stemmte sich dort ab, als wollte er die Knochen des Mannes zerbrechen. Das Knurren wehte dabei über Jokers Gesicht hinweg, der seine Augen nach wie vor fest geschlossen hielt. Er öffnete nur den Mund, um Luft zu holen.
    Schwere Atemzüge. Er hörte sich selbst röcheln. Spürte den heißen Hundeatem gegen und über sein Gesicht wehen. Merkte auch, daß sich der Hund bewegte. Sah nicht, wie der Rottweiler seine Schnauze öffnete, die Zunge hervorstreckte und sie über den Hals und das Kinn des Mannes gleiten ließ.
    Eine feuchte Liebkosung - und eine tödliche zugleich. Das Tier wollte ihn noch mehr quälen, denn die Zunge wanderte weiter an Jokers Gesicht entlang. Das Tier verfolgte damit ein bestimmtes Ziel.
    Es wollte ihn zwingen, endlich die Augen zu öffnen.
    Er kämpfte dagegen an. Das Dasein war für ihn zu einer Qual geworden. Er war inner- und äußerlich verkrampft, aber er hielt die Augen geschlossen. Er wunderte sich selbst darüber, daß es ihm gelang, eine derartige Energie aufzubringen. Er stemmte sich gegen den Tod an, gegen das mörderische Schicksal.
    Da biß der Hund zu!
    Es war kein harter Biß. Beinahe sanft geführt. Mehr ein Kitzeln seiner Zähne am Kopf des Mannes.
    Nur ein leichter Druck, der aber reichte aus. Joker konzentrierte sich nicht mehr darauf, die Augen geschlossen zu halten. Er war durch den Biß gezwungen worden, eine Reaktion zu zeigen.
    Der zweite Biß.
    Diesmal härter. In beide Wangen, so weit hatte der Rottweiler seine Schnauze aufgerissen. Noch einmal stöhnte Joker auf, er zuckte auch zusammen - und reagierte.
    Es war ihm nicht mehr möglich, die Augen geschlossen zu halten. Er öffnete sie.
    Der Blick fiel schräg in die Höhe. Er traf sie - Medusa. Aber auch die Schlangen auf ihrem Kopf.
    Im gleichen Augenblick wußte Joker, daß er endgültig verloren war…
    ***
    Wer sie ansieht, wird zu Stein!
    Es war wohl sein letzter Gedanke, denn die Magie begann zu wirken. Er versteinerte nicht sofort. Es war nicht der Schock, der ihn so plötzlich erwischte. Joker war sogar in der Lage, noch alles zu sehen, was sich an dieser Madame Medusa verändert hatte.
    Ihre Kleidung interessierte ihn ebensowenig wie das glatte, faltenlose Gesicht, das so alterslos wirkte. Er konnte nur immer auf die Schlangen schauen. Sie wuchsen aus der Kopfhaut empor. Sie hatten die Haare abgelöst. Keine Strähnen, sondern glatte Wesen, aalartig. Sie bewegten sich und glitten mit ihren Oberkörpern in die Höhe, als gehorchten sie den Befehlen eines Schlangenbeschwörers. Die glatten Wesen tanzten auf dem Kopf der Frau. Sie schwangen hin und her, als wären sie von Windstößen bewegt worden. Das Pendeln. Das Vor und das Zurück. Ein

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