1048 - Blutende Schatten
Weise zu verstehen geben.
Aber was?
Ich saß da, rätselte und kam nicht zurecht. Mit der Hand wischte ich über mein Gesicht, wie jemand, der die Vergangenheit aus seinem Gedächtnis streichen will.
Danach legte ich mich hin.
Schlafen. Am anderen Morgen sah die Welt anders aus. Das jedenfalls hatte mich die Erfahrung gelehrt.
Es war seltsam, aber auch die Nachwirkungen des Alptraums störten mich nicht mehr. Die Lider wurden schwer, und sie fielen mir schon sehr bald zu.
Ich schlief ein.
Diesmal ohne Alpträume…
***
Sugar wußte nicht, was er tun sollte. Er stand noch immer vor der Kellertreppe, schaute in die Tiefe, ohne etwas erkennen zu können, da er sich nicht getraut hatte, das Licht einzuschalten. So war die Finsternis dicht wie ein schwarzer Nebel, der von keinem Lichtfunken erhellt wurde.
Was tun? Wo steckte Nico? Er hörte ihn nicht. Aber er war irgendwo in der Dunkelheit verschwunden, denn Sugar hatte ihn nicht zurückkommen sehen.
Sugar glaubte nicht daran, daß dieser unterirdische Raum nur aus einer Fläche bestand. Es gab sicherlich mehrere Kellerräume. Nur waren sie von der Finsternis verschluckt worden. Vor ihm schien eisige Stille zu lasten. Kein Geräusch. Keine Stimmen, kein Schritt, kein Atem, nichts.
Was tun?
Noch traute sich Sugar nicht, das Licht einzuschalten. Er dachte an seinen Freund und wollte vor allen Dingen eine Reaktion von ihm haben. Ein Zeichen, eine Antwort, wie auch immer.
Deshalb rief er Nicos Namen.
Erst flüsternd und viel zu leise. Dann aber lauter, halblaut, so daß seine Stimme durch den Kellerflur drang. Möglichst auch hinein in den letzten Winkel.
Sugar erhielt keine Antwort.
Scharf atmete er aus. Er bekam es mit der Angst zu tun. Er dachte an das rote Licht und auch daran, daß ein rotes Licht stets eine Gefahrenquelle signalisierte.
Auch hier?
Seine Augen brannten leicht. Er hatte sie durch das Starren überanstrengt. Aber er spürte plötzlich, wie ein Ruck durch seinen Körper ging.
Da war das Licht!
Der rote Schein!
Nicht überdeutlich. Dafür war die Umgebung einfach zu finster, aber doch zu erkennen. Sehr weit vor ihm und auch tief in der Dunkelheit verborgen.
Endlich…
Aus seinem Mund drang ein Stöhnen. Der Schweiß drang aus allen Poren, das Herz schlug schneller, er zitterte. Die Dunkelheit war für ihn zu einem Feind geworden. Er hatte den Eindruck, als wollte sie mit allem, was in ihr steckte, nach ihm greifen und ihn von der Treppe weg in die Finsternis holen.
Dieses Gefühl entwickelte sich so stark in ihm, daß er auf der Stelle schwankte und das Gefühl hatte, nach vorn und auf die Stufen fallen zu müssen.
Glücklicherweise konnte er die rechte Wand als Stütze benutzen. Als seine Handfläche darüber hinwegglitt, da berührte er auch den normalen Lichtschalter.
Über und vor ihm zuckten unter der Decke Blitze auf. Helles Licht, das sich erst finden mußte, um dann ruhig zu brennen. Es leuchtete einen sehr sauberen Kellerflur aus, aber von seinem Freund sah Sugar zunächst nichts. Ihm fiel wohl auf, daß am Ende eines Kellergangs eine Tür nicht ganz geschlossen war. Sie stand schräg, war also offen, und wenn ihn nicht alles täuschte, sah er auch den rötlichen Lichtschein, der sich durch den Spalt drängte.
»Nico?«
Er hatte den Namen noch lauter gerufen als vorhin. Seine Stimme erzeugte auch ein Echo. Eigentlich hätte Nico ihn jetzt hören und sich auch melden müssen, aber Sugar bekam keine Antwort.
Es war etwas passiert. Das mußte einfach so sein. Nico hatte sich überschätzt. Dieses rote Licht war nicht so harmlos, wie es von außen gewirkt hatte.
Zu den besonders mutigen Menschen gehörte Sugar nicht, deshalb dachte er auch an Flucht. Andererseits wollte er seinen Freund nicht im Stich lassen. Sie waren zusammen gekommen, sie würden auch zusammen verschwinden, das gehörte einfach zu einer Partnerschaft, auch wenn Sugar dabei über seinen eigenen Schatten springen mußte.
Das tat er, indem er begann, die Treppe hinabzugehen. Er zitterte dabei. Wohl war ihm nicht.
Ein völlig normaler Keller. Türen rechts und links. Durch die Latten einsehbar. Er konnte in die dahinterliegenden Räume blicken und sah das gleiche, das auch sein Freund zu Gesicht bekommen hatte. Nur hielt er sich zurück.
Sugar ging weiter. Er bewegte sich in der Mitte des Gangs. Er wollte nicht zu weit nach rechts und auch nicht nach links. Nur in der Mitte fühlte er sich wohl.
Er verdrehte die Augen, weil er in die Räume
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